Donnerstag, 26. März 2009

Achtung Bosse, jetzt werdet ihr als Geiseln genommen

Die streikenden Arbeiter der 3M Fabrik südlich von Paris haben ihren Boss als Geisel genommen, als Antwort auf die angekündigten Entlassungen. Das ist die zweite Geiselname von Mitgliedern der Geschäftsleitung in diesem Jahr in Frankreich durch Mitarbeiter.

Ein Dutzend Streikende lösen sich regelmässig ab und stehen Wache ausserhalb des Büros vom 3M Direktor Luc Rousselet, der seit gestern festgehalten wird. Die Arbeiter sind friedlich und die Atmosphäre ist ruhig am Raden der Ortschaft Pithiviers.

Einige Polizisten stehen ausserhalb der Firma, während sich drinnen die Arbeiter über ihre Zukunft Sorgen machen.

Die Verhandlungen zwischen den Arbeitern und dem Management von 3M wurden während der Nacht suspendiert, sollen aber durch eine Meditation von Gewerkschaftlern wieder aufgenommen werden. Die Arbeiter verlangen bessere Abfindungen für die welche entlassen werden und bessere Bedingungen für die welche bleiben.

In Frankreich ist es nicht ungewöhnlich, dass streikende Arbeiter die Firmenchefs festhalten, als Druckmittel um Zugeständnisse zu erreichen. Den Geiseln passiert meistens nichts.

Eine ähnliche Situation endete friedlich Anfang des Monats bei der französischen Sony Niederlassung, die im April geschlossen werden soll. Die Aktion zeigte Wirkung: Sony setzte sich wieder an den Verhandlungstisch.

"Wir haben doch sonst keine Munition” ausser Geiseln zu nehmen, sagte Laurent Joly, der seit 11 Jahren in der Pithiviers Fabrik arbeitet und darüber erzürnt ist, dass er an einen anderen Standort versetz werden soll.

Ich habe wirklich das Gefühl, dass wir für diese Leute gar nicht existieren,” sagte Genevieve Camus, der schon seit 35 Jahren dort arbeitet, als Kommentar über das US-Management.

Gleichzeitig sind am Mittwoch Arbeiter des deutschen Reifenherstellers Continental durch Paris marschiert und haben Reifen in der Nähe des Elysee Palastes angezündet, als Protest gegen die Schliessung ihrer Fabrik.

Durch den Zusammenbruch der europäischen Autoindustrie hat Continental verkündet, sie würden das Werk in Frankreich 2010 schliessen.

Wir dürfen nicht diese Schliessung zulassen, sonst bedeutet es, dass die räuberischen Bosse machen können was sie wollen”, sagte Antonio Da Costa, ein Gewerkschaftsvertreter.

Die Firma 3M hat vor Kurzem die Kündigung und den Transfer von 2’700 Arbeiter an 13 französischen Standorten verkündet. Davon sind 110 der 235 Arbeiter in Pithiviers betroffen.

Die Streikenden bei 3M sind seit Freitag im Ausstand. Seit Dienstag wird der Chef Rousselet daran gehindert die Fabrik zu verlassen.

Die Ladenbesitzer in Pithiviers planen ihre Geschäfte aus Solidarität mit den Arbeitern zu schliessen.

Als Rousselet aus seinem Büro kam um aufs WC zu gehen und eine Tasse Kaffee zu nehmen, fragten ihn Reporter wie es ihm ginge. “Alles ist in Ordnung,” antwortete er.

3M-Manager wieder frei

Die Angestellten der Niederlassung in Pithiviers liessen Luc Rousselet in der Nacht zum Donnerstag gehen, der seit Dienstagabend festgehalten wurde. Die Verhandlungen sollten am Donnerstag wiederaufgenommen werden, sagte der Unterpräfekt von Pithiviers, Christian Picoll. Die Freilassung Rousselets sei eine Vorbedingung gewesen.

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