Freitag, 25. April 2008

Augenzeugenbericht aus Sudan und Dafur

Ein Freund von mir war gerade geschäftlich im Sudan und hat mir eine ganz andere Situation berichtet, als das was wir jeden Tag über das Land in den Medien hören. Hier die Erzählung eines Augenzeugen der vor Ort war und eine interessante Seite dieses afrikanischen Landes zeigt.

Auf Achse im Sudan und Darfur (April 2008)

... einige Eindrücke aus erster Hand

Nur kurz vor meiner Abreise wurde ich orientiert: Sudan – Khartoum – Reparatur einer Maschine – Rückflug. Der Kunde hatte schon längere Zeit Probleme mit diesem Gerät. Ferndiagnose, Checkliste und dergleichen wurden schon durchgespielt: alles half nichts – ich musste vor Ort. Sudan ... war da nicht etwas mit Embargo, der Achse des Bösen, Osama bin im Laden und seine Lenkwaffen anziehende Chemiefabrik? Zum Nachdenken war keine Zeit - ab Richtung Süden nach Afrika!

Die vollgestopfte (!) Maschine von Frankfurt nach Khartoum spuckte mich nach sechs langen Stunden in 40 Grad warmer Luft am Zielort aus. Sudan ich bin da. Zur Erledigung der Passkontrolle halfen nette Mitarbeiterinnen des Flugplatzes und der Zoll drückte angesichts meiner mit Testgeräten vollgestopften Taschen ein Auge zu. Ich wurde von einem Mitarbeiter des Kunden zuverlässig und pünktlich abgeholt. Ich war übrigens auf der ganzen Reise erstaunt, wie zuverlässig die lokalen Mitarbeiter waren. Auf dem Weg vom Flughafen zur privaten Unterkunft fiel mir auf, wie heftig hier in der Stadt gebaut wird. Überall entstehen neue Häuser und Gebäude. Der Toyota–Vertreter protzte mit einem Ausstellungsraum, wie er nur noch bei den Show verwöhnten Amis stehen könnte.

Als ich am nächsten Tag zur Arbeit gefahren wurde, fiel mir in der Nähe des Flugplatzes ein mächtiger Bau auf, voll mit Stacheldrahtzaun und Wachen umgeben. Auf meine Frage, ob das denn das Gefängnis von Khartoum sei, lächelte der Fahrer nur verständnislos und antwortete, dass das die Zentrale der UN sei. Mich graute es angesichts der Dimension dieses Baus und begann mich zu Fragen, was die hier wohl mit so einem Gigantismus anfangen wollen. Im Verlaufe meines Aufenthaltes konnte ich mit vielen UN–Mitarbeitern, Contractors und sogar einem Söldner Gespräche führen. So erfuhr ich, dass die UN eine gewaltige Materialschlacht im Sudan inszeniert, mit Tausenden von Jeeps, Lkw’s, Generatoren und duzenden von Hubschraubern und Flugzeugen. Neu soll nochmals eine gewaltige Armada von über 26'000 Soldaten nach Darfur gebracht werden. Das UN-Gewirr und Missmanagement sei manchmal so gross, dass die Buchstaben UN für United Nonsens stehen sollte.

Die Reparatur der Maschine ging nur langsam voran. Ich reinigte alle Kontakte, mass die Spannung, überprüfte die Ventile und versuchte mich langsam an das eigentliche Problem vorzutasten. Alles half nicht, bis ich am Abend vor jedem Haus einen grossen Generator sah. Könnte es sein, dass meine Maschine den Strom von einem Generator bezieht und der Anfahrstrom zu schwach ist? Bingo – das war des Rätsels Lösung. In unserer Netzstrom verwöhnten Gesellschaft kommt man nicht auf die Idee, dass der Strom durch einen Generator erzeugt wird, der seine Grenzen hat. Mit viel Improvisation konnte ich erreichen, dass die Maschine trotz des schwachen Anfahrtsstroms läuft. Ich brauchte dazu noch ein paar elektronische Komponenten – eine nette Abwechslung, um einmal Khartoum zu besichtigen.

Karthoum liegt am Zusammenfluss des weissen und blauen Nils, hat ca. 7 Mio. Einwohner und ist die Hauptstadt eines Landes, das ca. 7 mal so gross wie Deutschland. Im Sudan trifft Afrika auf Arabien, Kirche auf Moschee, Wüste auf Dschungel und Meer auf 3000 Meter hohe Berge. Die vielen Kirchen in Karthoum waren offen und für jedermann zugänglich. Welch ein Kontrast zu der negativen Medienberichterstattung in Europa über Sudan.

