11 Verwandte der Opfer des Bombenangriffs, welcher durch den deutschen ISAF-Kommandeur Oberst Georg Klein befohlen wurde, berichten angereisten Journalisten des Guardian in Kunduz über ihre fürchterlichen Erlebnisse.
Anmerkung: um den folgenden Text zu verstehen muss man wissen, laut Koran soll die Beerdingung sehr schnell innerhalb von 24 Stunden stattfinden. Ich weiss was jetzt kommt ist schrecklich, aber so ist nun mal der Krieg den die NATO-Staaten führen und das sollen alle zur Kenntniss nehmen, damit sie wissen was ihre Regierung und Abgeordneten entschieden haben.
Als die Sonne am Freitag den 4. September im Chardarah Bezirk der Provinz Kunduz im Norden Afghanistans aufging, versammelten sich Dorfbewohner um die verbrannten Trümmer von zwei Tanklaster, welche durch Bomben oder Raketen des NATO-Luftangriff getroffen wurden. Sie wühlten sich ihren Weg durch einen Haufen von fast hundert verkohlten Leichen und verstümmelten Gliedmassen, die mit Asche, Schlamm und den geschmolzenen Kunststoff von Benzinkanistern vermischt war, auf der Suche nach ihren Brüdern, Söhne und Cousins. Sie riefen ihre Namen, erhielten aber keine Antwort. Zu diesem Zeitpunkt waren alle tot.
Was folgte war eine der makabersten Szenen dieses Krieges, oder eines jeden Krieges. Die trauernden Angehörigen begannen um die Reste der Männer und Jugendlichen zu streiten um sie beerdigen zu können, die noch vor wenigen Stunden etwas Benzin abzapfen wollten. Arme Menschen in einem der ärmsten Länder der Welt, wollten sie etwas Treibstoff für den kommenden langen Winter ergattern.
"Wir erkannten keinen einzigen der Toten als wir ankamen", sagte Omar Khan, der Anführer des Dorfes Eissa Khail. "Es war wie wenn eine chemische Bombe eingeschlagen hätte, alles war verbrannt. Die Leichen sahen so aus", dabei krallte er seine Finger an beiden Händen um die Verunstaltung zu zeigen. "Sie sahen aus wie verbrannte Baumstämme oder Holzkohle.“
"Die Dorfbewohner stritten sich um die Leichen. Die Leute sagten das ist mein Bruder, das ist mein Cousin, aber niemand konnte wirklich jemand erkennen." So schritt der Ältestenrat ein und brachte alle Leichen und Körperteile an eine Stelle zur Verteilung. Die Menschen wurden aufgefordert zu sagen wie viele Verwandte jede Familie verloren hatte.
Eine Warteschlange bildete sich. Einer nach dem anderen der Hinterbliebenen gab die Namen der vermissten Brüder, Vettern, Söhne und Neffen an, und jeder wiederum erhielt seine Quote an Leichen. Es spielte keine Rolle, wer wer war, alle waren ohnehin bis zur Unkenntlichkeit verkohlt. Wichtig war, dass sie einen Körper zum begraben hatten und für den sie beten konnten.
"Ein Mann kam und sagte: 'Ich habe meinen Bruder und Cousin verloren,' so gaben wir ihm zwei Körper", sagte Omar Khan. "Ein anderer sagte, ich verlor fünf Angehörige, dann gaben wir ihm fünf Leichen um sie nach Hause zu nehmen und zu begraben. Als uns die Leichen ausgingen fingen wir an ihnen Gliedmassen, Beine, Arme, Oberkörper zu geben. Am Ende gingen nur fünf Familien mit leeren Händen nach Hause. Ihre Söhne werden noch vermisst."
Die kleinen Augen von Omar Khan verengten sich und er verzog angewidert seinen Mund, als er sagte, "der Geruch war so schlimm, seit drei Tagen rieche ich nach verbranntem Fleisch und Benzin."
