Nein, Deutschland führt keinen Krieg in Afghanistan, das wird von der Bundesregierung immer betont. Jetzt sind bei einem stundenlangen Feuergefecht mit rund 200 Taliban sind im Norden Afghanistans drei Bundeswehrsoldaten getötet und fünf schwer verletzt worden. Die Deutschen befanden sich angeblich südwestlich von Kunduz auf einer Patrouille und wurden mit Handfeuer- und Panzerabwehrwaffen beschossen, wie die Bundeswehr am Freitag mitteilte. Damit steigt die Zahl der umgekommenen Soldaten in Afghanistan auf 39 und 138 wurden verwundet.
Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hat seine Osterferien in Südafrika abgebrochen. Er ist laut Angaben von "Spiegel Online" auf dem Weg nach Deutschland. Dann soll er den Hinterbliebenen mal erklären, für was ihre Söhne und Brüder ihr Leben geopfert haben.
Was hat die Bundeswehr überhaupt dort zu suchen? Hat Afghanistan Deutschland angegriffen? Ach ja, sie sollen ja "nur" die Zivilbevölkerung "schützen" und beim "Wiederaufbau" des Landes helfen. Das ist die Propaganda die der deutschen Bevölkerung als Ausrede laufend erzählt wird. Zuerst überfällt man sie, bombt man sie in die Steinzeit, dann erfolgt ein angeblicher Wiederaufbau.
Dabei handelt es sich um einen illegalen und völkerechtswidrigen Angriffskrieg der Amerikaner und die Deutschen sind die willigen Helfershelfer, damit die Opiumfelder der CIA noch besser blühen. Das Heroin landet dann auf den Strassen von Moskau, für den verdeckten "Opiumkrieg" gegen Russland.
Und wenn die russiche Regierung mehrmals die NATO-Länder auffordert, den Drogenanbau und Handel endlich in ihrem Besatzungsgebiet zu unterbinden, dann weigern sie sich. Unter der Taliban-Regierung bis 2001 gab es keine Opiumfelder. Das haben die Amerikaner erst wieder ermöglicht und sagt wohl alles.
Zum Auftakt der 50. Ostermärsche haben einige Friedensaktivisten für ein Ende des Bundeswehr-Einsatzes in Afghanistan demonstriert. In Dortmund gingen 2.800 Menschen auf die Strasse. Wow, so viele? Das wird sicher was bewirken und die Meinung der Bundesbürger radikal ändern. Na ja, besser als nichts.
Für den Samstag ist unter anderem eine Demonstration an der US-Air-Base Ramstein in Landstuhl geplant. Grössere Aktionen sind auch in München, Stuttgart, Düsseldorf, Duisburg und Bremen vorgesehen. Am Ostersonntag wird am ehemaligen Bombodrom-Gelände in Brandenburg und an der Urananreicherungsanlage in Gronau demonstriert, am Ostermontag in Berlin.
Der amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche, Nikolaus Schneider, kritisierte unterdessen den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr. "Wir laufen Gefahr, dass der Einsatz völlig seine Legitimation verliert", sagte er dem "Hamburger Abendblatt". "Der Konflikt in Afghanistan ist aus dem Ruder gelaufen." Die Gesellschaft dürfe sich nicht selbst täuschen und die Bundeswehr als besseres Technisches Hilfswerk sehen, sagte Schneider in dem Interview, das vor dem Angriff geführt wurde.
Am Donnerstag hat der niederländische Botschafter in Pakistan, Joost Reintyes, den lokalen Medien verkündet, die Niederlande wird seine Truppen noch 2010 aus Afghanistan abziehen. Und wann zieht die Bundeswehr nach bald 10 Jahren Krieg endlich ab?
Schreiben an den Bundestag von Christoph Hörstel:
Sehr geehrte Damen und Herren Mitglieder des Deutschen Bundestages,
drei Bundeswehrsoldaten starben und fünf weitere wurden zum Teil schwer verletzt: im Distrikt Chahar Darrah, Provinz Kundus, ausgerechnet dort, wo Oberst Klein vor rund einem halben Jahr fast 140 Zivilisten töten ließ.
Allen Familien, Verwandten und Freunden aller Getöteten gilt mein Mitgefühl. Wie der englische Dichter John Donne vor rund 250 Jahren schrieb: „Any man’s death diminishes me – ’cause I am involved with mankinde.“
Im Fall Afghanistan gilt das größere Mitgefühl jedoch dem wachsenden afghanischen Widerstand und seinen Angehörigen, denn diese Menschen wehren sich gegen eine verbrecherische und ungerechte Besatzung, deren Politik immer krimineller wird, weil alle Verantwortlichen in Politik und Militär, Think Tanks und Medien Feigheit vor dem Freund zeigen, statt sich zu besinnen und einzulenken.
