Wie ich bereits in meinem Artikel "Griechenland wird in eine bargeldlose Gesellschaft umgewandelt" berichtet habe, wird das griechische Steuersystem und viel andere Sachen sich komplett verändern. So wird jeder Steuerpflichtige an Hand von Kassenbelegen und Rechnungen, seine Lebenshaltungskosten nachweisen müssen. Diese müssen mindestens 30% des Jahreseinkommen ausmachen. Wer das nicht kann oder nicht erreicht, bezahlt eine Strafsteuer.
Die Begründung für diese radikale Änderung ist laut Regierung, die Schattenwirtschaft in Griechenland macht ca. 30 Prozent des BIP aus.
Ausserdem wurde die Einteilung in die Steuertabelle neue definiert, was ca. 8,5 Millionen Steuerpflichtige betrifft. Hier die acht Steuerklassen und der Steuerfuss der verlangt wird. Alle Beträge sind in Euro:
0 -12'000 = 0%
12'001 – 16'000 = 18%
16’001- 22'000 = 24%
22'001 – 26'000 = 26%
26'001 – 32'000 = 32%
32'001 – 40'000 = 36%
40'000 – 60'000 = 38%
Mehr als 60'001 = 40%
Wie viele Belege müssen gesammelt werden?
Ab 1. Januar 2010 müssen alle Belege als Nachweis der Lebenshaltungskosten gesammelt werden. Es werden nur Belege akzeptiert, die eine Mehrwertsteuernummer haben, sowie ein Datum und die Summe.
- Niedrigverdiener bis 6'000 haben keine Belegpflicht.
- Zwischen 6'000 und 12'000 müssen 10% des Einkommen belegen.
- Wer mehr als 12'000 verdient muss 30% mit Quittungen nachweisen.
Beispiel: Wer 12'000 verdient muss Belege für 1'200 bringen. Wer ein Jahreseinkommen von 30'000 hat, muss für 9'000 seine Kosten beweisen.
Was passiert wenn man nicht genug Belege hat?
Wer nicht die 10% oder 30% nachweisen kann, muss 10% Strafe auf die Differenz zahlen.
Beispiel: Wer 30'000 verdient muss 9'000 nachweisen, kann aber nur 5'000 belegen, dann fehlen 4'000. Man muss dann 10% auf die 4'000 oder 400 mehr Steuern zahlen.
Umgekehrt, wer zu viele Belege hat, bekommt eine 10% Steuergutschrift. Wer 9'000 nachweisen muss aber 12'000 belegen kann, hat 3'000 mehr als notwendig und bekommt 10% davon gutgeschrieben, also 300.
Nicht vergessen darf man die 19% Mehrwersteuer die grundsätzlich auf alles bezahlt werden muss, ausser Lebensmittel, Zeitungen und Bücher.
Welche Belege muss man sammeln?
Waren: Kleidung, Schuhe, Lebensmittel, Toilettenartikel, Möbel, Haushaltsgeräte, Medikamente, Kosmetikartikel, Schmuck, Bettwäsche, Elektronik, Computer, Büro und Schulmaterial, Geschenke, Zigaretten, Alkohol, Bücher.
Dienstleistung: Coiffeur, Taxi, Gebühren, Parking, Restaurant, Reparaturen, Unterhaltung, Übernachtung, Therapien, Arztkosten, Heizung.
Ungültig sind teuere Güter, wie Autos, Wohnwagen, Boote, Flugzeuge, Grundstücke, Gebäude.
Versicherungen, Ausbildung, Anwaltskosten, Fahrkarten, Strom, Wasser, Telefon, Miete sind auch nicht dabei, da diese separat in die Steuerrechnung fliessen.
Das Einkommen aus Finanzwerten, wie Zinsen, werden wie bisher mit 10% besteuert.
Konsequenz: Aus diesem Grunde findet jetzt ein Run auf alle Belege statt, die man das ganze Jahre aufbewahren und mit seiner Steuererklärung einreichen muss.
Die Steuerbehörde wird von nun an bis ins letzte Detail wissen, für was, wo und wann man sein Geld ausgibt. Die Bürokratie wird enorm aufgebläht, denn jeder Beleg muss auf seine Gültigkeit geprüft werden.
Weitere Massnahmen um das Steueraufkommen zu erhöhen und die Ausgaben zu senken:
Um die Griechen zu animieren ihre Auslandguthaben zurück ins Land zu bringen, bietet die Regierung eine Amnestie an. Wer sein Geld innerhalb der nächsten 6 Monate nach in Kraft treten des neuen Steuergesetzes repatriiert, wird nicht gefragt wo es herstammt und mit 5 Prozent versteuert.
Pensionen im öffentlichen Dienst werden um 1,5 Prozent erhöht, ausser die über 2'000 Euro monatlich.
Die Löhne und Gehälter im öffentlichen Dienst werden um 1 bis 5,5 Prozent reduziert, ja nach Berufsgruppe.
Die Regierung verordnet sich selber keine weiteren Gehaltserhöhungen und die Spesen werden um 10 Prozent gekürzt.
Die Gehälter der Vorstände staatlicher Firmen, die nicht an der Börse gelistet sind, wird um 50 Prozent reduziert.
Das Budget für Spesen und Kompensationen wird um 10 Prozent reduziert.
Samstag, 13. Februar 2010
Neues Besteuerungssystem in Griechenland
Eingestellt von Freeman-Fortsetzung um 11:00
Labels: EU, Finanzen, Griechenland
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