Hier die Fortsetzung des I. Teils meines Interviews mit Webster G. Tarpley
II. Teil
Freeman: Hillary Clinton vertritt mehr Gerechtigkeit in der Gesellschaft?
Tarpley: Ja, das ist genau das was man machen muss, mehr Gerechtigkeit, die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auseinander. Natürlich ist Obama dagegen, weil seine Drahtzieher mögen das nicht, und deshalb sage ich, das Potenzial von Hillary Clinton in Richtung „New Deal“, in Richtung von Franklin D. Roosevelt sich zu entwickeln ist sehr gross und interessant, und es wird jetzt darum gehen, diesen Staatsstreich von Obama zu stoppen.
Wir haben im Bundesstaat Virginia gesehen, ein typischer der Arbeiterklasse, dort hat Obama mit 41% verloren, gegenüber Hillary. Am kommenden Dienstag gibt es Vorwahlen in Kentucky, auch dort wird Obama eine verheerende Niederlage erleiden. Und in Oregon, dort ist es sehr interessant, Obama hatte dort einen grosse Vorsprung, aber jetzt sieht es nach einem Kopf an Kopf Rennen aus. Wenn Clinton in Oregon gewinnen kann, dann geriet das ganze politische System in Verlegenheit, dann haben wir eine offene Schlacht, bis in den August würde ich sagen.
Freeman: Wir haben ja die Situation, zum ersten Mal in der Geschichte der USA, stellt sich eine Frau und auch ein Schwarzer als Kandidat zur Wahl. Sind sie denn der Meinung, das spielt bei den amerikanischen Wähler eine Rolle?
Tarpley: Das ist eigentlich nicht die wirkliche Frage. Was wir benötigen ist eine Klassenanalyse, ich vertrete das Klassenbewusstsein laut Platon, wir müssen schauen wo die Oligarchen sind und wie wir sie bekämpfen können. Das ist das grosse Problem in den letzten Jahrzehnten in den USA und auch weltweit. Globalisierung heisst ja die Vormachtstellung der Finanzoligarchie auf der ganzen Welt.
Sehr interessant in den letzten Monaten ist das Aufkommen des Elitismus, das elitäre Selbstbild ist zu einer brennenden politischen Frage in den USA geworden und das ist natürlich Obama, weil er ist ein Oligarch, er ist elitär, er denkt elitär, redet elitär, er ist ein Snob, er strahlt Snobismus aus, er verachtete die arbeitende Bevölkerung, und das ist vor allem eine Frage des Klassenbewusstseins und er ist eine Marionette des Finanzkapitals und er benimmt sich auch genau so.
Clinton hat sich mehr und mehr zu einer Kandidatin der Arbeiterklasse entwickelt, als Gegenreaktion und natürlich um sich zu retten. Und wir haben jetzt die Situation, dass die Frage der Oligarchie zu einer politischen Frage geworden ist, und das ist sehr gut, genau das brauchen wir.
Freeman: Was ist die Strategie der Obama-Kampagne?
Tarpley: Die ganze Obama-Kampagne strahlt Klassenhass aus. David Axelrod, der oberste Berater von Obama, dann der Wahlkampfmanager David Plouffe, sein Redenschreiber Jon Favreau und die Politstrategin Donna Brazil, sie strahlen alle Klassenhass aus. Sie sagen, diese Arbeiter, die brauchen wir nicht, wir können ohne sie gewinnen. Das ist natürlich nicht wahr, sie können keine Wahlen gewinnen ohne der Arbeiterklasse.
Dann kommt noch der Rassenhass dazu. Die Linie der Obama-Kampagne ist, wer uns angreift, der ist ein Rassist. Das ist der strategische Grundsatz von Obama. Das sieht man an seinem verrückten Prediger Reverend Jeremiah Wright. Dieser Prediger faselt Rassenhass. Er sagt zum Beispiel „God damm America“, das ist unmöglich. Von mir aus kann man sagen „God damm the CIA“ oder „God damm the Pentagon“ oder auch „God damm Bush“, das ist ok, aber „God damm America“ bedeutet etwas anderes. Damit sagt man aus, man hasst die eigene Bevölkerung. Es ist deshalb nicht ratsam einen Präsidenten zu haben, der an so etwas glaubt.
Es gibt sehr viele Anzeichen dafür, dass Obama die Botschaft seines Predigers glaubt. Er hat 20 Jahre lang jeden Sonntag in der Kirche gesessen und sich die Hasspredigen von Wright angehört.
Freeman: Hat ihn das ihrer Meinung nach geprägt?
Tarpley: Ja, das hat ihn ganz sicher geprägt. Das ist seine Mentalität. Und wo her kommt das? Das ist eine interessante Frage. Wir haben da die Ford-Foundation, die Stiftung die von Henry Ford gegründet wurde. Er war ein grosser Sympathisant des Faschismus, er hat antisemitische Artikel in seiner Zeitung veröffentlicht und sich rassistisch geäussert.