Den Namen erhält dieses Land vom SUDD, das sind die grossen Sümpfe im Oberlauf des weissen Nils. Ein angesehener Geschäftsmann verriet mir, dass der Sudan so reich an fruchtbarem Boden sei, dass die Regierung allen Ernstes erwäge, ca. 1 Mio. Chinesen in das Land zu lassen, damit diese den Boden kultivieren. Das der Sudan ein fruchtbares Land sei, hörte ich bereits vor Jahren von einem Holländer, der im Sudan in der Landwirtschaft tätig ist. Wenn sie heute an einer Pepsi–Flasche nippen, fliesst durch ihrer Kehle auch ein Teil aus dem Sudan: der Gummi Arabicum (ein Emulgator aus der Akazie). Natürlich ist dieser Rohstoff vom Embargo der USA gegen den Sudan ausgenommen ...

Apropos Chinesen: Natürlich sind die Chinesen im Land, um die immensen Ölvorkommen zu erschliessen, die zwar bereits 1973 entdeckt wurden, aber von den „westlichen“ Ölgesellschaften vernachlässigt wurden. Interessanterweise ist auf der UNMIS – Karte denn auch die Raffinerie von Adok gross eingezeichnet (Ist die UNMIS eine weitere Oil – Protection – Agency ?). Heute gibt es eine Pipeline von Adok nach Port Sudan. Riesige Ölvorkommen werden im Streifen zwischen der Provinz Süd-Darfur, Süd-Kordufan und Ost-Equatorial vermutet. Nicht wenige behaupten, die Ölvorkommen seien grösser als diejenigen von Saudi–Arabien. Nur wenige wissen, dass Chevron eine Pipeline von der afrikanischen Westküste bis Doba in Tschad gebaut hat. Von dort ist es nicht mehr weit bis Darfur ... deswegen der Konflikt um diese ölreiche Provinz? Geht es hier um einen Stellvertreterkrieg zwischen USA und China?

Das Ölvorkommen ist auch, wie schon oft, ein Zankpunkt zwischen dem christlichen Süden und dem moslemischen Norden von Sudan. Trotz dieser Spannungen sind nicht wenige Südsudanesen nach Karthoum gegangen. Vor allem die Elite vom Süden lässt es sich dort gut gehen. Viele Sudanesen bezweifeln, ob der Süden vom Land im Jahre 2011 wirklich abgetrennt wird.

Der Zufall wollte es, dass mein Kunde ein Projekt in El Fasher und Nyala hatte und mich um einen Rat bat. Beide Städte liegen in der Provinz Darfur nahe des wunderschönen Bergmassivs Jebel Marra (3088 m.ü.M.). Ich konnte mir auf Grund der vorgelegten Dokumente kein genaues Urteil bilden. Kurzfristig wurde ich auf den nächsten Flieger nach El Fasher und Nyala gesetzt. Auf dem Flug begegnete ich einem Mitarbeiter eines deutschen Hilfswerks, der in El Fasher stationiert ist. Er erzählte mir von dem wahnwitzigen Plan der UN, neben Nyala auch dort 13'000 Soldaten zu stationieren. Sie hätten heute schon grosse Probleme mit dem Wasser. Sollten auch noch all die Soldaten dazukommen, so könne es grosse Konflikte geben. Die UN–Soldaten müssten in Zeltstädten bei bis zu 45 Grad Hitze hausen, an einem völlig ungeeigneten Ort. Ob das gut geht?

El Fasher behielt mich nicht lange und schon sass ich auf dem Flug nach Nyala. Neben mich setzte sich ein Südafrikaner und stellte sich als UN-Contractor vor. Er arbeite für die Logistik und sei soeben aus Afghanistan gekommen. Er ziehe Afghanistan dem Darfur vor. Auf die kürzlichen Attacken beim Khaiberpass angesprochen, sagte er, dass nicht 6 Tanklastwagen, sondern deren 48 von den Widerstandskämpfer in die Luft gejagt worden seien. Da werden die Amerikaner noch gucken, wie sie ihre Truppen mit Benzin versorgen. Haben wir jemals etwas in unseren Medien davon gehört? Auf jeden Fall stellte es sich heraus, dass auch er aus dem südafrikanischen Armeepool entsprungen ist und als Söldner hier seiner Arbeit nachgeht.

