Freitag, 22. Mai 2009

Bitte lügt mich an, ich halts sonst nicht mehr aus

SATIRE

Nach fast sechs Monaten an aufrichtiger, ehrlicher und offener Information über die abstürzende Wirtschaft, ist eine müde deutsche Bevölkerung wieder bereit über den Zustand des Finanzsystems angelogen zu werden.

Völlig satt die grimmige Wahrheit über die wirtschaftliche Zukunft zu hören, verlangen nun die Bundesbürger, dass sie wieder glatt ins Gesicht gelogen werden, speziell wenn die Politiker das Bedürfnis haben, sie müssen noch ein schreckliches Desaster im Bankensystem, auf dem Arbeitsmarkt, in den Pensionskassen oder den anderen hunderten tickenden Zeitbomben die niemand mehr interessiert ihnen mitteilen will.

Zusätzlich verlangen die Bürger, dass der Satz “Es wird noch schlimmer, bevor es besser wird” oder "das dicke Ende kommt noch" dauerhaft durch den Spruch “Alles läuft bestens, geht feiern!“ ersetzt wird.

Ich dachte ich möchte eine aufrichtige und wahrheitsgetreue Aufklärung über den Zustand unseres Landes, aber um ehrlich zu sein, ich verkrafte es nicht mehr,” sagte Udo Hinschmeisser aus Kassel. "Alles was ich höre ist deprimierend, dass ich bald meinen Job verliere, nicht mehr in den Urlaub nach Malle kann und meine Rente flöten geht.

Bitte lügt mich an, ich halts sonst nicht mehr aus, erzählt mir die Märchen die ich hören will,“ fügte Hinschmeisser hinzu. „Erzählt mir meine Ersparnisse sind sicher, alle haben eine Arbeitsstelle, und wir sind wieder Exportweltmeister Nummer 1. Bitte lügt mich wieder wie vorher an.

Dieser Aufruf nach weniger Aufrichtigkeit begann letzten Monat, als die Medien weitere niederschmetternde Berichte über die Wirtschaftssituation vermeldeten, in dem die Deutschen jetzt sagen, „das hilft überhaupt nicht“ und fragen „müsst ihr uns alles so aufrichtig erzählen?

Die Aussichten, dass bis Ende Jahr die Arbeitslosigkeit auf 15 Prozent steigen wird, haben viele Bürger als viel zu schockierend empfunden. In Reaktion auf diese Information hat eine Mehrheit dazu aufgerufen, in diesen unsicheren Zeiten haben die Politiker die Verantwortung den Menschen über alles voll ins Gesicht zu lügen, von den rettungslosen Zustand der Banken, bis hin zu der abstürzenden Exportindustrie und den vor der Pleite stehen Firmen.

Ich brauche nicht dauernd an die kriminelle Gier der Banker und dem schwarzen Loch bei der Hyporeal erinnert zu werden, was Billionen an Steuergeldern verschlingt,“ sagt der 32-jährige Bürokaufmann Alex Bleibtreu. „Was ich jetzt will ist das mir jemand erzählt, unser Bruttoinlandsprodukt geht durch die Decke, damit ich mich besser fühle und sofort alle Sorgen vergesse.

Zum ersten mal in meinem Leben weiss ich wer der Finanzminister ist,“ sagt Bleibtreu weiter, „aber das gefällt mir gar nicht.

Die mittlerweile gut informierten Bürger wie Bleibtreu verlangen von den Chefs der fünf grössten Banken des Landes eine gemeinsame Erklärung, im dem ausgesagt wird, die Rettungspakete funktionieren prima, die Kreditvergabe ist wieder voll angelaufen und wir sind ganz weit entfernt von einem totalen Zusammenbruchs des Finanzsystems.

Laut einer Umfrage des Spiegels, in dem 98 Prozent der Deutschen befragt wurden, schätzen diese überhaupt nicht den Versuch von Bundeskanzlerin Merkel die Wirtschaftskrise in simplen Worten zu erklären. Stattdessen verlangen viele, die Kanzlerin sollte doch so anständig sein und ihre Intelligenz wieder zu beleidigen, in dem sie einen sehr komplexen, völlig unverständlichen Jargon verwendet, um sie zu verwirren und hinters Licht zu führen, vielleicht in dem sie sogar zu verstehen gibt, die Probleme bei den ganzen Banken resultieren nur aus einem Missverständnis und einem simplen Buchungsfehler.

Ich weiss wenn sie die Wahrheit spricht, und das passt mir gar nicht,“ sagte die vor kurzem arbeitslos gewordene Verkäuferin Helga Faltblatt. „Sie macht dann so ein ernstes Gesicht und sagt dann Sachen wie, 'Dies ist die schlimmste Krise seit den 20ger Jahren.' Wer will das schon hören? Verdammt noch mal, sie sollte lächeln und sagen, wir haben gerade im Wattenmeer riesige Ölreserven entdeckt, mit denen wir alles bezahlen werden. Ich werde ihr sicher glauben.

Bitte, behandelt mich wie ein Kind, wie einen Fünfjährigen,“ schrieb Hans Mürrisch 64 an seinen Abgeordneten. „Ich habe alles verloren als der Dax abstürzte, und ich bin zu alt um wieder von vorne anzufangen. Warum wollt ihr mich deshalb noch mehr bestrafen, in dem ihr mir bis ins letzte Detail erklärt, wie diese Hedge-Fonds mich übers Ohr gehauen haben und wie sie damit davon kommen werden?

Bisher haben die Politiker in Berlin positiv auf dieses Verlangen ihrer Wählerschaft reagiert, in dem sie sagen, sie respektieren und verstehen die Notwendigkeit der Bevölkerung für Unehrlichkeit.

Ich glaube wir können den Wunsch der Bundesbürger in dieser Sache erfüllen,“ erzählte der Fraktionsvorsitzender der SPD den Reportern. „Gerade heute haben wir hervorragenden Fortschritt bei Opel gemacht, in dem der Konzernchef uns erzählte, jeden Cent den der Steuerzahler dort hineinbuttert, direkt in die Errichtung drei neuer Werke fliesst und über 90'000 neue Jobs schaffen wird, was Deutschland sofort Vollbeschäftigung und eine Hochkonjunktur noch in diesem Jahr beschärt.

Deshalb, alles wird gut, wir wandeln nur in einem Traum, Zeit für eine Party!

Empire of the Sun - Walking On A Dream


Es wird Zeit Chinesisch zu lernen, die wissen noch wie man arbeitet und machen uns platt!

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