Omar Khan war einer der 11 Bewohner welche die britische Zeitung Guardian über den Luftangriff interviewt hat. Die Journalisten reisten Anfang der Woche in die Region mit der Absicht den Ort des Angriffs zu besuchen. Aber die Entführung des New York Times Kollegen und das anschliessende Feuergefecht, bei dem vier Menschen getötet wurden, erschwerte die Reise dorthin. So blieben sie in der Stadt Kunduz und die Dorfbewohner kamen zu ihnen um ihre Erlebnisse zu berichten.
Sie sassen um einen Tisch im Keller eines Hotels und einer nach dem anderen erzählte seine Geschichte des Luftangriffs, bei dem zwischen 70 und 100 Menschen getötet wurden, der verheerendsten des Krieges. Die Dorfbewohner erzählten, die Taliban hätten die Benzinlaster um 19:00 Uhr am Donnerstag Abend entführt und benutzten Nebenwege abseits der Hauptstrasse Richtung Kabul durch den Distrikt Ali Abad um zu ihrer Hochburg nach Chardarah zu gelangen, südwestlich von Kunduz.
Um Chardarah zu erreichen mussten sie eine seichte Furt durchqueren, um eine Brücke die von der afghanischen Armee besetzt ist zu vermeiden. Aber als sie durch den Fluss fuhren blieben die Lastwagen stecken, so dass die Taliban die Menschen in den umliegenden Dörfern um Hilfe baten.
Jamaludin, ein 45-jähriger Bauer, war in der Moschee am beten, als er das Geräusch von einem Traktor hörte. "Ich ging nach Hause und stellte fest, dass drei meiner Brüder und mein Neffe mit meinem Traktor weggefahren waren", sagte er. "Ich rief meinen Bruder an um ihn zu fragen, wo sie hingegangen seien. Er sagte, die Taliban hätten ihn gebeten den Traktor zu bringen und ihnen zu helfen den Tanklaster zu ziehen." Jamaludin erschrak. "Ich fragte ihn, welchen Tanklaster? Es ist nicht unser Sache, lasst die Taliban ihren eigenen Traktor bringen. Ich rief ihn eine Stunde später an. Er sagte, sie können nicht die Laster rausziehen und die Taliban liessen ihn nicht gehen, so ging ich ins Bett."
Nachdem sie realisierten, die Laster waren festgefahren, beschlossen die Taliban den Kraftstoff abzulassen und forderten die Menschen auf herzukommen und sich an der Ghanima, der Kriegsbeute, selbst zu bedienen. Es gebe Gratisbenzin für alle.
Assadullah ein hagerer 19-Jähriger mit einer Locke aus schwarzem Haar auf der Stirn, bekam einen Anruf von einem Freund der sagte, die Taliban würden kostenlose Benzin verteilen.
"Ich nahm zwei Kanister mit mir, ich mein Bruder und ein Freund gingen hin. Es war Vollmond und wir konnten alles deutlich sehen. Es gab eine Menge Leute die schon da waren. Es gab ein Gedränge und alle versuchten an den Zapfhahn zu kommen um ihre Kanister zu füllen. Wir sind arme Leute und wir alle wollten etwas Brennstoff für den langen Winter haben.
Ich füllte meinen Kanister und entfernte mich, während mein Bruder noch dabei war sich vorzudrängen um seinen zu füllen. Ich lief etwa hundert oder vielleicht zweihundert Meter."
Es war etwa 1 Uhr früh als am Freitag die Flugzeug angriffen und die gestohlenen Tanklaster in die Luft jagten. "Es hab ein grelles Licht am Himmel und dann eine Explosion," sagte Assadullah. "Ich fiel auf mein Gesicht. Als ich wieder zu mir kam war dichter Rauch und ich konnte nichts sehen. Ich rief, ich schrie nach meinen Bruder, aber er antwortete nicht. Ich konnte ihn nicht sehen. Es waren überall Flammen und Totenstille und die Leichen brannten."
