Donnerstag, 7. Januar 2010

Warum eine Überlebende des Holocaust sich für die Palästinenser einsetzt

Hier ein Bericht der Los Angeles Times, eine der grössten Tageszeitungen Amerikas, den ich übersetzt habe, über den Hilfskonvoi für Gaza, der zurzeit von Israel und Ägypten massiv behindert wird und bereits gewaltsam aufgehalten wurde, und eine der ausserordentlichen Teilnehmerinnen.

Hedy Epstein ist was manche als Widerspruch ansehen würden: Eine Überlebende des Holocaust und entschiedene Vertreterin der palästinensischen Bevölkerung. Geboren 1924 in Freiburg Deutschland, war Epstein gerade 14, als sie der Nazi-Verfolgung via Kindertransport nach England entfloh. Seit ihrer Ankunft 1949 in den USA, ist Epstein eine Vertreterin für Frieden und Menschenrechte.

Hedy Epstein und Gaza Freedom Aktivisten die Parolen am 29. Dezember in Kairo anlässlich des ersten Jahrestag der israelischen Bombardierung des Gaza-Streifens ausrufen

2001 gründete sie den St. Louis Ableger der “
Women in Black” Gruppe von Kriegsgegnerinnen, welche ihren Ursprung in Israel haben und hat sich aktiv für die Rechte der Palästinenser eingesetzt, seit dem sie die West Bank 2003 besuchte. Am Ende des Jahrzehnts hat Epstein sich weiter engagiert, in dem sie mit der Frauengruppe "Code Pink", die sich für den Frieden einsetzt, am „Gaza Freedom March“ teilnahm. Der Marsch vom 31. Dezember wurde als gewaltfrei Demonstration geplant, um gegen die Blockade von Gaza durch Israel zu demonstrieren, in dem 1'000 Teilnehmer aus dem Ausland von Palästinensern begleitet zum Gaza-Israel Checkpoint marschieren.

Obwohl die ägyptischen Behörden einem kompletten Kontingent an Demonstranten den Zugang nach Gaza verweigerten, die 100 Aktivisten denen der Zugang erlaubt wurde, trugen die Antiblockadebotschaft weiter. Vor dem geplanten Gazamarsch hat Epstein mit „Babylon & Beyond“ über ihre vergangene Erfahrung in Israel gesprochen, der Kontroverse eine Holocaust-Überlebende zu sein die Israel kritisiert und der Freiheitsmarsch für Gaza.

Wie kam es dazu sich für den Israel/Palästina Aspekt zu interessiere?

Ich wurde in Deutschland geboren, ich bin Jüdin ... nach dem Hitler an die Macht kam, haben meine Eltern sehr schnell realisiert, dass Deutschland kein guter Ort ist um eine Familie zu gründen. Sie waren bereit an jeden Ort der Welt zu gehen, aber einen Ort an dem sie nicht hinwollten war Palästina ... sie waren Antizionisten. Als Kind habe ich das nicht ganz verstanden, aber wenn meine Eltern Antizionisten waren, dann ich auch. Ich kam in die USA 1948, ungefähr zur selben Zeit als Israel ein Staat wurde, über das ich gemischte Gefühle hatte. Auf der einen Seite war es ein Ort für die Holocaust-Überlebenden hin zu gehen, die welche nicht in ihr Zuhause zurückkehren konnten oder wollten, aber auf der anderen empfand ich meine Eltern als leidenschaftliche Antizionisten. Während ich mir neu in den USA vorkam, blieb Israel und Palästina im Hintergrund meiner Interessen. 1982 hörte ich über das Massaker im Flüchtlingslager von Sabra und Shatila im Libanon ... ich wollte wissen wer dafür verantwortlich ist, was zwischen 1948 und 1982 geschah. Ich lernte mehr dazu, wurde immer mehr über die Politik Israels und ihrem Militär beunruhigt. Schnelldurchlauf zu 2003 ... ich war in der West Bank für eine Weile und war fünfmal dort seitdem.

Dies wird nun der dritte Versuch sein nach Gaza reinzukommen. Der erste Versuch war mit dem „Free Gaza Movement“, als sie versuchten mit Booten durch die israelische Marineblockade zu kommen, aber genau davor, in Zypern, wurde ich krank ... es war 49 Grad mit entsprechender Luftfeuchtigkeit. Der zweite Versuch, da waren die Mitglieder des „Free Gaza Movement“ besorgt was mit mir passieren könnte, aus Rücksicht bin ich nicht mit ihnen mit. Ich sollte im Juni 2009 wieder gehen, aber am Tag davor wurde ich überfallen. Ich weis nicht ob ich ein Ziel war oder ob es ein zufälliger Gewaltakt war... ich kam vom Flughafen zurück, aber meine Koffer, meine Handtasche, keines war berührt ... es war kein Diebstahl.

Warum haben sie sich entschieden mit CodePink zu gehen und an deren Gaza Freedom March teilzunehmen?

