Mittwoch, 16. Januar 2008

Das ist erst der Anfang

Nachdem die ersten zwei amerikanischen Grossbanken ihre Ergebnisse für das 4. Quartal verkündet haben, und Merrill Lynch $15 Milliarden und Citigroup $18 Milliarden an Abschreiber meldeten, fragen sich viele Finanzexperten, war's das schon oder kommt da noch mehr? Die Antwort lautet, es hat noch gar nicht richtig angefangen. An der Wall Street, der City von London und anderswo ticken noch Zeitbomben, wenn die explodieren, dann wird man die wichtigsten Finanzzentren der Welt nicht mehr wiedererkennen.

Insgesamt belaufen sich die Hypothekenschulden der amerikanischen Immobilienbesitzer auf ca. $11 Billionen (11 tausend Milliarden). Wenn die Hauspreise nur um 15 bis 20% fallen, was sie bereits getan haben, dann bedeutet das leicht eine Notwendigkeit von Abschreibern in Höhe von mindestens 1 Billion, also tausend Milliarden. Bis jetzt haben aber die Banken, einschliesslich der Zahlen der oben erwähnten zwei, nur insgesamt $100 Milliarden abgeschrieben.

Auch wenn die Banken nur einen Teil dieser Hypothekenkredite in ihren Büchern haben, ist da noch ein grosser Abschreibungsbedarf vorhanden. Man rechnet, dass die US-Banken ca. $300 Milliarden verlieren werden und die anderen $700 Milliarden werden wohl Investoren, Fonds, ausländische Banken, und die Hausfinanzierer wie Fannie Mae und Freddie Mac tragen müssen.

Wie wir sehen, kommen da nicht nur weitere gigantische Beträge auf amerikanischen Finanzinstitutionen zu, die sie abschreiben müssen, sondern auf die Europäischen noch viel mehr. Da können wir uns auf was gefasst machen, und die Grossbanken hier hängen da voll mit drin. Man stelle sich aber vor, wenn die Immobilienpreise in den USA noch mehr fallen als oben angegeben, dann geht's rund!

Die 25 Milliarden Pfund, welche die Bank von England als Kapitaleinschuss in die kaputte Northern Rock gesteckt hat, sind verloren und diese Institution, die so leichtsinnig faule Kredite vergeben hat, ist nicht mehr zu retten. Dabei haben die Immobilienpreise in Grossbritannien erst angefangen zu sinken und die Verluste aus den Hypotheken wurden bisher versteckt. Der bekannte Spruch mit der Spitze des Eisbergs ist eine masslose Untertreibung. Wegen der jahrelangen angeheizten Immobilienblase rechnet man mit einem Preisverfall von bis zu 50%. Die Kreditausfälle, die daraus resultieren, werden umglaublich sein und die britische Bankenwelt in ihren Fundamenten treffen.

Man bedenke, dass die Immobilienkrise in Japan, damals nach 1990, die Preise um bis zu 70% sinken lies. Demnach ist nichts undenkbar, was den Preisverfall in den USA und Grossbritannien betrifft.

Aber es geht noch weiter.

Die Probleme der Wall Street und der City sind damit nicht zu Ende. Dazu kommen noch die ganzen Ausfälle aus Konsumkrediten, Kreditkartenschulden, Leverage-Buyout-Krediten und den Forderungen aus dem Emerging Market, welche die Bilanzen der Banken belasten werden. Und nicht zu vergessen, der ganze giftige Müll aus den Derivaten und Private-Equity Geschäften auch noch.

Wie wollen die Banken das überleben? Wie konnte die FED überhaupt als Bankenaufsicht es zulassen, dass die Banken mehr in fragwürdige Papiere investieren durften als sie Kapital hatten?

Die grosse Frage ist deshalb, wie hoch werden die Verluste insgesamt sein.

Zurzeit wird versucht die Löcher durch reiche ausländische Fonds in China, Fernen- und Nahen Osten zu decken. Die Chefs der Grossbanken sind nur noch dabei, fieberhaft Investoren überall zu suchen, die bereit sind Kapital einzuschiessen. Ob das reicht, ist fragwürdig. Damit wechselt natürlich auch der Besitz und das Sagen bei den Banken, zu den Leuten, die sie früher nicht so gerne gesehen haben. Es ist schon ironisch, dass jetzt ein Ausverkauf der namhaftesten Institutionen in den USA und Europa stattfindet und ausgerechnet die Kommunisten in China und die arabischen Ölscheichs als Retter angefleht werden.

Aber noch ist nichts sicher, denn so dumm sind die Chinesen und Araber auch wieder nicht, ihr Geld in einem schwarzen Loch zu verlieren, wo man sowieso nichts mehr retten kann.

Jetzt gebe es natürlich noch den Staat, der die Banken retten könnte, aber bei einem so grossen Budgetdefizit wegen der ganzen Verschuldung für die Kriege, sind die Staatskassen in den USA und in Grossbritannien mehr als leer.

Dabei war alles vorhersehbar. Das Wirtschaftsmagazin "Economist" beispielsweise hat in den letzten drei Jahren kaum eine Ausgabe veröffentlicht, ohne dabei die Botschaft zu verkünden: Es gäbe in den USA eine gefährliche Immobilienblase.

Kein Wunder herrscht jetzt eine Wut auf die Banken. Zuerst Milliarden verdienen und dann Billionen vernichten.

Ich meine, wenn der grosse Knall kommt und sich der Rauch verzogen hat, wird es eine ganze Reihe von bekannten Institutionen in Amerika und auch in Europa nicht mehr geben, entweder weil sie schliessen müssen oder gezwungen werden sich übernehmen zu lassen.

Wenn nicht schon längst geschehen, sollte man überlegen sein Geld zu sichern.

Weitere Abschreiber und Verluste der Finanzinstitute:

17.1.08 Merrill Lynch muss $15 Milliarden abschreiben und verkündet den grössten Betriebsverlust in ihrer 94 jährigen Geschichte. Dazu kommen noch der Kurverlust der Aktie um 50% seit letzten Jahr, was eine Vernichtung des Vermögens der Aktionäre um $40 Milliarden bedeutet.

20.1.08 Die Schweizer Pensionskassen verlieren 30 Milliarden durch Kursverluste.

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