Die Ford-Foundation ist das Hauptzentrum der sozialen Kontrolle in den USA. Das ist die Stiftung die dafür sorgt, dass die soziale Ordnung so bleibt wie sie ist. Ihre Aufgabe ist es, wenn es Anzeichen dafür gibt, es formiert sich eine Einheitsfront in der Gesellschaft, bestehend aus Schwarzen, Weissen Latinos, Asiaten, Arbeitern, Frauen usw. ... wenn so eine Gefahr der Solidarisierung besteht, gegen Wall Street natürlich, das wäre die einzige Zielscheibe, dann greift die Ford-Stiftung sofort ein und führt eine Zersplitterung, eine Balkanisierung der Bevölkerung durch, um diese zu schwächen.
Was Jeremiah Wright vertritt sind nicht die üblichen christlichen Werte der Nächstenliebe und der Solidarität, sondern er vertritt die Ideologie der Trennung und des Hasses, was direkt aus der Küche der Ford-Foundation kommt, die Idee, dass man Rassenkonflikte herbeiführen muss, um die Massen gegeneinander auszuspielen und damit kontrollieren zu können.
Freeman: Was würde es für die Zukunft bedeuten, wenn Obama gewinnt? Würde er zum Beispiel den Irakkrieg beenden, damit er Kapazität frei bekommt für was sie vorher gesagt haben, gegen China und Russland vorgehen zu können?
Tarpley: Die Strategie von Obama wird sein, keine Aggression gegen den Iran oder gegen Syrien durchzuführen, sondern gegen Pakistan. Dieses Land muss zerschlagen werden, denn es hat mehr als doppelt so viel Einwohner wie der Iran und hat Atomwaffen. Ausserdem historisch gesehen ist Pakistan ein enger Verbündeter und Wirtschaftspartner von China.
Genau so muss der Sudan vernichtet werden. Vor einer Woche fand der Versuch eines Staatsstreiches in Khartum statt, ausgehend aus dem Tschad, wo die USA ja das Sagen hat, und offensichtlich hat Brzeziński seine Hand im Spiel.
Vor allem aber, ganz Afrika wird zum Schlachtfeld USA gegen China. Die neue militärische Zentrale für Afrika, US Africom, sitzt jetzt in Stuttgart und wird demnächst nach Äthiopien verlagert. Wir haben dann „Al-Kaida“ oder die „Al-CIAda“ welche im Auftrag der CIA in Tunesien, Algerien, Marokko für Ärger sorgt. Dann haben wir den versuchten Staatsstreich in Simbabwe gegen Mugabe, den Bürgerkrieg in Kenia ... wo Obama familiere Stammesverbindungen hat und sein Cousin der Oppositionsführer ist, mit Beziehungen zu Islamisten. Dann die Destabilisierung des Tschad usw.
Afrika in Flammen!
Die Absicht ist, durch eine Zerstörung Afrikas zu erreichen, dass China keinen Fuss fassen kann und kein Erdöl und keine sonstigen Rohstoffe von dort beziehen kann. In Afrika läuft ein versteckter Krieg zwischen den USA und China ab.
Freeman: Und in Asien, was geht da ab?
Tarpley: Asien genau so. Das beste Beispiel ist Burma. Hier redet man von einer Invasion und nicht von Terrorismus. Man redet von Menschenrechten, von humanitären Betrachtungen. Burma ist ganz oben auf der Liste, und warum? Schon wieder ein Verbündeter von China. Man will China total einkreisen, isolieren und danach zerschlagen.
Der „Aufstand“ in Tibet ist ja genau so von den USA gesteuert. Der Dalai Lama ist meines Erachtens ein Ungeheuer. Er vertritt eine feudale Gesellschaftsordnung, wo es 90% Leibeigene gibt, 5% Sklaven, 3% Mönche und 1% sind Grossgrundbesitzer, denen alles gehört. Ganz oben sitzt der Dalai Lama in seinem Palast. Das ist widerlich, finde ich. Und das schlimme ist, wie viele Promis aus Hollywood und zahllose Gutmenschen im Westen diesen Dalai Lama bewundern und unglaublich gut finden, der so eine archaische Unterdrückung vertritt.
Tibet ist eine gefährliche Einmischung in die inneren Angelegenheiten der Grossmacht China, die Wasserstoffbomben und Interkontinentalraketen hat. Mit China sich anzulegen steht in keinem Verhältnis zu einem Angriff des Iran. Der Iran kann den USA überhaupt nichts antun, aber mit China sieht die Sache anders aus.
Die Strategie von Brzeziński ist, er möchte einen Staatsstreich in China bewirken, am besten jetzt im Sommer, unter der Deckung der Olympischen Spiele. Ein neues Tian’anmen-Massaker. Brzeziński arbeitet immer mit diesen kolorierten Bewegungen, wie in der Ukraine die Orange-Revolution, hinter der ja Brzeziński steckt. Das Endspiel ist Russland, um mit Moskau fertig zu werden.
