Freitag, 3. April 2009

Bericht von der Anti-NATO-Demo in Kehl

Hier der Bericht von unserem Augenzeugen Henning:

Der Tag fing mit Verwirrung an. Der Zug nach Kehl wurde in Offenburg beendet. Dort bekam ich die Info von einem Bahnangestellten das sie nicht wüssten wann der nächste Zug nach Kehl fahren würde. Wenn man dort hin wolle, sollte man mit einem anderen Zug eine Station weiter fahren. Dort würden Busse stehen die einen nach Kehl fahren.

Na gut, also rein in den Zug nach Appenweier. Dort wurden wir dann auch direkt ganz freundlich von einer Hundertschaft (ich nenn sie jetzt mal so, obwohl sie nicht alle aus einer Einheit kamen) Polizisten in Empfang genommen. Jeder, ja jeder wurde einzeln kontrolliert. Als ich an der Reihe war sagte der Beamte erst mal zu mir 'Polizeikontrolle' und ich erwiderte mit 'ach neh'. Der Personalausweis wurde überprüft und ebenso der Inhalt sämtlicher Taschen. Dann gab es noch eine kleine Befragung wo ich denn hin wolle. Zum Ostermarsch erwiderte ich. Ja wo ist der denn und wann fängt der an und wie lange dauert der? Wer organisiert den? Ich war verwundert über die Fragen. Nur in Anbetracht der Lage versuchte ich die Fragen zu beantworten. Dann kam auch endlich ein Polizist mit meinem Ausweis wieder und ich wurde zum Bus geleitet und konnte einsteigen.

Nach 20 Minuten fuhr dann der erste Bus los. Wir fuhren dann über die Dörfer nach Kehn. Fast jede Stichstrasse wurde durch ein Polizeiauto gesichert. Es war also unmöglich unkontrolliert nach Kehl zu gelangen (Bundesstrasse 36 war auch gesperrt). Angekommen an einem Platz (ursprünglich sollte es der Marktplatz sein), durften wir aussteigen und noch einen kleinen Marsch, vorbei an Hundertschaften der Polizei, absolvieren. Alles war also unter Kontrolle. Nach der Auftaktkundgebung ging es dann in Richtung Europabrücke los wo wir uns der gemeinsamen Demonstration nach Strasbourg anschliessen wollten. Nur es kam ganz anders. Denn nach ca. 500 Metern war Schluss. Wir kamen nur bis kurz vor die Europabrücke.

Die Lage schien zu eskalieren da sie uns nicht nach Strasbourg lassen wollte. Die Polizisten setzten die Helme auf und rückten nach vorne. Die Presse war zahlreich vertreten und ständig kreisten immer mehrere Hubschrauber mit montierten Kameras über unseren Köpfen. Wir wurden immer wieder mit neuen Meldungen beruhigt das die Demonstrationsleitung in Kontakt mit der französischen Seite stehen würden. Es war glaube ich alles nur Hinhaltetaktik. Frankreich, so sagte man uns, hat die Grenze dicht gemacht! Können sie das überhaupt? Kollektiv die Einreise verbieten, dort wo die Europabrücke Deutschland mit Frankreich verbindet? Von unserem Standpunkt kurz vor der Brücke konnte man dichte Rauchschwaden aufsteigen sehen.

Wie sich später rausstellte war es das alte Zollhaus. Die Demonstration sollte dann endlich weiter gehen, allerdings nicht über die Brücke. Ein Pfeifkonzert war das Resultat der Demonstranten und es ging nur 50 Meter weiter. Dann stand wieder alles und es änderte sich nichts mehr. Nach einigen Stunden wurde dann eine provisorische Abschlusskundgebung an Ort und Stelle abgehalten und die Demonstration hat sich dann aufgelöst. Die Brücke blieb weiterhin gesperrt und es war immer noch Rauch zu sehen.

Es war sehr enttäuschend für mich nicht von meinem Recht gebrauch machen zu können und als freier Bürger den Marsch nach Strasbourg zu vollenden.

Eine Anmerkung noch zu den Einsatzkräften. Mir ist aufgefallen das die Polizisten, Grenzschutztruppen oder wie immer auch sie heissen mögen ein erschreckendes Szenario darstellten und darstellen. Sind das noch Polizisten oder ist es Militär mit der Aufschrift Polizei?

Mir macht das Angst!



Die coolen Jungs ...


...haben sich die Helme aufgesetzt.


Zwei nette Zivile die es gar nicht so lustig fanden wenn man sie fotografiert hat ...


Das brennende Zollhaus auf der anderen Seite der Europabrücke ...



Danke für den Bericht.

Für jeden Demonstraten ZWEI Polizisten

Laut deutscher Polizei nahmen 7'000 Demonstraten in Kehl teil, aber laut Organisatoren waren es 10'000. Die deutschen Behörden rechneten ursprünglich mit 25'000 Teilnehmern, aber viele sind nicht gekommen weil sie durch die übermässige Polizeipräsenz von 15'000 Polizisten auf der deutschen Seite und 9'000 in Frankreich abgeschreckt wurden.

Nein ... das ist kein Zeichen eines Polizeistaates ... wie kann man nur sowas denken?

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