Es ist Donnerstag Abend, 10. September, Neuenburg, 40 km südlich von Freiburg. Ich bin gerade mit der Arbeit fertig und muss morgen nachmittag beruflich in Karlsruhe sein. Ich habe einen Plan:
Am Tag vorher habe ich mir paar Eimerchen mit Kreide besorgt. Warum nicht die Infos auf grosser Fläche an vielen Orten rausbringen? Also fahre ich erst einmal von Neuenburg bis Freiburg über die Bundesstrasse, durch die kleinen Dörfer. Ich halte in jedem Dorf auf der Strecke und schreibe vor Bushaltestellen, Bäckereien, Radfahrwegen, Hauptzufahrtsstrassen zu Gewerbegebieten, damit morgen früh die Leute, wenn sie zur Arbeit fahren es auf der Strasse lesen können.
In Freiburg mache ich noch einen Abstecher ins Rieselfeld, einer der grössten Wohngegenden und male auf die zentrale Zufahrt- und Durchgangsstrasse. In Freiburg denke ich: Wenn ich jetzt Glück habe, treffe ich womöglich noch auf eine andere Gruppe, die gerade unterwegs ist. Oder vielleicht komme ich schon an Plätze wo andere waren? Kam aber leider nicht so.
Ich wechsel dann auf die Autobahn A5 Richtung Karlsruhe. Bei fast jedem Parkplatz schreibe ich die Sätze auf die Strasse. Dabei fange ich meist etwa auf Höhe der Mülltonnen an, wo die meisten Leute Rast machen und es auch beim Aussteigen sofort lesen können "9/11 SIE LÜGEN", gehe dann 20 m weiter und schreibe den nächsten Satz z.B. "google WTC7", dann wieder einen entsprechenden Abstand und "Nanothermit". Wenn also die Autos durchfahren, können sie nacheinander die einzelnen Worte wie einen Satz lesen.
Mir ist vorher nie bewusst gewesen wie viele Parkplätze doch auf so einer Strecke liegen. Es ist eine echt mühselige Arbeit. Dann fahre ich bei Baden-Baden raus und weiter über die Bundesstrasse Richtung Rastatt, wo ich auch nochmals auf paar zentrale Strassen, vor Schulen und Bäckereien schreibe. Es ist 3 Uhr früh und ich bin jetzt richtig müde.
Kaum im Bett, ruft mich um 5 Uhr früh ein Industriekunde aus Neuenburg an wo ich doch gerade hergekommen bin: Eine wichtige Maschine läuft nicht mehr. Ich denke: "Ne, bitte nicht den Weg jetzt zurück. Warum ausgerechnet heute?" Ich gebe 1 Stunde lang Telefonsupport bis die Maschine wieder läuft, Gott sei Dank. Und falle zurück ins Bett.
Als ich mein Auto im Tageslicht sehe, weiss ich nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Ich sehe schon die Kreide aussen an der Tür. Und innen sieht es aus wie in einer Puderdose, das Lenkrad, die Sitze, die Ablage, die Polster alles voll mit Kreidepulver. Ich beginne also erst einmal mit der Autowäsche.
Der Muskelkater macht sich bemerkbar, anfangs noch gar nicht so stark, aber dann wirds immer stärker. Am 2. Tag kann ich kaum mehr in die Knie gehen. Ich hätte im Lebtag nicht geglaubt, dass das so in die Muskeln geht. Jetzt beginnt der 3. Tag und es wird wieder besser.
Es war wirklich eine unvergessliche Aktion und wenn eines Tages meine Tochter fragen wird: "Papa, was hast Du damals gemacht als das grosse Elend begann?" dann kann ich sagen: "Ich habe alles gemacht was in meinen Kräften stand!" Vielleicht treffe ich ja bei der nächsten Aktion auch auf andere Leute oder Gruppen. Das würde mich enorm freuen!
Samstag, 12. September 2009
Kreideaktion Rheintaltour
Eingestellt von Freeman-Fortsetzung um 13:00
Labels: 9/11, Volksreporter
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.