Er zog sein langes Hemd hoch und zeigte den Journalisten vier kleine Splitterwunden und zwei Verbrennungen am Hals.
Jamaludin wachte um ca. 1 Uhr auf um etwas Essen zu kochen. Es war Ramadan und er musste das Sehur vorbereiten, die letzte Mahlzeit vor Sonnenaufgang. "Îch rief meinen Bruder wieder an und sagte ihm, ich könnte viele Flugzeuge am Himmel hören, warum er noch nicht zurück sei? Er sagte, er käme mit etwas Benzin zurück und würde bald zu Hause sein. Ich legte auf und ging in den Innenhof und dann gab es ein grosses Feuer, wie eine grosse Lampe am Himmel. Ich rief meinen Bruder wieder an aber sein Telefon antwortete nicht. Ich verliess das Hause und lief in Richtung des Flusses. Der Geruch von Rauch kam von dort."
"Als ich dort ankam, konnte ich meinen Bruder nicht finden. Ich rief nach ihm. Ich habe einige Leute gesehen die auf ihren Schultern Verletzt trugen, dann ging ich wieder nach Hause um zu beten und wartete bis das Tageslicht kam."
Jan Mohammad, ein alter Mann mit weissen Bart und grüne Augen sagte wütend: "Ich rannte, rannte um meinen Sohn zu finden, weil mich niemand per Anhalter mitnahm. Ich konnte ihn nicht finden."
Er stützte den Kopf auf dem Tisch und begann mit dem Kopf gegen seine Hände zu stossen. Als er den Kopf hob waren seine Augen rot und Tränen rollten über seine Wangen: "Ich konnte meinen Sohn nicht finden, so nahm ich ein Stück Fleisch mit mir nach Hause und ich nannte es meinen Sohn. Ich sagte meiner Frau wir hätten ihn gefunden, aber ich liess nicht seine Kinder oder jemand anders es sehen. Wir haben das Fleisch begraben, wie wenn es mein Sohn wäre."
Er unterbrach seinen Satz, dann schrie er dem jungen Assadullah an, der an der Tür des alten Mannes geklopft und zu seinem Sohn gesagt hatte er solle mitkommen, es gäbe Gratisbenzin für alle. "Du hast mein Heim zerstört", Assadullah wendete sich ab und blickte gegen die Wand. "Du hast mein Heim zerstört", rief er wieder. Jan Mohammad senkte den Kopf wieder auf seine Handfläche und rollte von links nach rechts, sein grosser, grauer Turban bewegte sich wie ein riesiger Pendel, "Taouba (Vergebung)", zischte er. "Die Menschen haben ihre Väter und Söhne für ein wenig Treibstoff verloren. Vergebung."
Omar Khan, der Dorfvorsteher, weinte jetzt und blickte zur Decke.
Fazel Muhamad ein 48-jähriger Bauer mit sieben tiefen Falten auf der Stirn und einer weissen Gebetskappe auf, warf zwei Passbilder in Farbe vor den Journalisten auf den Tisch, eins von einem dichtbärtigen Mann, das andere eines Jungen. "Mein Cousin und sein Sohn", sagte er. "Um ca. 22:00 Uhr sagte mein Cousin zu mir, die Taliban würden Benzin an die Leute verteilen, und sie würden etwas für den Winter holen. Ich bat ihm zu bleiben und nicht hinzugehen, es waren Flugzeuge in der Luft und nachts war es gefährlich, aber er ging trotzdem."
"Um ein oder zwei Uhr morgens hörten wir eine grosse Explosion und ich sah Feuer am Himmel. Die Frau meines Cousin kam gerannt und bat mich ihn zu suchen, aber ich wartete, bis ich mein Morgengebete beendet hatte, niemand konnte etwas essen."
"Als ich dort ankam sah ich Leichen, einige lagen in der Mitte des Flusses, ich ging umher und suchte ihn und seinen Sohn, aber ich konnte ihn nicht finden. Ich ging nach Hause und seine Frau fragte mich, hast du ihn gesehen, ist er tot, wo ist er? Ich sagte, ich konnte ihn nicht finden. Sie heulte und wehklagte."
