Sonntag, 26. Oktober 2008

Die Rettungsaktionen machen die Finanzkrise nur noch schlimmer

Irrsinn ist, wenn man immer wieder das Gleiche tut, aber ein anderes Ergebnis erwartet.

Es ist bezeichnend, wie sich die grossen Finanzkrisen alle 60 bis 70 Jahre wiederholen und die Menschen nichts aus der Geschichte lernen. Jetzt erleben wir wieder eine, mit Lösungsversuche die nichts bringen und alles nur noch schlimmer machen.

Die Meister des Geldes in den Zentralbanken und Finanzministerien haben wohl die falschen Geschichtsbücher gelesen, denn jede ihrer Massnahmen haben bisher versagt. Paul Shalom Bernanke, der Chef der amerikanischen Federal Reserve Bank, rühmt sich damit, er wäre der beste Kenner der Weltwirtschaftskrise der 20ger und 30ger Jahre und hätte die Gründe die dazu führten genau studiert. In seiner wissenschaftlichen Arbeit an der Princeton University wies Bernanke nach, dass die Wirtschaftskrisen von Ländern umso schwerer ausfielen, je länger sie in den 1930er-Jahren am Goldstandard festhielten, was selbstverständlich völliger Quatsch ist.

Der damalige Crash wurde extra so geplant, um einen Vermögenstransfer von unten nach oben zu erreichen, genau wie heute.

Bernankes Gedankenwelt ist stark von seiner langjährigen akademischen Auseinandersetzung mit den "Fehlern" der 30er-Jahre geprägt. Er und seine Kollegen in den Zentralbanken schauen nur auf die damalige Zeit, wo die Aktienmärkte bewusst völlig überbewertet, die Zinsen sehr hoch und die Geldmenge extrem knapp war, was zusammen zum Crash führte, und dadurch eine massive Schrumpfung der Wirtschaft verursachte.

Das Problem ist jetzt, das diese Herrschaften auf die falsche Erfahrung schauen, aber damit ihre Lösungen begründen, nämlich den Markt mit Unmengen an Liquidität zu überschwemmen, und darüber hinaus die Zinsen massiv zu senken, wodurch eine Hyperinflation sehr wahrscheinlich wird. Ausserdem meinen sie, dass die Sozialisierung der Verluste und Verstaatlichung der Banken, DIE Rettung wäre.

Und, hat es etwas gebracht? Überhaupt nichts, im Gegenteil. Das Problem ist nicht Geldmangel im Finanzsystem, sondern eine völlige Überschuldung und ein genereller Vertrauensverlust.

Es läuft ein Irrsinn ab, in dem man immer das Gleiche wiedeholt, in der Hoffnung ein anderes Ergebnis zu bekommen. Die sogenannten Rettungspläne mit Billionen an Liquidität für die Banken und der Wirtschaft, basieren auf der Notenpresse. Man will die Verschuldung bekämpfen, in dem man noch mehr Schulden macht. Ist doch klar warum dann die Märkte trotzdem weiter fallen und das wirkliche Problem nicht gelöst wird.

Ein viel besseres historisches Beispiel für die heutige Finanzkrise ist die grosse Panik von 1873. Was, noch nie davon gehört? Ja, alle sogenannten Finanzexperten zitieren immer die Weltwirtschaftskrise Ende der 20ger Jahre, aber 60 Jahre vorher war auch eine, die viel schlimmer war. Die Arbeitslosigkeit lag damals von Russland über Europa bis nach Amerika bei 50 Prozent.

Dieser Zusammenbruch der Wirtschaft wird „Gründerkrach“ bezeichnet, insbesonders wenn es sich auf die Situation im Deutschen Reich und in Österreich-Ungarn bezieht, wobei 1873 die weltweiten Finanzmärkte einbrachen. Die Volkswirtschaften der industrialisierten Staaten gingen in eine Phase der Stagnation über, die bis in die 1890er Jahre anhielt. Im englischen Sprachraum ist diese Zeit als Long Depression bekannt.

Was verursachte die grosse Panik von 1873? Die Börse wurde zu diesem Zeitpunkt zum Schauplatz zügelloser Spekulationen, wobei die Wertsteigerungen zusätzlich die Spekulationslust anheizte. Dies führte dazu, dass schon bald die Grundsätze seriöser Finanzierung ausser Acht gelassen und auch Kredite langfristig vergeben wurden, die de facto durch kurzfristiges Kapital finanziert und in Folge dessen nicht mehr gedeckt waren. Allgemein herrschte oft die naive Denkweise, die Banken könnten immer mehr Kapital zur Verfügung stellen ... genau was in den letzten Jahren mit der Hypothekenblase passiert ist.

Ein weiterer Hauptgrund war die Abkehr von der Silberdeckung des Geldes durch die Regierungen in Europa und Nordamerika Anfang 1870, genau wie die Aufgabe der Golddeckung unserer Währungen 100 Jahre später, was ebenfalls den Anfang vom Ende der Kaufkraft unseres Fiatgeldes eingeleitet hat.