Im Anflug auf Nyala sah ich vom Flugzeug aus einen wunderschönen Baumbestand am nahen Wadi gelegen, den ich sofort in mein Herz schloss. In der Tat stellt sich dieser Ort für das Projekt meines Kunden als hervorragend geeignet heraus. Meine Kontaktperson in Nyala erwies sich als einen weltgewandten Sudanesen der als Ingenieur die Welt bereist hat und als geachteter Angehöriger des örtlichen Clans gilt. Freundlich und geduldig zeigte er mir alle in Frage kommenden Orte für das Projekt. Wir einigten uns auf einen geeigneten Platz am Wadi und trafen erste Abklärungen mit den Besitzern. Jetzt hatte ich auch die Gelegenheit, die zweitgrösste Stadt (3 Mio. Einwohner) in Sudan näher anzusehen. Nyala ist westlicher Endpunkt der sudanesischen Eisenbahn und Durchgangsstadt für den Verkehr mit Tschad und Zentralafrikanischer Republik. Durch Nyala fliesst ein ca. 80 Meter breiter Wadi, der während der Regenzeit mit Wasser gefüllt ist. Nyala ist Ausgangspunkt für Reisen zum Jebel Marra–Massiv, einer wunderschönen Hochgebirgsebene mit Wasserfällen und heissen Quellen.

Der Konflikt in Darfur sei Jahrhunderte alt, meinte mein Begleiter. Es geht um einen Konflikt zwischen sesshaften Bauern und umherziehenden Nomaden. Bis vor ein paar Jahren wurde diese Angelegenheit mehr oder weniger friedlich gelöst. Mit der Entdeckung von grossen Ölfeldern in Tschad und Sudan, verbunden mit einer Dürre, habe man diesen Konflikt eskalieren lassen. Er sehe die Situation sich verbessern. Ob die neue UN–Präsenz wirklich gut für die Region sei, wisse er nicht. Eine massive Truppenpräsenz irgendwelcher Kontingente konnte ich während meines Aufenthaltes in der Stadt nicht feststellen.

Zur Zeit hat sich die Situation im Darfur immer noch nicht beruhigt und ohne Hubschrauber ist dieses Gebirge zur Zeit nicht zu erreichen. Apropos Hubschrauber: Sowohl in El Fasher als auch in Nyala wimmelte es nur so von russischen Hubschraubern, welche für die UN im Einsatz stehen. Wie ich von verschiedener Seite erfahren durfte, ist ihr Service weder zuverlässig noch sicher. Mehrere Abstürze unterstreichen da meine Befürchtungen. Auch zu sehen war eine Twin-Otter der Schweizer Zimex, welche im Auftrage der Roten Kreuzes offenbar verwundete zu transportieren hat. Sowohl in El Fasher als auch in Nyala konnte ich keine übermässige Präsenz der sudanesischen Luftwaffe erkennen. Nyala habe ich als eine sehr lebhafte Stadt kennen- und schätzen gelernt. Mit dem Einzug des UN–Personals wird sich da wohl noch etwas ändern.

Zurück in Khartoum habe ich noch ein paar weitere Projektorte angesehen; wunderschöne Orte mit direktem Blick auf den dahinfliessenden blauen Nil. Zudem durfte ich ein paar Gewächshäuser sehen. Ja sie haben richtig gelesen ... Gewächshäuser; nur die Sudanesen brauchen diese Konstruktion zum Kühlen und nicht zum Heizen. Dabei können sie ohne Dünger bis zu 4 mal pro Jahr ernten.

Den Sudan und vor allem die pulsierende Stadt Khartoum habe ich als eine wohltuende und sichere Oase in Afrika erlebt. Die Personen sind Europa gegenüber freundlich gesinnt. In den Sudan werde ich zurückkehren um dort Häuser zu bauen, die keine Kühlung bedürfen und kostengünstig sind.

