Montag, 15. September 2008

Ein Kategorie 5 Hurrikan kommt auf Wall Street zu

Nachdem ich am Sonntag über die Notfallsitzung der Fed mit den wichtigsten Privatbanken wegen der Krise um Lehman Brothers berichtete, überschlagen sich jetzt die Ereignisse am Finanzmarkt.

Robert Wolf, Vorsitzender der UBS Amerika, einer der Top-Banker auf den Weg zur Sitzung um das Schiksal von Lehman zu besprechen.

Lehman Brothers meldet Konkurs an.

Bank of America und Barclays lehnen den Kauf von Lehman Brothers ab.

Bank of America kauft dafür Merrill Lynch für $50 Milliarden. Merrill Lynch ist ebenfalls Pleite und rettet sich damit.

AIG American International Group muss sich $40 Milliarden von der Federal Reserve borgen.

Mein Güte, ich bin seit 35 Jahren im Geschäft, aber das sind die ungewöhnlichsten Ereignisse die ich je gesehen habe,“ sagt Peter G. Peterson, Mitbegründer der Blackstone Group, der mal Chef von Lehman Brothers in den 70gern war und Wirtschaftsminister unter Präsident Nixon.

Was wird aus den 60'000 Angestellten bei Merrill und 25'000 bei Lehman?

Der Bürgermeister von New York Michael R. Bloomberg hat seine Reise nach Kalifornien abgesagt, um Arnold Schwarzenegger zu besuchen. Dafür war er den ganzen Sonntag am Telefon um die Auswirkungen der Krise auf seine Stadt abzuschätzen.

Wie CNBC berichtet, hat Lehman Brothers OTC (Over The Counter) Optionen im Nominalwert von über $800 Milliarden offen. Da Lehman jetzt Pleite ist, was bedeutet das für den Rest des Finanzmarktes? Was machen die Gegenparteien zu diesen Geschäften?

Händler wurden am Sonntag in die Banken gerufen um die offenen Positionen mit Lehman abzuklären.

Eine Derivaten Zeitbombe tickt, der die Märkte in ein Chaos stürzen kann, sollten die massiven Derivate Positionen welche die Hedge Fonds und Grossbanken halten, in Bewegung kommen.

Der S&P 500 Futures Index ist am Sonntag um 38 Punkte gefallen und der Dow Jones Futures sank um 307 Punkte, während der Nasdaq 100 Futures um 45 Punkte nachgab.

In Asien fielen die Börsen, obwohl nicht alle wegen eines Feiertages offen sind. Der indische Sensex um 5.6 Prozent. In Taiwan schloss Weighted Price Index um 4 Prozent tiefer. Der philippinische Leitindex gab um gut 4 Prozent nach.

Die Aktienmärkte in Europa reagierten mit einem Verlust von über 3 Prozent bei der Eröffnung.

Die 10 grössten Investmentbanken der Welt (Bank of America, Barclays, Citigroup, Credit Suisse, Deutsche Bank, Goldman Sachs, JP Morgen, Merrill Lynch, Morgan Stanley und die UBS) haben einen gemeinsamen Fonds gegründet und schiessen jeweils 7 Milliarden Dollar ein. Ziel sei es mit den $70 Milliarden, eine weltweite Börsenpanik zu verhindern, sagten die Teilnehmer. So eine Privatinititive hat es noch nie gegeben, was die Gefährlichkeit der Situation aufzeigt.

Die EZB pumpt 30 Milliarden Euro zusätzlich in den Geldmarkt. Bereits am Sonntag hatte die Fed angekündigt, erstmals zusätzlich Aktien als Sicherheit für Zentralbankgeld zu akzeptieren.

Der Preis für ein Barrel ÖL fällt um 4.8 Prozent auf $96.31.

US-Präsident wird sich um 17 Uhr in einer Pressekonferenz zur Verschärfung der Finanzkrise äussern. (Was will der schon sagen, ausser was er immer sagt, es ist alle OK, der Wirtschaft geht es gut ... geht weiter Shoppen und guckt TeeVau.)