Nur, die Stabilität in Russland ist durch Putin gewährleistet, durch die Machtübergabe an Dmitrij Medwedew, und die Chinesen und die Russen wissen ganz genau, was der Brzeziński tut, was seine Pläne sind, und die Moskauer Presse ist die beste wenn es darum geht, was macht gerade Brzeziński. Sie schreiben zum Beispiel, Brzeziński versucht zu vertuschen, was für ein wichtiger Drahtzieher er in der Obama-Kampagne ist.
Obama bedeutet den III. Weltkrieg oder wenigstens den Versuch diesen herbeizuführen.
Aber immer auf indirekte Art und Weise. Der Brzeziński sagt nicht, wir müssen die Russen und Chinesen mit einem Präventivschlag vernichten, jedenfalls ist das im Moment nicht ihre Absicht. Er sagt, ich kann China gegen Russland ausspielen, und damit vernichten, und die USA ist dann als lachender Dritter übrig. Nur, der lachende Dritte wird dabei auch vernichtet, so wie die Engländer den II. Weltkrieg auch verloren haben, nachdem sie versuchten Russland gegen Deutschland auszuspielen.
Freeman: Was hat Obama für eine Wirtschaftspolitik und wie will er aus der Krise kommen?
Tarpley: Ja wir haben die grosse Weltwirtschaftskrise und den Zusammenbruch des Imperialismus. Obama vertritt da die Politik der Austerität, der Senkung des Lebensstandards, Opfer für die Bevölkerung, mehr Steuern und Abgaben. Seine Frau Michelle Obama spricht ziemlich offen aus, was er nicht so sagen kann. Michelle Obama benutzt sehr oft das Wort „Sacrifice“ oder Opfer, redet von Blut, Schweiss und Tränen. Diese erhebliche Einschränkung der Lebensstandards in Amerika wird mit der Demagogie der „globalen Erwärmung“ begründet und gesetzlich verankert. Obama wird die CO2-Steuer einführen, mit der Ausrede, damit wird der Planet gerettet.
Diese ganzen Gelder werden natürlich nicht in den Umweltschutz fliessen und die Eisbären werden nichts davon haben, sondern das fliesst in die Taschen der Oligarchen, an Rockefeller, Soros und die vielen anderen Finanzmagnaten, die hinter Obama stecken und seine Besitzer sind. Das sind die Leute die wirklich das Sagen haben.
Und selbstverständlich kommt dann noch eine Solidaritätssteuer für die Dritte Welt hinzu. Nur, das sind dann auch zweckentfremdete Mittel, um die Chinesen und die Russen in der Dritten Welt bekämpfen zu können. Es ist ein Fond zur Wiedereroberung Afrikas im Sinne des Kolonialismus ... und Obama kann diese Politik mit linker Deckung durchführen. Der sagt nicht mehr wie Bush, Krieg dem Terrorismus, er sagt, wir müssen die globale Erwärmung bekämpfen, wir müssen die Armut in Afrika und sonst wo auf der Welt bekämpfen, und alle Linken werden ihm Beifall klatschen. Er macht es auf die weiche Tour, aber das Resultat wird viel schlimmer sein, als was Bush je angerichtet hat.
Freeman: Was können sie den Europäern raten mit diesen Zukunftsaussichten?
Tarpley: Europa muss eine eigene, von den USA unabhängige, Aussenpolitik entwickeln. Brzeziński darf nicht über Obama an die Macht kommen, man muss das verhindern. Dieser Mensch ist verrückt und unberechenbar. Sogar von Bülow hat damals, wie er mit ihm unter Carter zu tun hatte, gesagt „dieser Hund“. Europa darf nicht eine Figur in diesem grossen Schachspiel sein. Auch wenn es im Moment unrealistisch klingt, aber die Unabhängigkeit des Kosovo muss rückgängig gemacht werden. Damit, und was man mit Serbien machte, hat man Russland sehr verärgert. Genau so darf man das angebliche Raketenschutzschild, was ja tatsächlich einen Offensivzweck erfüllt und eine Provokation ist, nicht in Polen und Tschechien aufstellen. Diese aggressive Politik gegenüber Russland dient nicht den Interessen Europas.
Europa darf die Provokationen der USA auf der Welt nicht mehr zulassen und muss sich mit Russland und China zusammentun und eng kooperieren. Hier gibt es sehr grosse gemeinsame Interessen um eine friedliche Welt zu schaffen, um das aggressive Amerika im Zaum zu halten, das ist die Zukunft.
Freeman: Vielen Dank für dieses Interview.
Copyright © 2008 Alles Schall und Rauch – Freeman
Mittwoch, 28. Mai 2008
Interview mit Webster G. Tarpley - Teil 2
Eingestellt von Freeman-Fortsetzung um 06:45
Labels: Interview, Präsidentenwahl 08
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