Es tut mir sehr weh, dies schreiben zu müssen, gerade auch als ehemaliger Coach für ausgewählte Führungskräfte unserer ISAF-Truppe und einziger Wehrdienst-Freiwilliger meines Abitursjahrgangs in meiner Heimatstadt Bremen.
Bevölkerung und Widerstand in Chahar Darrah werden wie ganz Afghanistan mitbekommen haben, dass sich Deutschland außerstande sieht, diesen Offizier zu bestrafen – von einer gerechten Strafe ganz zu schweigen, die ja entsprechend schwer ausfallen müsste. „Force protection“, der fürsorgliche Schutz für unsere Bundeswehr sieht anders aus. Das ist eine bittere Bilanz.
Gar nicht akzeptabel in einer Demokratie, menschenverachtend, pflicht- und eidwidrig zeigt sich die Politik, wenn wir betrachten, warum diese Soldaten heute Leben oder Gesundheit einbüßten: beim Entschärfen von Straßenbomben.
Seit Jahren weiß die gesamte Nato-Führung, wissen unsere Geheimdienste, wer wann, wo und wie (sogar einschließlich Art und Herkunft der einzelnen elektronischen Bauteile!) diese Bomben baut – und tut nichts dagegen oder zumindest bei weitem nicht genug.
Das Parlamentarische Kontrollgremium (PKG) wurde von mir 2008 informiert - und 2009 für seine faule und feige Politik in „Parlamentarisches Komplizengremium“ umbenannt. Keine Reaktion.
Ich habe einige Fragen: Was sagen die Verantwortlichen den Angehörigen und Freunden der deutschen Soldaten, die heute zu Schaden kamen? Wie erklären sie diese schrecklichen Opfer politischer Vernachlässigung? Wie wollen sie Mitgefühl ausdrücken angesichts ihrer unbezweifelbaren politischen Schuld?
Die Nato fährt seit Jahren eine menschenverachtende Politik der Eskalation, der Zusammenarbeit mit Drogenbaronen, Dieben und Mördern, des geplanten Chaos, bombardiert mit Uranwaffen – und dies alles im Armenhaus Asiens.
Heute fehlen mir zu dieser Sachlage die Worte. Ich erinnere daran, dass ich ein „Anwachsen des Sarg-Aufkommens“ prognostiziert hatte, zuletzt in meinem neuesten Buch: „Afghanistan-Pakistan: Nato am Wendepunkt“. Ich hätte gern Unrecht behalten und mich vor aller Welt lächerlich gemacht.
Doch zum Untersuchungsausschuss des Bundestages und unserem elenden Medienzirkus sei gesagt: Bundesverteidigungsminister und Bundesregierung haben nicht nur im Fall Kundus ein Problem. Kundus ist nur eine Osterspaziergang verglichen mit den zahlreichen weiteren Problemen, die in geheimen Akten schlummern und seit Jahren unter den Teppich gekehrt oder vergessen gemacht werden.
Es wird alles ans Licht kommen – und je länger es jetzt noch dauert, desto größer und dauerhafter der Schaden für alle Menschen, für Deutschland, Europa, die Nato und auch für unsere Freunde und Verbündeten, die USA. Von Russland, China, Pakistan und Iran gar nicht zu reden – und die übrigen Anrainer nicht zu vergessen.
Abseits der Politik, abseits unserer Kriegsabenteuer, die Bundeskanzler Schmidt in den letzten Monaten seines langen Lebens nicht müde wird zu kritisieren: Wenn Tod und Leiden unserer Bundeswehrsoldaten einen Sinn haben sollen, dann machen wir uns endlich ehrlich, legen die traurigen Tatsachen auf den Tisch und ändern unsere Politik im Sinne aller beteiligten Menschen: hin zum Gespräch, zur Schadensbegrenzung und zum Frieden.
In Trauer und mit besten Wünschen und Grüßen
Christoph R. Hörstel
Freitag, 2. April 2010
Drei Bundeswehrsoldaten in Afghanistan getötet, fünf schwer verletzt
Eingestellt von Freeman-Fortsetzung um 10:14
Labels: Afghanistan, Deutschland, NATO
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