Dienstag, 13. April 2010

Karzai droht die NATO-Offensive zu blockieren

Schon vor langer Zeit habe ich geschrieben, der Krieg in Afghanistan ist verloren. Es findet nur ein endloses Gemetzel unter der Bevölkerung und zahllose Kriegsverbrechen statt. Die Afghanen sind mittlerweile der Meinung, die Taliban sind das kleinere Übel, so gescheitert ist die Kriegspolitik der NATO-Länder. Wenn aber sogar die vom Westen eingesetzte und gestützte Präsidentenmarionette Karzai sagt, er würde zu den Taliban überlaufen und die Taliban würden eine legitime Widerstandsbewegung werden, wie ich hier berichtet habe, dann ist wirklich alles verloren. Jetzt hat er noch eins draufgesetzt und öffentlich gesagt, er würde die kommende NATO-Offensive in Kandahar, die ab Juni beginnen soll, blockieren.

Die NATO plant im Sommer 10'000 Soldaten in die südliche Provinz Kandahar für eine Offensive gegen die Taliban zu schicken, einer der grössten im bald 10-jährigen Krieg.

Bei einer von Karzai einberufenen Schura (arabisch für Beratung, um gemeinsam eine Entscheidung zu treffen), an der 1'500 Stammführer teilnahmen, versuchte er die Anwesenden für die Offensive zu gewinnen. Stattdessen wurde er mit massiver Opposition und Beschwerden über Korruption und Misswirtschaft konfrontiert. Er wurde beschimpft und sah sich gezwungen den Ältesten ein Vetorecht über die Militäraktion einzuräumen.

Er rief in die Menge: „Seid ihr glücklich oder unglücklich wenn die Offensive ausgeführt wird?

Die Stammesführer riefen lautstark zurück: „Wir sind nicht glücklich!

Dann, bis ihr sagt ihr seid glücklich darüber, wird die Operation nicht stattfinden,“ antwortete Karzai.

Der NATO-Oberkommandierende, General Stanley McChystal, sass hinter ihm und schaute sehr besorgt drein, als er die massive Reaktion der Versammlung hörte. Diese Vorgehensweise von Karzai hat die US-Führung weiter aufgebracht und völlig fassungslos gemacht, nach dem was er sich vorher schon in ihren Augen geleistet hat, in dem er damit drohte, er würde möglicherweise die Seiten wechseln.

Das ist ein weiterer schwerer Schlag gegen die Kriegspolitik von Obama, mit der er die Taliban aus ihrem Kernland vertreiben will, ein wichtiger Teil seiner Strategie, weshalb er zusätzliche 30'000 zusätzliche Soldaten nach Afghanistan beordert hat. Die Vereinigten Staaten bezeichnen Kandahar als den „Schwerpunkt“ des Krieges in Afghanistan.

Der Plan der NATO sieht vor, die Provinzführung zu eliminieren und eigene Gremien einzusetzen, um an die Wurzel des Aufstandes durch die Taliban zu kommen. Sie wollen die Macht der Warlord brechen, einschliesslich die des Bruders des Präsident, Ahmed Wali Karzai.

Aber jetzt, wo sie feststellen müssen, der von ihnen selber eingesetzte Präsident ist „abtrünnig“ geworden, sind diese Hoffnungen am schwinden. Es gibt sogar Stimmen in der US-Regierung die sagen, der Mann ist völlig durchgedreht und muss entfernt werden. Nach der Schura sagte ein US-Offizieller, Karzai hätte sich weder als Alliierter noch als populär in der eigenen Bevölkerung gezeigt.

Er kann gegen den Westen schimpfen so viel er will, niemand will ihn als Marionette des Auslands sehen. Das Problem ist, seine unberechenbaren Ansprachen werden durch unberechenbaren Handlungen gefolgt. Deshalb untergräbt diese Spannung die Offensive.

Der aktuelle Streit begann, als Karzai die Wahlen des vergangenes Jahres als „riesigen Betrug“ bezeichnete und dabei sagte, dieser wäre „von Ausländern“ durchgeführt worden.

