Die deutschen Medien führen eine regelrechte Hetzkampagne gegen die griechische Bevölkerung, sprechen von „Pleite-Griechen“ und titulieren sie als "faul" und "arbeitsscheu". Sie schieben die Schuld für die Misere auf den kleinen Mann, statt auf die wirklichen Täter in den Regierungen, Banken, der EU und den gierigen Finanzspekulanten. Ausserdem behaupten sie, die Mehrheit der Griechen würden die einschneidenden Sparmassnahmen, die ihnen auferlegt werden, gut heissen. Hier eine Aussage einer Betroffenen, die mir ihre Situation per Mail beschrieben hat und uns ein ganz anderes Bild zeigt:
Hallo aus Hellas,
wo sich die Situation weit mehr zuspitzt, als in den deutschen Medien auch nur Ansatzweise berichtet wird.
Immer wieder lese ich beim Durchforsten der deutschen Berichterstattungen, dass "die Mehrheit der Griechen" trotz aller Demonstrationen und trotz allen Widerstandes eben doch mit den Schritten der Regierung einverstanden sei. Das ist nicht einmal mehr eine Verdrehung der Tatsachen, das ist eine Lüge, wie ich sie selten gehört habe!!!
Viele kleine Geschäftsinhaber in den Städten geben auf, bevor sie zu weit in die roten Zahlen gerutscht sind, Ladenketten wie Lidl, Aldi, Praktiker und Media Markt können sich darüber freuen. Doch die Griechen sind bei den wahnsinnigen Einsparungen gezwungen, in Billigdiscounter zu gehen - wenn sie es auch gar nicht gern machen.
Einverstanden sind hier bestenfalls diejenigen, die von den Wahnsinnsschritten profitieren werden, das sind dann Geschäftsinhaber, die weniger Lohnkosten haben werden und die Oberschicht, die weder von den Steuererhöhungen (weil sie weiterhin ALLES werden absetzen können) noch von den erhöhten Lohnabzügen (weil sie davon nicht betroffen sein werden) profitieren werden.
Ein Beispiel aus der Praxis:
Mein Mann ist Grundschullehrer im elften Dienstjahr. Wir haben ein 12-jähriges Kind. Bis einschliesslich April dieses Jahres hat mein Mann ein monatliches Nettoeinkommen von etwa 1.450 Euro gehabt, das meiste davon waren Beamtenzuschläge, das Lehrergrundgehalt ist sehr niedrig. Das enthaltene Kindergeld liegt bei um die 40 Euro, wenn ich mich nicht täusche, es ist sehr schwer, das alles aus der Gehaltsabrechnung herauszurechnen.
In diesem Monat nun wurden 140 Euro weniger überwiesen, denn die Lehrer müssen die seit Januar 2010 erhaltenen Zuschläge zurückzahlen. Dasselbe dann noch im Juni. Also liegt das Nettoeinkommen in diesen beiden Monaten bei etwa 1.310 Euro. Danach soll sich das monatliche Einkommen bei etwa 1.370 bis 1.400 Euro einpendeln, so wurden wir von der zuständigen Stelle informiert - aber ganz klar sei das im Moment noch nicht.
Ich selbst arbeite als Privatlehrerin für Deutsch als Fremdsprache, kann jedoch nicht offiziell arbeiten, da ein Gesetz verbietet, dass der Ehepartner eines staatlichen Lehrers im selben Landkreis, wo der Lehrer angestellt ist, als Privatlehrer tätig ist.
So haben wir also zwei Möglichkeiten: Entweder wir versuchen, uns bei den steigenden Lebenshaltungskosten und dem niedrigeren Einkommen meines Mannes irgendwie zu dritt durchzuwurschteln, oder aber ich arbeite ebenso, wie es die meisten Griechen machen ...
Die Sicherheit des Einkommens, und sei es auch noch so niedrig, ist übrigens auch der Grund dafür, warum die meisten Griechen schon immer versucht haben, Beamte zu werden - und sei es auch durch Beziehungen. Denn hier gibt es kein Arbeitslosengeld, das auch nur mit Hartz V vergleichbar wäre - nach einem Jahr Arbeitslosigkeit hören die ohnehin schon niedrigen Zahlungen ganz einfach auf, das war hier schon immer so. Und dann ... na ja, meistens springt die Familie ein und hilft, anders geht´s halt nicht.
Uns geht es jedoch noch verhältnismässig gut, wir werden sogar beneidet, denn zumindest kann ein Lehrer seinen Job nicht verlieren. Es gibt genug Griechen, die mit einem monatlichen Gehalt von um die 700 bis 1.000 Euro eine Familie durchzubringen haben, was schon jetzt kaum mehr machbar ist. Nicht wenige versuchen jetzt, mit ihren Familien bei den Eltern unterzukommen, damit sie sich wenigstens die Miete sparen.
Andere denken darüber nach, in eine der Grossstädte zu ziehen, weil sie sich dort eine bessere Arbeit erhoffen - ein Trugschluss, denn es gibt schlicht und einfach kaum Arbeit in Griechenland, das industriell kaum entwickelt ist. Also bleibt nur noch ... die Schwarzarbeit. Und dabei geht es in den wenigsten Fällen um einen Zuverdienst, es geht wirklich nur ums nackte Überleben.
Und nun lese ich in deutschen Schmierenblättern, dass die Mehrheit der Griechen mit den Einsparungsplänen einverstanden sei!
Ein kleines bisschen logisches Denken müsste einem schon klarmachen, dass das nicht der Wahrheit entsprechen kann.
Klar, den Profiteuren der Sache ist alles Recht, aber der Durchschnittsgrieche ist langsam bereit, sein Überlebensrecht mit allen Mitteln zu verteidigen und von Zustimmung kann keine Rede sein.
Ausserdem hat die Erfahrung dieses Volk gelehrt, dass kein einziger Cent, der ins Land fliessen wird, auch nur irgendetwas ändern wird - die Korruption hat nach Meinung der meisten Griechen das zu erwartende Geld bereits unter ihren Kindern aufgeteilt und das, was TATSÄCHLICH in den Staatssäckel fliessen wird, ist ebenso schon verplant.
Der einfache Mensch auf der Strasse weiss also ganz genau, dass die wahnsinnigen finanziellen Mehrbelastungen, die ihn ja ohnehin bereits getroffen haben, noch weiter steigen werden, aber das nur, um "die Reichen und Einflussreichen" noch ein Stück nach oben zu schieben - und er, der einfache Grieche, soll das finanzieren.
Von einer Zustimmung kann in meinen Augen in keinem Fall die Rede sein, denn dann wären die Griechen entweder komplett blöde oder ganz einfach alle Selbstmörder.
Ich denke, die Schwarzarbeit wird im selben Masse aufblühen, wie der Konsum zurückgehen und die Verschuldung des Einzelnen steigen wird.
Mit freundlichen Grüssen aus Hellas
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Freitag, 7. Mai 2010
Die deutschen Medien berichten falsch über Griechenland
Eingestellt von Freeman-Fortsetzung um 04:13
Labels: Griechenland
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