Sonntag, 7. Februar 2010

Es gibt eine ernsthafte Krise in der Eurozone

Am Wochenende ging der G7-Gipfel in Kanada zu Ende, der völlig überflüssig und sinnlos war. Wiedermal haben die Teilnehmer ihre Hilflosigkeit was die Lösung der Finanzkrise betrifft gezeigt. Sie haben nicht einmal ein Schlusskommuniqué zustande gebracht. Es war der totale Leerlauf und eigentlich nur eine sehr teure Fahrt im Hundeschlitten für die Finanzminister und Notenbankchefs der G7-Staaten, auf Kosten von uns Steuerzahler selbstverständlich.

Deshalb, statt die leeren Phrasen der inkompetenten Affen wiederzugeben, die könnt ihr in den Mainstreammedien nachlesen, zitiere ich einen Experten und seine Kommentare zu der Veranstaltung und zur Krise in Europa allgemein.

Der ehemalige Chefökonom des Internationalen Währungsfonds, Simon Johnson, beschrieb die G7-Gruppe als eine „völlig nutzlose Organisation“, weil sie nicht schnell genug reagiere und in einer veralteten Denke verweilt. Johnson spricht nicht mehr offiziell für den IWF, aber seine Worte haben noch mehr Gewicht meine ich, jetzt wo er freier reden kann.

Die G7-Länder sind am Steuer eingeschlafen. Ich habe mir die Informationen angeschaut, die sie veröffentlicht haben und ich bin völlig schockiert,“ sagte er.

Sie zeigen keinerlei Wahrnehmung, das ein Grossteil von Europa vor einer ernsthaften Krise steht und sie ist nicht nur auf Spanien, Griechenland und Portugal beschränkt, dazu gehört auch Irland. Ich glaube Italien ist auch im Kreuzfeuer. Es gibt eine ernsthafte Krise in der Eurozone.

Diese vernichtende Kritik des G7 kam nur wenige Stunden nach der letzten Sitzung der Finanzminister, wo die Europäer versuchten ihre Gegenüber aus den USA, Kanada und Japan über den schlimmer werdenden Zustand der Euroländer zu beruhigen.

Beim Treffen wurde beschlossen, nicht den IWF einzubeziehen und die Sache der EU zu überlassen. Aber die Situation sieht eher danach aus, wie wenn hier die Karre führerlos in den Abgrund fährt, da niemand in Europa das Steuer in die Hand nimmt und was unternimmt, meint Johnson.

Wer soll es machen? Etwa dieser Nobody als neuer EU-Präsident, Herman van Rompuy, der für diese Woche ein Gipfeltreffen in Brüssel einberufen hat, wo die Finanzsituation von Griechenland, Spanien und Portugal diskutiert werden soll?

Johnson meint, die meisten Verantwortlichen der EU leben noch gedanklich wie vor einigen Monaten und realisieren nicht, es hat sich alles rapide geändert, die Finanzmärkte sind über die massive Überschuldung der Länder alarmiert.

Letzte Woche stand der Euro unter enormen Verkaufsdruck und verzeichnete den tiefsten Stand gegenüber dem Dollar seit sieben Monaten. Auch die Aktienmärkte sind gefallen, weil die Investoren sich fragen, können die Länder überhaupt ihre Defizite in den Griff kriegen?

Es findet ein allgemeiner Ausstieg statt und es wird in den Dollar geflüchtet.

Die Finanzmärkte schauen sich sehr genau die Staatsfinanzen der Länder an und es gefällt ihnen gar nicht was sie sehen,“ sagt Johnson.

Griechenland ist ein extremes Beispiel, dort kann man sehen wie es sehr schnell sehr chaotisch wird. Aber leider ist die Situation in den anderen Ländern auch sehr schwach.

Grossbritannien gehört auch auf die Liste. Ausser man kann die Märkte überzeugen, man bringt das Budget bald unter Kontrolle und man handelt entschieden, dazu noch einiges an Überredungskunst, sonst wird es sehr grosse Probleme geben.

Wenigstens kann Grossbritannien mit der eigenen Währung sich aus den Schulden durch Gelddrucken heraus "inflationieren". Das dürfen die Euro-Länder nicht. Die PIGS (Portugal, Italien, Griechenland und Spanien) haben früher auch ihre Defizite durch Geldentwertung steuern können. Wegen der Starrheit der Gemeinschaftswährung kracht und knirscht es durch die grossen Unterschiede zwischen den Ländern ganz gewaltig im Gebälk der Eurozone.

Dann dürfen wir nicht vergessen, die Ursache für die Bankenkrise wurde seit September 2008 nicht gelöst und deshalb werden die Probleme auch im Finanzsektor wieder auftauchen.

Die Grossbanken und Hedge-Fonds haben nämlich ohne Unterlass Kreditversicherungen für die Staatsschulden verkauft. Jetzt wo die Länder ihre Kreditwürdigkeit verlieren, werden die Finanzinstitute Bargeld als Sicherheit für die Derivate nachschiessen müssen. Ja genau, für die berühmt berüchtigten Credit Default Swaps, welche schon den letzten Kollaps verursacht haben.

Nur, wo soll das Geld diesmal herkommen? Die Staaten können den Banken nicht mehr helfen. Der Teufelskreis ist geschlossen, der GAU ist perfekt.

Wenn jetzt das Risiko einer Pleite der Gegenparteien steigt, wird die Angst die Versicherer werden auch umfallen zunehmen und alle beteiligten Banken mitreissen.

In so einer Situation rennen alle Investoren in den sicheren Hafen, nämlich ins “Cash” oder was völlig ironisch ist, in den Dollar oder in kurzfristige US-Schatzpapiere, wo doch der amerikanische Staat selber völlig bankrott ist.

Aber wisst ihr was, dass die Finanzhaie meinen der kranke Dollar ist sicherer, zeigt für mich wie krank erst der Euro sein muss.

"Meine Damen und Herren, hier spricht ihr Flugkapitän, bitte schnallen Sie sich an, es werden heftige Turbulenzen erwartet und die Chance einer Bruchlandung sind sehr gross."

PS: Die Chefs der wichtigsten 24 Zentralbanken der Welt treffen sich in Sydney Australien heute Montag an einem geheimen Ort. Das Treffen wird von der BIZ (Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel) organisiert, also die "Mutter" der Zentralbanken. Dabei sind auch die Chefs der Fed, der EZB, der Zentralbank von China, Indien und Japan. Sie werden wohl die Probleme des Dollar und des Euro besprechen. Es geht aber nicht nur um die PIGS-Länder, sondern ganz Osteuropa sieht schlimm aus und Dubai und Japan auch.

Wisst ihr wer noch total überschuldet ist? Der Gastgeber selber, Australien!

UPDATE: Die griechischen Aktien erlebten einen extremen Verlust heute, speziell die Bankwerte wurden abgestossen. Der Index der Athener Börse schloss mit einem Minus von 3,9% mit 1806,40 Punkten bei grossen Umsätzen. Die Investoren verlangen auch höhere Premien auf die griechischen Staatsanleihen im Vergleich zu den deutschen Bunds.

"Wir sehen nicht einen Verkauf von spezifischen griechischen Aktien. Wir sehen den kompletten Abverkauf des ganzen Landes," sagte Nicholas Douzinas, Chef der Abteilung für fremde Märkte von Intersec Securities in Athen. "Wir sehen viele 'open sell oders' auf dem Markt!" Open sell heisst, verkauf zu jedem Preis und nix wie raus aus Griechenland.

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