Dienstag, 17. Februar 2009

Osteuropa kann das ganze Kartenhaus zusammenbrechen lassen

Wir schauen dauernd wegen der Finanzkrise nach Amerika, dabei ist die Situation in Europa viel schlimmer. Wenn die kranken Patienten in Osteuropa nicht sofort behandelt werden, dann wird das Bankensystem ganz Westeuropas mit dem tödlichen Virus angesteckt.

Der Währungschef bei Morgan Stanley Stephen Jen sagt, Osteuropa hat sich $1.7 Billionen im Ausland geborgt, das meiste kurzfristig. In den nächsten Monaten müssen davon $400 Milliarden zurückgezahlt werden, ein Drittel des BIP dieser Region. Dann mal viel Glück beim Versuch zu Refinanzieren oder die Kredite zu verlängern, denn niemand ist bereit ihnen neues Geld zu geben.

Am schlimmsten sind die Banken in Österreich betroffen, die sich extrem in Osteuropa mit 230 Milliarden Euro exponiert haben, oder 70 Prozent des BIP des Landes. Der österreichische Finanzminister Pröll hat deshalb letzte Woche verzweifelt versucht ein Rettungspaket für den ehemaligen Ostblock in Höhe von 150 Milliarden Euro zusammenzuschnüren. Er ist gescheitert.

Der Standard in Wien schreibt dazu: „Eine Ausfallquote von zehn Prozent würde wohl zum Kollaps des Finanzsektors führen.“ Das wird wohl bald passieren.

Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE) sagt, faule Kredite könnten 10 bis 20 Prozent des BIP erreichen. Andere Medien wie Die Presse in Wien schreiben, die Bank Austria und ihr italienischer Besitzer die Unicredit stehen vor einem “Monetären Stalingrad” im Osten.

Tatsächlich leiden die österreichischen Banken - allen voran die Erste-Bank-Tochter BCR - am Verfall des rumänischen Lei, der 2008 um rund 30 Prozent abstürzte. Die mehr als die Hälfte ausmachenden Fremdwährungskredite (vor allem in Euro) verteuern sich wegen der Abwertung massiv. "Rumänien könnte Österreich in den Bankrott führen", schrieb eine rumänische Zeitung als Überschrift.

Pröll versuchte Unterstützung für ein Rettungspaket von seinen EU-Kollegen in Brüssel zu bekommen. Aber die Idee wurde von Deutschlands Peer Steinbrück torpediert. “Ist nicht unser Problem”, sagte er.

Pröll wirbt weiter für seinen Stabilisierungspakt und sagt: "Wir können es uns nicht leisten zu warten bis der Ernstfall eintritt". Der österreichische Wirtschaftskammerpräsident Leitl kritisierte die Ablehnung Steinbrücks und sagte. "Steinbrück ist auf zwei Augen blind, auf dem europäischen, aber auch auf dem deutschen Auge. Ich kann Steinbrück nur empfehlen, auf die Daten und Fakten zu achten", wie in den Salzburger Nachrichten zu lesen ist.

Wir werden ja bald sehen, wessen Problem es am Ende sein wird. So viel zur Solidarität innerhalb der Europäischen Union.

In Polen lauten 60 Prozent der Hypotheken auf Schweizer Franken. Der Złoty hat in den letzten Monaten die Hälfte seines Wertes gegenüber den Franken verloren. Wie wollen sie diese Kredite jemals zurückzahlen? Wie ich schon hier geschrieben habe, wenn der Kreditnehmer zahlungsunfähig wird, dann zieht es die Schweiz mit in den Strudel.

Ungarn, der Balkan, die baltischen Staaten und die Ukraine leiden unter der selben Misere. Wenn diese Länder kollabieren, dann sind die Kreditgeber im Westen auch pleite.

Einen Grossteil der Kredite schulden die osteuropäischen Länder Westeuropa, speziell Banken in Österreich, Schweden, Griechenland, Italien und Belgien. Die Amerikaner sind da nicht gross dabei und stehen besser da. Die Europäer sind fünfmal mehr in diesem Schlamassel exponiert als die amerikanischen und japanischen Banken, und obendrein sind sie doppelt so hoch geleveraged, laut IWF.