Alan Greenspan hat die Finanzkrise als Jahrhundertereignis gewertet. "Das übertrifft ohne Zweifel alles, was ich je gesehen habe ... und es ist längst noch nicht überwunden. Wir sollten nicht versuchen, jedes einzelne Institut zu schützen. Im Wirtschaftsleben gebe es nun einmal Gewinner und Verlierer." (Und das sagt der Verbrecher, der mit seiner Aufhebung aller Einschränkungen der Banken und dem billigen Geld während seiner Amtszeit, das Chaos erst angerichtet hat. Er ist der Hauptschuldige!)

Washington Mutual verliert nach Börsenöffnung 24 Prozent und AIG 45 Prozent!!!

Eine Lehman-Aktie ist jetzt nur noch 19 US-Cent wert, ein Totalverlust.

Der Schwarze Montag wird in die Geschichte eingehen

Händler sprache von einem Handelstag, wie sie ihn in zwölf Jahren Tätigkeit an der Wall Street noch nie erlebt haben. Der Dow Jones schliesst bei minus 4.4 Prozent auf 10.917 Punkten. Der Kursrutsch von über 500 Punkten markiert gleichzeitig den schlimmsten Verlust seit dem 11. September 2001!

Kommentar: Wenn ich Bank of America Kunde wäre, dann würde ich sofort mein Geld abziehen, denn durch den Kauf von Merrill Lynch machen sie einen ganz grossen strategischen Fehler. Wie kann man sich ein Fass ohne Boden freiwillig zulegen? Wie kann man die Trennung zwischen Geschäftsbank und Investmentbank aufgeben? Das ist ja gerade einer der Gründe für die jetzige Krise.

Als Lehre aus der Wirtschaftskrise 1933, wo so viele alles verloren haben, hat man damals in den USA das Glass-Steagall Gesetz eingeführt, das Gesetz zur Trennung von Geschäftsbanken und Investmentbanken, um die Korruption und den Interessenkonflikt der zur Spekulationsblase Ende der 20ger Jahre führte, nicht nochmal erleben zu müssen.

Es war Alan Greenspan der 1999 im Auftrag der Wall Street Banker, den Senat und Bill Clinton überzeugte, die Ausserkraftsetzung des Glass-Steagall Gesetzes zu beschliessen. Kurz danach gab es eine riessige Welle an Zusammenschlüssen von Geschäftsbanken mit Investmentbanken und mit Versicherungen.

Eine Investmentbank nach der anderen, welche für die Herausgabe von Wertpapieren, Neuemissionen und Börsengängen zuständig war, wurde von den Grossbanken geschluckt. Das Resultat war eine sehr grosse Konzentration von Finanzinstituten unter einem Dach, es gab wieder die gleiche Situation wie damals in den 20ger Jahren, und der „Money Trust“ oder das Geldkartell, war wieder uneingeschränkt an der Macht.

Diese Machtfülle und völlig unkontrollierte Gier nach Profit, hat die Finanzkrise, genau wie damals in den 30gern, hervorgerufen.

Wer nichts aus der Geschichte lernt, ist verdammt sie zu wiederholen!

Wie sich jetzt herausstellt, hat die Geschäftsleitung von Bank of Amerika viel zu viel für Merrill Lynch bezahlt, $29 pro Aktie, obwohl sie heute mit $21 gehandelt wird, fast 14 Milliarden zu viel. Das haben andere auch gemerkt und schütteln den Kopf. Deshalb ist die Aktie der BoA um 15% gefallen. Der Chef der Bank sollte wegen diesem Schnellschuss zurücktreten.

Ob der Deal überhaupt zustande kommt, ist völlig offen, denn es wurden überhaupt keine Dokumente unterzeichnet. Möglichweise ist Merrill Lynch gar nicht gerettet, wenn die BoA es sich anders überlegt oder gar nicht in der Lage ist die $50 Milliarden zu zahlen.

Es kommt ein Kategorie 5 Hurrikan auf Wall Street zu!

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