Was wir über den Sudan von unseren Medien vorgesetzt kriegen ist grösstenteils eine einseitig verdrehte Berichterstattung. Sudan ist in meinen Augen ein aufstrebendes afrikanisches Land. Da der Sudan viel Erdöl hat, vermute ich, dass Uncle Sam via der UN die Finger auf diesen Reichtum halten möchte und deshalb die Konflikte schürt. Es ist nur allzu verständlich, dass die Sudanesen und die Chinesen diesem Spiel nicht zustimmen. Viele Sudanesen sind in Europa ausgebildet worden und uns wohlgesinnt. Nutzen wir die Chance im Herzen von Afrika.

Übrigens: Auf der Fahrt durchs Land habe ich meine Augen auf alle möglichen Autowracks gerichtet in der Hoffnung, eine Achse zu finden. Aber eine Achse des Bösen habe ich allerdings in ganz Sudan nicht gesehen.

Peter Zoe

Copyright © 2008 Schall und Rauch – Freeman

Kommentar:
Vielen Dank Peter für diesen Bericht. Wir sehen, es geht in Dafur wieder um das selbe Spiel wie bei allen Konflikten auf der Welt, um die Ressourcen ... um das Öl .. um das grosse strategische Schachspiel. Im Endeffekt geht es um die beiden grossen Gegner, entweder Russland oder wie in diesem Fall um China.

Die Amerikaner sitzen im Nachbarland Tschad und benutzen einen schon seit längerem köchelnden Streit im Sudan für ihre Zwecke, hetzen die internen Parteien aufeinander, schütten Benzin ins Feuer, so wie sie es überall machen. Es geht den Amerikanern nie um Demokratie, um Befreiung von Minderheiten, um den Schutz der Menschenrechte oder Unabhängigkeit, sondern dies wird nur als Vorwand benutzt und ein Konflikt geschürt, um Einfluss zu bekommen, um das Gebiet zu beherrschen, damit die Konzerne es ausbeuten können.

Der amerikanischen Regierung und dem US-Machtapparat sind die Menschenrechte und die Werte der Demokratie so was von scheiss egal, schliesslich erlaubt der Präsident offziell die Folter von Gefangenen ... das sagt alles. Es geht nur um Strategie, Macht und Ausbeutung. Alles andere ist eine Heuchelei und Lüge.

So läuft es überall, so war es immer schon, egal ob im Irak, Iran, Afghanistan, Libanon, Kosovo, Bolivien, Guatemala ... sie schaffen aus dem Hintergrund überhaupt erst die Krise.

Die von den USA beherrschten Medien werden dann dazu benutzt, um der Weltöffentlichkeit ein falsches Bild zu präsentieren. Immer sind die anderen die Bösen, welche die Menschen unterdrücken, abschlachten oder sonst "Greultaten" verüben und die Amerikaner sind die Guten, die eingreifen müssen. Dabei sind sie es welche die Probleme erst schaffen. Die UNO wird dann als verlängerter Arm der US-Aussenpolitik benutzt um einmarschieren zu können, oder sie überfallen selber die Länder.

Hinter allen Konflikten die auf der Welt passieren, hat die US-Regierung und ihr Geheimdienst CIA die Finger im Spiel ... ob im Balkan, Ex-Sowjetrepubliken, Naher Osten, Südamerika, Asien und hier in Afrika ... auch was jetzt mit Tibet abläuft ... ist gegen China gerichtet und von der CIA gesteuert. Wir bekommen ein völlig falsches Bild der Realität durch die Medien, es sind Verdrehungen, Unterlassungen oder schlicht weg Lügen die uns erzählt werden.

Die Amerikaner sind genau so wenig immer die Guten, wie die anderen immer die Bösen sind. Eher umgekehrt. Das muss uns bewusst sein, wenn wir Berichte über die Konflikte der Welt sehen und hören. Man muss die offizielle Story die uns von den Medien über ein Ereignis erzählt wird immer anzweifeln und fragen, wer steckt wirklich dahinter und was ist das Motiv.

Und übrigens, auch im Gaza-Streifen geht es um Ressourcen ... vor der Küste gibt es riesige Gasvorkommen ... und Israel will nicht, dass die Hamas die Einnahmen daraus bekommt, sondern will sie selber einsacken. Solange keine Ruhe im Gaza herrscht und es immer knallt, profitiert Israel davon, weil die Ölkonzerne nicht fördern können. Jetzt wisst ihr warum kein Frieden dort passieren kann und wer den Streit dauernd schürt.

Wir sehen ... egal wo man hinschaut ... immer geht es ums Öl, um Macht und ums Geschäft.

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