Die viertgrösste Stadt der Welt mit 12 Millionen Einwohnern verbietet fast die gesamte Aussenwerbung wegen “Visueller Umweltverschmutzung“.
Im Jahre 2007 wurde Brasiliens wichtigste Stadt São Paulo die erste ausserhalb eines kommunistischen Landes welche eine radikale, fast völlige Verbannung von Werbung im Freien umgesetzt hat. Bekannt als die modernste und lebhafteste Stadt des Landes einerseits und für ihre extremen Bandenkriege, Gewalt und völlige Armut andererseits, ist São Paulos "Lei Cidade Limpa“ oder Gesetz zur Stadtsäuberung ein unerwarteter Erfolg, hauptsächlich wegen der Durchsetzungskraft des konservativen Bürgermeisters Gilberto Kassab.
Der Motor hinter dieser Massnahme, Bürgermeister Kassab konnte die Rebellion aus der Werbebranche mit Hilfe wichtiger Alliierte, wie die Elite der Stadt, unterdrücken. Bei vielen Gelegenheiten betonte Kassab, er hätte nichts gegen Werbung an sich, sondern gegen deren ausufernden Exzesse. Er erklärte „Das Gesetz zur Stadtsäuberung war notwendig um die Umweltverschmutzung… die Verschmutzung des Wassers, der Luft, Lärm und auch der Sicht zu bekämpfen. Wir entschieden wir sollten damit anfangen die auffälligste Form der Verschmutzung zuerst anzugehen… die visuelle Verschmutzung.“
Seit dem sind Plakatwände, Videoleinwände und Werbung an öffentlichen Verkehrsmitteln mit sagenhafter Geschwindigkeit entfernt worden. Sogar die Verteilung von Handzetteln auf öffentlichen Plätzen ist verboten worden und neue Regeln haben die Grösse der Namen der Ladengeschäfte eingeschränkt. Fast $8 Millionen an Bussgeldern wurden verteilt, um in São Paulo den „visuellen Müll“ in der Landschaft wegzuräumen.
Einer der schlechten Verlierer in diesem Kampf ist die amerikanische Firma Clear Channel Communications, eines der grössten Plakatwerber der Welt. Erst vor kurzem hat sie sich auf den brasilianischen Markt eingekauft und einen Grossteil der Rechte am Plakatmarkt erworben. Wochen bevor das Verbot in Kraft trat, hat Clear Channel eine Gegenkampagne zur Unterstützung von Aussenwerbung gestartet, mit verzweifelten Slogans die aber bei den Massen nicht ankamen, wie zum Beispiel: „Es gibt einen neuen Film auf allen Plakaten… was für Plakate? Aussenwerbung ist auch Kultur.”
Obwohl durch Klagen der Firmen vor Gericht eine handvoll Plakate noch stehen geblieben sind, hat die Stadt 15'000 Werbewände abgerissen und es sieht aus wie ein Schlachtfeld, mit leeren Wänden, zum Teil abgerissen Rahmen und schnell übermalten Ladenfrontseiten. Obwohl es noch unklar ist ob so eine Säuberung in anderen Weltstädten wiederholt werden kann, ist diese einzigartige Aktion bisher ein Erfolg in São Paulo: Eine Umfrage zeigt die Massnahmen sind sehr beliebt bei den Bewohnern der Stadt, mit über 70% Zustimmung.
Obwohl der Materialismus und der Konsum, zusammen mit der Bandenkriminalität, weiterhin die Stadt verschmutzen wird, werden diese menschlichen Dramen wenigstens vor einer saubereren Kulisse jetzt stattfinden.
Hier ein Video von David Evan Harris mit einer kurzen Dokumentation über das Verbot von Aussenwerbung in São Paul.
Montag, 27. August 2007
São Paulo verbietet Plakatwerbung
Eingestellt von Freeman-Fortsetzung um 01:10
Labels: Südamerika, Werbung, Wirtschaft
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