Dazu kam noch, ein neuer und grosser Marktteilnehmer erschien auf der Bildoberfläche, welcher die Preise für Industrieprodukte und Lebensmittel unterbot und Europa damit den letzten Stoss versetzte. Damals war es Amerika, ... genau wie China es jetzt Amerika und Europa antut.

Amerika verursachte Ende 1860 und Anfang 1870 den Zusammenbruch der etablierten Industrie in Russland, Österreich-Ungarn, Deutschland und Frankreich. Dies erhöhte die Arbeitslosigkeit, beendete geplante Grossprojekte und veranlasste Banken die Sicherheiten zwangszuversteigern. Eine Krise des Vertrauens schwappte über die Welt, genau wie jetzt.

So, was ist dann die Lösung für einen Vertrauensschwund? Manchmal ist Nichtstun das Beste ... was aber die heutigen Verantwortlichen nicht kapieren. Diese arroganten, egoistischen und von sich völlig überzeugten Monster sind blind und taub für alles, nur nicht für ihrer aufgeblasenen Rechthaberei. Sie meinen, in ihrer Hyperaktivität müssen sie unbedingt etwas unternehmen, denn wenn nicht, würde die Welt zusammenbrechen.

Sie haben alle Prinzipien der freien Marktwirtschaft über Bord geworfen und betreiben einen neuen Sozialismus, in dem die Steuerzahler ihre eigenen Bankguthaben garantieren müssen.

Nur, je mehr sie das machen, je radikaler ihre Aktionen, je mehr Panik verbreiten sie. Das ist normale menschliche Logik, was sie aber nicht verstehen. Jede Rettungsaktion durch die Zentralbanken sendet eine weitere negative Botschaft aus. „Wenn wir es nicht tun, dann bricht alles zusammen.“ Was wiederum einen weiteren Absturz der Märkte bewirkt.

Jedes leere Versprechen klingt genau so, einfach hohl und unglaubwürdig.

Als der US-Kongress für einen kurzen Augenblick sich gegen das $700 Milliarden Rettungspaket stemmte und bei der ersten Abstimmung Nein sagte, passierte gar nichts, die Märkte blieben stabil und erholten sich sogar. Warum? Weil damit gesagt wurde, eine Rettung ist nicht notwendig.

Kaum hatte aber der Kongress das Paket nach einer unglaublichen Erpressungs- und Nötigungsaktion durch die US-Regierung und Fed verabschiedet, stürzten die Märkte ab ... und die unfähigen Wirtschaftsjournalisten stellten dann die idiotische Frage, „warum haben denn die ganzen Massnahmen der Regierungen keinen Wirkung?“ Antwort, weil sie das Problem nicht lösen und ihr Hofberichterstatter zu blöd seid um es zu verstehen.

Ja, diese korrupten Politiker haben dann nochmals $250 Milliarden für die Verstaatlichung der neun grössten US-Banken draufgelegt und der US-Autoindustrie auch $25 Milliarden zur Rettung zugesagt. Und in Europa genau so. Eine Regierung nach der anderen verabschiedete innerhalb von nur Stunden, in Nacht und Nebelaktionen, gigantische Staatsgaratien. Damit wurde eine noch grössere und lautere Botschaft hinausposaunt: „Wir sind alle verloren! Die ganze Welt bricht zusammen!

Kein Wunder reagieren die Investoren jetzt in völliger Panik und verkaufen alles.

Statt nichts zu tun, um damit die Märkte zu beruhigen, gingen alle Verantwortlichen her und sagten, „eure Gelder sind sicher“, beschlossen aber gleich am nächsten Tag Rettungspakete und Staatsgarantien für Hunderte Milliarden, was jedem dann klar machte, nichts ist sicher, die lügen uns nur an!

Haben die noch nie was von Psychologie gehört?

Genau so verhielt es sich mit der koordinierten Zinsreduktion. Jetzt ist die Krise nicht nur in Amerika, sondern in den Augen der Investoren hat sie sich auf die ganze Welt verbreitet. Warum müssen denn sonst die ganzen Zentralbanken der Welt zusammenarbeiten und so was beschliessen? Es muss ja was an der Krise dran sein und die Märkte reagierten entsprechend.

Je mehr sie retten wollen, je schlimmer wird's.

Jetzt verfallen die Staatsoberhäupter der G8 in noch mehr Aktionismus und wollen sich treffen, um weitere Massnahmen zu beschliessen, die auf eine komplette Kontrolle des Finanzsystems hinausläuft. Ja, sie wollen eine zentrale Oberaufsicht für die Finanzmärkte schaffen. Wir erleben den Tot des Kapitalismus und eine Wiedergeburt des Sozialismus. Karl Marx würde sich freuen. Diese Verstaatlichung des Bankensystems wird eine weitere negative Reaktion in den Märkten bewirken.

Wir erleben eine Negativspirale, in der jede „Lösung“ nur noch mehr Probleme verursacht, und dann noch mehr radikale Lösungen verlangt, die wiederum noch schlimmere Probleme schafft.

Die Frage die sich in diesem alles zerstörenden Wirbelsturm stellt ist die: Passiert das alles nur zufällig, oder wird es mit Absicht gemacht? Für mich ist klar, es ist Absicht. Ein Vermögenstransfer von unten nach oben findet wieder statt.

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