Nehmen wir mal an, ihr stellt euer Auto in ein Parkhaus ab, um es irgendwann später wieder abzuholen. Jeder von uns geht davon aus, das Auto ist jetzt „treuhänderisch“ beim Parkhausbesitzer gut aufgehoben, schliesslich bezahlt man Parkgebühren dafür.
Frage: Was würde ihr dazu sagen, wenn aber der Parkhausbetreiber euer Auto nimmt und es jemand anders vermietet und dafür Geld kassiert? Ein Fremder fährt damit rum und bezahlt Miete an den Parkhausbetreiber. Oder er hinterlegt euer Auto als Sicherheit bei einer Bank, um damit einen Kredit zu bekommen? Würdet ihr das gut finden? Nein? Würdet ihr sagen, dass ist eine Frechheit und illegal? Dann passt mal auf, genau so machen es aber manche Banken mit euren Wertpapieren die ihr im Depot ihnen „treuhänderisch“ zur Verwaltung gegeben habt. Sie verleihen diese, kassieren eine Leihgebühr dafür, oder benutzen sie als Sicherheit für Kredite um sich Liquidität zu verschaffen. Das ganze heisst in der Finanzwelt Securities Lending oder Wertpapierleihe und passiert meistens ohne Genehmigung und Wissen der Bankkunden, die haben keine Ahnung was mit ihrem Eigentum gemacht wird.
Die cleveren Finanzjongleure lassen sich immer neue Konstrukte einfallen, wie man den Gewinn der Banken maximieren kann. So haben diese Leute überlegt, hey da liegen Millionen und Milliarden an Aktien und anderen Wertpapieren in den Kundendepots herum, mit denen lässt sich doch Geld verdienen. Es reicht ja nicht aus, nur die Depotgebühren für die Hinterlegung zu kassieren, da kann man mehr daraus machen. Wir nehmen die Aktien und verdienen Geld damit, in dem wir diese verleihen oder als Sicherheit hinterlegen, merkt ja sowieso keiner. Genau so wie wenn der Parkhausbesitzer auf die Idee kommt, da stehen alle diese Autos rum, es reicht nicht nur Parkgebühren fürs Abstellen zu verlangen, ich vermiete die Autos während der Abwesenheit der Besitzer, oder hinterlege die Autos als Sicherheit für einen Kredit, mit dem ich dann zusätzliches Geld verdienen kann.
In der realen Welt des Beispiels mit den Autos im Parkhaus würde selbstverständlich bald jemand auf diesen Betrug kommen, denn man würde am Tachostand die gefahrenen Kilometer während der Vermietung erkennen. In der abstrakten Welt der Finanzen sind diese Methoden nicht erkennbar. Eine Aktie zeigt ja keine „Gebrauchsspuren“ wenn sie verliehen oder als Sicherheit hinterlegt wird.
Die Banken nehmen die Aktien der Kunden und geben sie gegen Gebühr, "Lending Fee" genannt, hauptsächlich an Spekulanten wie Hedge-Fonds weiter, die zum Beispiel Short-Selling betreiben, also Leerverkäufe machen. Sie verkaufen Aktien die sie gar nicht haben, um so den Preis zu drücken, mit der Absicht sie dann billiger einkaufen zu können, um mit der Preisdifferenz einen Gewinn zu machen. Ja, in der Finanzwelt kann man Sachen verkaufen die man nicht besitzt, alles legal und vom Staat genehmigt. In der realen Welt geht man wegen Betrug dafür ins Gefängnis.
Da aber die Hedge-Fonds die Aktie die sie verkaufen auch manchmal liefern müssen, leihen sie sich diese gegen eine Gebühr von den Banken aus, die wiederum diese von den Kundendepots sich „borgen“. So läuft das Spiel. Alle sahnen kräftig ab, nur die Kunden wissen möglicherweise nichts davon, bekommen auch keine Entschädigung. Die grossen Depotbesitzer, wie Pensionskassen, kennen das Geschäft und verleihen ihre Wertpapierbestände, selbstverständlich nur gegen eine Leihgebühr, aber der „kleine Mann“ ist meistens ahnungslos über was hinter seinem Rücken passiert. Er weis zum Beispiel gar nicht, dass mit seinen Aktien der Preis durch Leerverkäufe gedrückt wird, was ja den Wert seines Depots schmälert. Ein doppelter Betrug am Kunden.
Oder Banken gehen her und hinterlegen die Wertpapiere der Kunden bei der Zentralbank als Sicherheit, um sich Liquidität bei einem Engpass zu verschaffen.
Damit dieses Spiel einen „legalen Anstrich“ bekommt, haben die Banken ihre Allgemeinen Geschäftsbedingungen geändert, um das „Lending“ seitens des Kunde zu erlauben. Die Kunden haben diesen neuen Depotvertrag unterschrieben, wissen aber gar nicht was diese Klausel bedeutet, haben das Kleingedruckte sowieso nicht genau gelesen oder prüfen nicht ob sie den "Lending Fee" bekommen. So haben die Banken die "Erlaubnis" zu Verleihung der Wertpapiere den Kunden still und heimlich untergejubelt. Nur, damit ist ein grosses Risiko verbunden.