Ich kenne CodePink seit einiger Zeit und als ich herausfand sie planen einen Marsch nach Gaza, entschied ich mitzugehen. Ich versuchte es zweimal und schaffte es nicht und so ist vielleicht das dritte Mal beschützend. Ägyptische Organisatoren haben kürzlich der Gruppe gesagt, sie könnten nicht durch den Rafah Grenzteil gehen. Anderen Gruppen wurde auch gesagt sie können nicht durch, aber dann wurde ihnen unter Einschränkungen es erlaubt. So werden wir vorwärtsgehen und wir werden es einen Tag, eine Minute nach dem anderen nehmen. Und wenn wir nicht reinkommen, das wird auch eine grosse Bekundung darstellen.

Wie haben die Leute auf ihre Entscheidung reagiert, eine Vertreterin für die Palästinenser zu sein?

Es kommt darauf an mit wem man spricht oder über wen man spricht. Die etablierte organisierte jüdische Gemeinde, lokal und an anderen Orten, haben mich antisemitisch genannt, ein selbsthassender Jude. Ich bin nicht gegen Israel, aber man darf nicht Israel kritisieren, sonst ist man antisemitisch, und wenn man Jude ist, dann ist man ein selbsthassender Jude. Ich hasse mich nicht selber. Man darf jedes andere Land kritisieren, einschliesslich die USA, aber nicht Israel, warum ist das so?

Wie glauben sie wird Israel auf eine gewaltlose direkte Aktion antworten?

Ich weis es nicht. Ich hoffe sie werden gewaltlos sein. Als ich in der West Bank war, bevor ich ging, wurde mir gesagt, dass die Palästinenser mich verletzen werden, sie werden fürchterliche Sachen mir antun. Aber sie waren die welche mich beschützt haben. Bei einer Demonstration 2006 nahe Ramallah, habe ich einen Teil meines Gehörs verloren, weil eine israelische Knallbombe sehr nahe losging. Die Palästinenser in der Nähe waren um mich sehr besorgt. Ich wurde nackt durchsucht, innen durchsucht, am israelischen David Ben Gurion Flughafen, mir wurde gesagt „ich wäre eine Terroristin, ich wäre ein Sicherheitsrisiko.“ Eine 80-jährige Frau eine Terroristin? Wie, hab ich eine Bombe in meiner Vagina?

Glauben sie es kann Frieden in Israel in der nahen Zukunft geben?

In der nahen Zukunft nein. Ich bin ein unverbesserlicher Optimist, eines Tages wird es Frieden geben, aber viele Sachen müssen sich verändern bis das passiert. Wenn die Besatzung über Nacht enden würde, dann würde es alles verändern. Israel ist die viertstärkste Militärmacht der Welt. Sie haben die neuesten Geräte und es wird gegen die Palästinenser eingesetzt. Auch wenn die USA aufhören würde Israel zu finanzieren, das wäre auch ein anderer Weg Frieden zu bringen. Wir haben gigantische Probleme in diesem Land (USA), Leute sind arbeitslos, verlieren ihr Zuhause, wir könnten dieses Geld gebrauchen, statt in Übersee auf zerstörerische Art. Lasst es konstruktiv einsetzen. Ich glaube wir sollten die Leute entscheiden lassen was sie wollen, statt ihnen zu sagen was sie tun sollen.

Aktueller Status des Hilfskonvois für Gaza:

Ägypten hat eine Vereinbarung mit den Mitgliedern des Konvois getroffen, um Hilfsgüter an die Palästinenser in Gaza zu liefern, aber sie erlauben keine Privatautos den Durchgang. Dies nach massiven Protesten, bei dem auch Steine zwischen der Polizei und den Konvoiteilnehmer hin und her flogen. Dabei wurden 50 Aktivisten und über ein Dutzenden Polizisten verletzt.

Der Konvoi, der von dem britischen Abgeordneten George Galloway angeführt wird, weigerte sich den von Ägypten angeordneten israelisch kontrollierten Grenzübergang zu nehmen und bestanden darauf über Rafah nach Gaza zu fahren. Es ist jetzt ein Kompromiss gefunden worden, in dem nun 158 Lastwagen durch Rafah nach Gaza reinfahren dürfen und die Privatautos über den israelischen Kontrollpunkt.

Betty Hunter, Generalsekretärin der "Palestine Solidarity Campaign" sagte, Ägypten hat keinen Grund so zu reagieren:

"Es ist schockierend, dass die ägyptische Regierung sich so benimmt. Es gibt keine Rechtfertigung die Lieferung der Hilfsgüter an die Menschen in Gaza und den Helfern die so hart dafür gearbeitet haben den Zugang zu verhindern. Die Palästinenser warten auf diesen weit im Voraus angekündigte internationalen Konvoi und diese Aktionen der ägyptischen Regierung signalisieren, dass Ägypten mit der israelischen Regierung in der illegalen Belagerung von Gaza konspiriert."

Eine weitere aktuelle Nachricht: Israel hat mit der UNO ein inoffizielles Abkommen geschlossen, in dem sie breit sind 10 Millionen Dollar als Entschädigung zu zahlen, für die israelische Bombardierung von UNO-Gebäuden in Gaza, einschliesslich einer Schule, Medizin- und Lebensmittellager, die während des Krieges gegen Gaza vor einem Jahr zerstört wurden. Der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak informierte den UNO-Generalsekretär Ban ki-Moon über die israelische Entscheidung.

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