"Ich ging wieder auf die Suche nach ihm. Es war jetzt hell und ich wühlte durch den Leichenhaufen, die Arbabs (Dorfältesten) verteilten die Leichenteile, aber ich ging nicht hin. Ich suchte den Boden ab und fand nur seine beiden Füsse und die seines Sohnes. Ich erkannte sie, weil er und sein Sohn Henna (Tattoos) auf ihren Zehen hatten."
Islamu-Idin, ein 20-Jährige aus dem Dorf Issa Khail kam an die Reihe. Er sagte, er lief drei Stunden um zum Flussbett zu gelangen und seinen Bruder zu suchen. "Unser Dorf ist weit von Fluss entfernt, ich suchte viel unter den Toten und ich fand meinen Bruder. Ich erkannte ihn an seiner Kleidung. Aber wir fanden nur den Oberkörper, vielleicht hat jemand die Beine genommen, vielleicht sind sie zu Asche verbrannt."
Omar Khan weinte nun offen. Ein paar andere Männer konnten sich zurückhalten, aber ihre Augen waren so rot wie die von Jan Muhamad, der weiter den jungen Assadullah wieder und wieder anschrie.
Muhamad Saleh, ein 25-jähriger Mann mit Vollbart, wollte etwas Treibstoff holen, aber niemand wollte ihn mitnehmen. Sein Bruder und sein Schwager gingen hin und er ging wieder schlafen, dann hörte er die Explosion. "Ich wartete bis es Hell wurde und ging dann hin. Ich fand niemanden den ich kannte, also wartete ich auf die Ältesten. Sie gaben mir zwei Leichen, die sahen aus wie meine Verwandten und ich kam mit ihnen zurück."
Ein weiterer Dorfältester sagte, mindestens ein Dutzend der Toten wären Taliban. Obwohl die meisten von ihnen bereits den Ort verlassen hatten als die Explosion geschah, ein Rest blieb um Ordnung zu halten, während die Dorfbewohner sich um das Benzin stritten.
"Um Mitternacht gingen mein Bruder und Neffe um etwas Brennstoff zu erhalten. Ich wollte auch gehen, aber ich habe kein Auto", sagte Muhammad Saleh. "Um 1 Uhr morgens ging ich zu Bett. Als ich die Explosion hörte rief ich meinen Bruder an, aber sein Telefon war ausgeschaltet ... als ich um 3 Uhr ankam gab es Tote überall. Ich suchte nach meinem Bruder und Neffen, aber ich konnte niemanden finden."
"Ich hatte eine Taschenlampe bei mir und ich konnte gut sehen, aber ich konnte immer noch nicht jemand erkennen." Seine Augen blickte durch die Journalisten hindurch, als er sagte: "Ich fand einen Körper und brachte ihn nach Hause und wir begruben ihn. Es war ein ganzer Körper, mit Armen und Beinen. Wir begruben ihn ordentlich."
Kommentar: Das ist das Resultat des "robusten Stabilisierungseinsatz" der Bundeswehr. Und die deutsche Bundesregierung hat die Unverschämtheit standfest zu behaupten, es gab keine zivilen Opfer. Die vier "grossen" Parteien welche den Krieg in Afghanistan beführworten sind nicht wählbar. Durch ihre Entscheidung findet ein Kriegsverbrechen und Massenmord statt!
Frau Merkel, das haben Sie verbrochen!
Leute, nehmt euch 1 Minute Zeit und gedenkt der Opfer in stiller Trauer.
Samstag, 12. September 2009
Ich nahm etwas Fleisch nach Hause und nannte es meinen Sohn
Eingestellt von Freeman-Fortsetzung um 15:05
Labels: Afghanistan, Deutschland, Krieg, Merkel, Mord, NATO
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1 Kommentare:
Dumm ist der dummes tut
von Mitja Bauer aus Linz in Österreich
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