Dazu kommt noch, dass spanische Banken bis oben mit $316 Milliarden in Lateinamerika drin sind, doppelt so viel die USA. Mexiko steht kurz vor dem Zusammenbruch, in Brasilien sieht es auch nicht gut aus. Grossbritannien und auch die Schweiz sind in Asien bis über beide Ohren exponiert.

Ob es jetzt noch Monate oder nur noch Wochen dauert, wir werden es demnächst erleben, das europäische Finanzsystem ist am Ende. Und es gibt keine europäische FED die als letzte Möglichkeit im Notfall bereit steht und mit einer Geldspritze unter die Arme greift. Die EZB ist laut Maastricht Vertrag nicht dazu vorgesehen.

Die europäischen Regierungen machen die Situation jetzt noch schlimmer, in dem sie nur an sich selber denken. Einige üben Druck auf ihre Banken aus, damit sie sich aus Osteuropa zurückziehen. So hat zum Beispiel die Regierung in Athen den griechischen Banken befohlen aus dem Balkan raus zu gehen.

Die Summen die notwendig sind um das sinkende Schiff über Wasser zu halten, sind jenseits was der IWF leisten kann, da er ja bereits Ungarn, Ukraine, Lettland, Weissrussland, Island und Pakistan retten musste … die Türkei ist bereits der nächste Kandidat …, und bald seine eigenen Reserven von 155 Milliarden Euro aufgebraucht hat. Wie ich hier schon geschrieben habe, der IWF muss wohl bald selber Geld drucken, denn die Mitgliedsländer können nichts mehr zum Topf beisteuern.

Lars Christensen von der Danske Bank sagte dazu: “Das ist schlimmer als die Asienkrise in den 90gern.

Der GAU wird in der ganzen Region demnächst passieren, aber die EU-Institutionen haben keinen Mechanismus um damit fertig zu werden. An dem Tag an dem sie entscheiden eines dieser Länder fallen zu lassen, wird es eine massive Krise auslösen, die sich über die ganze EU ausbreiten wird.

Alle schauen jetzt auf Deutschland als Retter der EU, nur sie haben ja selber genug Probleme, mit einem Rückgang der Wirtschaft im vierten Quartal hochgerechnet auf das Jahr von 8.3 Prozent. Die Deutsch Bank sagt sogar voraus, die deutsche Wirtschaft wird um 9 Prozent 2009 schrumpfen. Na Mahlzeit, kann ich da nur sagen.

Berlin ist gar nicht in der Lage und denkt auch nicht daran, Irland, Spanien, Griechenland, Portugal und Italien zu retten und schon gar nicht die Abenteuer Österreichs in der ehemaligen k. und k. Monarchie.

Wenn der erste Stein im Osten fällt, dann können wir den europäischen “Domino Day” erleben, ein Flächenbrand über ganz Europa. Und wenn das passiert, ist die globale Krise perfekt.

Die Situation erinnert sehr stark an den Gründerkrach von 1873, wo auch nach der Zahlungsungfähigkeit einiger Banken im Osten, Banken in Wien zahlungsunfähig wurden. In Folge gab es den Bank Run von 1873 in New York und daraus resultierte eine Weltwirtschaftskrise. Die Geschichte wiederholt sich alle 60 bis 70 Jahre (Kondratjew-Zyklen), 1930 und 2000, denn die aktuelle Krise begann tatsächlich schon mit dem Platzen der Internet-Blase und Absturz der Börse damals. Deshalb wurden die Kriege im Irak und Afghanistan inszeniert, plus die Hypothekenblase, um das Ganze zu verzögern. Jetzt holt uns das Unvermeidliche ein.

Der Goldpreis klettert weiter, ist bei $970, bald wie beim Rekordhoch von $1'003 vor einem Jahr. Die Börsen stürzen weltweit um 2 bis 4 Prozent ab. Was früher eine Schlagzeile wäre, wird heute in den Medien nichtmal erwähnt.

Verwandter Artikel: Der Schweiz droht der Bankrott

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