Dienstag, 28. April 2009

Starpianist ruft aus: Hände weg von meinem Vaterland

Der polnische Starpianist Krystian Zimerman hat am Sonntagabend bei einem klassischen Konzert in der Disney Halle in Los Angeles seine Meinung über die Obama-Politik gegenüber dem Publikum geäussert.

Er hob gegen Ende seines Konzerts seine Hände zum ersten Akkord des letzten Satzes. Da liess er sie plötzlich sinken und wandte sich an sein Publikum. Er werde künftig nicht mehr in den USA spielen, sagte er und rief wörtlich: "Hände weg von meinem Vaterland." Damit protestierte er gegen Barack Obamas Ankündigung, US-Raketen auf polnischem Boden zu installieren.

Die Reaktionen des Publikum waren geteilt: Einige applaudierten, andere riefen, er solle schweigen und spielen, dritte beschimpften ihn, ca. 30 bis 40 Personen verliessen den Saal.

"Ja, gewisse Leute marschieren sofort los, wenn sie das Wort 'Militär' nur schon hören", kommentierte Zimerman den Exodus trocken. Anschliessend spielte er Szymanowskis "Variationen über ein polnisches Volkslied" laut einem Bericht der Los Angeles Times mit solcher Leidenschaft, dass das Publikum heftigen Applaus spendete.



Zimerman, der als einer der besten Klavierspieler der Welt gilt, hat seit 2006 verschiedentlich gegen die amerikanische Politik protestiert, insbesondere kritisierte er George W. Bush und das Gefangenenlager Guantanamo Bay. Für seinen Antiamerikanismus hat er auch persönliche Gründe. Kurz nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 wurde sein wertvolles Steinway-Piano vom amerikanischen Zoll konfisziert und zerstört, weil die Zollbeamten dem Leim misstrauten.

Seither reist Zimerman nur noch mit dem mechanischen Innern seines Pianos, das er jeweils vor Ort in eine Steinway-Hülle einbaut, die dauerhaft in New York steht. Als er im Jahr 2006 einen neuen Versuch unternahm, sein eigenes Piano in die Staaten mitzunehmen, beschlagnahmte der amerikanische Zoll es prompt für fünf Tage.

Sumi Hahn, eine Journalistin aus Seattle, die Zimerman Anfang des Monats interviewt hatte sagte, sie ist nicht über seinen Ausbruch überrascht. Sie sagte, er hätte ihr erzählt, dass er "gemischte Gefühle über Amerika hätte."

"In den letzten fünf Jahren," zitierte sie ihn, "ist etwas hier passiert, was die Welt verändert hat: ein Krieg der auf Lügen beruht ... so viel Schaden wurde weltweit angerichtet und die Amerikaner haben keine Ahnung davon."

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