Am nächsten Tag telefonierter er mit US-Aussenministerin Hillary Clinton, um seine Aussage zu klären, aber danach steigerte er sogar den Angriff. Bei einem Treffen mit Parlamentsmitgliedern sagte er laut Zeugen, „Wenn ich unter Druck gerate, dann könnte ich mich den Taliban anschliessen.

In Kandahar fuhr er mit der Ablenkung der Kritik an seiner Person fort, in dem er die Auswärtigen weiter kritisierte und sagte, er hätte sich mit der Frage an die Versammlung “von ausländischen Befehlen befreit.

Auf den Strassen von Kandahr scheint wenig oder gar keine Unterstützung für die NATO-Offensive in die Provinz vorhanden zu sein. Die Bevölkerung weiss, sie wird nur weiteres sinnloses Töten und Zerstörung bringen. Sobald die fremden Truppen erscheinen, tauchen die Taliban in der Bevölkerung unter, um nach ihrem Abzug wieder zu erscheinen. Als Resultat bleiben nur zahllose Leichen der Zivilisten und ausgebombte Häuser übrig.

Weitere Zivilisten in Kandahar von NATO-Truppen getötet

Die fremden Besatzer tun auch alles um die afghanische Bevölkerung gegen sich aufzubringen. US-Soldaten haben das Feuer auf einen Bus voller Zivilisten eröffnet, dabei wurden vier Passagiere getötet, darunter eine Frau und ein Kind. Ein weiteres Dutzend Personen wurden verletzt.

Diese Tötung löste eine antiamerikanische Demonstration auf den Strassen von Kandahar aus. Wütende Afghanen versammelten sich, zündeten Reifen an und skandierten „Tod für Amerika“ und „Tod für Karzai, Tod seiner Regierung.

Im Zhari Distrikt näherte sich ein Bus einer langsam fahrenden Militärkolonne und die Soldaten betrachteten das Fahrzeug als Bedrohung. Darauf eröffneten sie das Feuer und durchsiebten den Bus. Ein Sprecher der Koalitionstruppen sagte danach, „wir bedauern zu tiefst den Verlust an Leben.

Laut Zeugen schossen die Soldaten ohne Warnsignal, als der Bus noch 80 bis 100 Meter hinter dem Konvoi entfernt war. Der Gouverneur der Provinz Kandahar, Tooryalai Wesa, kritisierte die amerikanischen Streitkräfte auf schärfste und verlangte, dass der Kommandant unter dem Militärgesetz bestraft werden muss.

Präsident Karzai nannte die Schiesserei „unentschuldbar“ und sagte, „der Beschuss von Passagierbusse ist gegen die NATO-Zusage, das Leben von Zivilisten zu schonen.“ In den letzten Monaten sind über 30 unschuldige Zivilisten bei Schiessereinen vor Strassensperren und bei Konvois von ISAF-Soldaten getötet und über 80 verletzt worden. Laut Angaben der UNO waren es 2009 mehr als 2'400 Zivilsten.

Die Menschen in Kandahr haben jedes Vertrauen in die ausländischen Truppen verloren. „Die Operation hat noch nicht mal begonnen, aber jeden Tag töten sie Zivilisten,“ sagte der Einheimische Haji Wali Jan. „Wenn sie vor einem Bus Angst haben, wie können sie mit einer Operation in Kandahar fortsetzen?

Georg Schramm über den Krieg in Afghanistan:


Wikilieaks hat verkündet, sie haben nach dem "Irak-Video" ein weiteres Video, welches das Massaker an der Bevölkerung in Afghanistan zeigt, das demnächts veröffentlich wird. Das Video soll die geheime Aufnahme der Bombardierung in der Farah Provinz vom Mai vergangenes Jahr sein. Die afghanische Regierung sagte damals, der Luftangriff mit F-18 und B1 Flugzeugen in der Nähe von Granai tötete 147 Zivilisten. Das Ereignis fand am 4. Mai 2009 statt und dabei wurden 500 und 2000 Pfund Bomben abgeworfen. Die Aufnahmen des Angriffs sollen zeigen, wie rücksichtslos die NATO-Streikräfte gegen die Zivilisten vorgegangen sind.

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