Nehmen wir wieder das Beispiel mit dem Auto. Wenn alles gut geht und das Auto unversehrt wieder im Parkhaus landet, damit man es abholen kann, dann ist es nicht so „schlimm“, ausser, dass ein Fremder mit „meinem“ Eigentum Geld verdient hat. Jetzt passiert aber ein Unglück, der Mieter baut einen Totalschaden, oder haut mit dem Auto ab, die Versicherung bezahlt nicht, in anderen Worten, man bekommt nicht sein Auto zurück und den Parkhausbesitzer kann man auch nicht belangen, weil er pleite ist. Was dann?
Ist alles passiert, zum Beispiel beim Konkurs der Lehman Brothers Bank im September 2008. Viele Kunden bekamen den Bescheid von ihren Banken, dass ihre Aktien an Lehman Brothers ausgeliehen wurden, aber jetzt durch den Konkurs diese in der Konkursmasse stecken, also nicht mehr so schnell, wenn überhaupt, zurückkommen. Jetzt könnt ihr euch vorstellen wie die Kunden aus allen Wolken gefallen sind und zornig wurden. Die wussten gar nicht, dass ihr Depot leer ist und die Aktien bei Lehmans waren. Die Banken haben dann einfach auf das Kleingedruckte verwiesen und gesagt, ihr habt es ja genehmigt, also Pech gehabt.
Die Kunden bekommen wohl die Dividende und Rendite aus den Wertpapieren, haben aber kein Stimmrecht mehr, können sie auch nicht verkaufen oder beleihen.
Deshalb mein Rat an alle Wertpapierbesitzer die ein Depot bei einer Bank haben, studiert genau die Bedingungen. Steht dort, dass die Bank euer Eigentum verleihen kann? Wenn ja, dann würde ich sofort diese Klausel widerrufen, ausser man will ausdrücklich Wertpapierleihe haben. Oder wenn ihr unsicher seid, lasst euch schriftlich bestätigen, dass ihr keine Genehmigung der Bank erteilt, eure Wertpapiere zu verleihen, kein "Securities Lending" wollt.
Diese Information wurde mir von einem Mitarbeiter bei einer Schweizer Grossbank mitgeteilt und von einem Kunden mit einem Wertpapierdepot bestätigt. Securities Lending wird gerne mit dem Argument verkauft, es soll die Erträge aus dem Wertschriftendepot erhöhen. Nur, es ist mit Risiken verbunden und geschied oft ohne Wissen der Kunden.
Das gleiche gilt übrigens auch bei Edelmetallkonten, immer darauf achten, nur was echt physisch vorhanden, ist auch reell.
Ebenso bei Hypotheken. Stellt sicher, dass im Hypothekenvertrag es keine Klausel gibt, die der Bank erlaubt eure Grundschuld an Dritte weiterzugeben. Das ist tödlich. Schon mancher Hausbesitzer bekam plötzlich ein Kündigungsschreiben von einem ihm unbekannten Heuschreckenfonds, der den Kredit innerhalb von 14 Tagen fällig stellt. Die Bank hat die Grundschuld aus Gründen der Liquidität an Finanzhaie verkauft und die wollen jetzt abkassieren. Wenn man nicht sofort eine Refinanzierung auf die Beine stellen kann, und in der heutigen Zeit ist das sehr schwierig, dann kann es einem passieren, man wird Zwangsversteigert und landet auf der Strasse. Ist schon oft vorgekommen. Die Häuslebauer haben immer schön brav ihre Hypothek bezahlt und verstehen die Welt nicht mehr, warum sie alles verlieren. Nur der Finanzmafia ist das völlig egal, die wollen nur Gewinn machen, Einzelschicksale, Menschlichkeit und Fairness interessiert sie nicht das Mindeste.
Deshalb sichert euch ab, vertraut den Geldleuten nicht blind, überprüft eure Verträge mit den Banken, lasst euch nichts gefallen. Ihr müsst immer mit dem Schlimmsten rechnen, die Finanzinstitute gehen pleite, muss ja nicht eures sein, sondern wie der Fall Lehman Brothers zeigt, irgendwo auf der Welt, und durch die Vernetzung und Globalisierung auch euch einen Schaden zufügen.
Aber, wer heute noch in irgendeinem Papier investiert ist, dem kann ich nur Gorbi zitieren: "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben." Meinen Ausstieg machte ich am 14. Juni 2007, da war der DOW noch über 14'000, jetzt fast -50% Verlust mit 7'850.
Verwandter Artikel: Eine weitere Betrugsmasche der Banken
Hier ein ARD-Bericht über verkaufte Kredite an Heuschrecken:
Donnerstag, 12. Februar 2009
Vorsicht bei Wertpapierdepots, vertraut den Banken nicht
Eingestellt von Freeman-Fortsetzung um 06:24
Labels: Wirtschaft
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