Dienstag, 3. Februar 2009

Die NATO ist von allen Seiten eingeschlossen

Geschichtlich gesehen, was war der Hauptgrund für viele Niederlagen von Armeen? Der überlegene Feind? Schlechte Ausbildung der Soldaten? Nicht genug Geld in der Kriegskasse? Nein, es war der Verlust des Nachschubs. Eine Armee ohne Nachschub, ist wie ein Auto ohne Benzin, da bewegt sich nichts mehr. Und genau so ergeht es jetzt den NATO Truppen in Afghanistan. Sie sind von fast jeden Nachschub abgeschnitten, oder werden es demnächst sein.

Wie dramatisch die Lage ist zeigt die Aussage von US General John Craddok, Oberkommandierender aller alliierten Truppen in Afghanistan, in dem er die Mitglieder der westlichen Allianz am Montag aufrief Verhandlungen mit Teheran einzuleiten, damit der Nachschub über den Iran zu ihnen kommt.

Das ist eine nationale Entscheidung. Die Länder sollen in ihrem eigenen Interesse handeln, damit sie ihre Truppen versorgen können“, erzählte er der Associated Press. „Es liegt ganz an ihnen“.

Wie bitte? Ausgerechnet der „grösste Feind“, in der sogenannten „Achse des Bösen“, muss man jetzt um Hilfe bitten? So weit ist es schon gekommen? Was für eine Ironie und Niederlage. Die Gewinner sind die Taliban und die islamische Republik. Das kommt davon, wenn man sich in ein verbrecherisches Abenteuer begibt, wo sich schon ganz andere die Zähne ausgebissen haben.

Die Sicherung von alternativen Routen nach Afghanistan hat höchste Priorität, speziell weil Obama, als einer seiner ersten Amtshandlungen, die Verdoppelung der US-Truppen auf 60'000 befohlen hat. Doppelt so viele Truppen bedeutet die Notwendigkeit für doppelt so viel Nachschub. Aber nach acht Jahren Krieg stehen die NATO-Truppen vor einer Niederlage und sind isoliert. Über 70 Prozent des Landes werden von den Taliban kontrolliert, Kabul ist praktisch eingeschlossen, und alle Zugangswege sind blockiert. Erleben die Amerikaner ihr zweites Vietnam?

Wichtigster Zugang gesperrt

Aufständische haben im Nordwesten von Pakistan eine Brücke gesprengt und damit eine wichtige Nachschubroute für die westlichen Truppen in Afghanistan unterbrochen. Der pakistanische Regierungssprecher Hidayat Ullah erklärte, die Aufständischen hätten die Brücke am Khyber-Pass am frühen Dienstagmorgen zerstört.

Bis zu 75 Prozent der Versorgungsgüter für die ausländischen Truppen in Afghanistan treffen per Schiff in der pakistanischen Hafenstadt Karachi ein und werden dann über den Pass ins Nachbarland transportiert. Derweil sitzen an beiden Enden der rund 100 Meter langen Brücke hunderte Lastwagen fest.

Angreifer haben auch mindestens 10 Lastwagen in der Nähe des Ortes Landi Kotal angezündet, die während der Nacht abgestellt waren, wie der lokale Offizielle Fazl Rabi berichtet. Die Lastwagen waren auf dem Rückweg von Afghanistan. Regelmässig werden die Lastwagenkollonen geplündert und die Ware kommt nicht bei den Soldaten in Afghanistan an, sondern wird auf den Märkten in Peshawar zum Verkauf angeboten.

Jetzt versteht man auch, warum Obama mit dem Iran verhandeln will. Es geht darum, die Niederlage in Afghanistan zu verhindern.

Die Länder mit guten Beziehungen zum Iran, wie Frankreich, Deutschland und Italien sind aufgefordert worden, eine alternative Route ins westliche Afghanistan auszuhandeln, über den iranischen Hafen Char Bahar am Golf von Oman. Darüber können sich die Iraner ein Grinsen sicher nicht verkneifen.

Die NATO sucht nach flexiblen, alternativen Routen. Ich glaube das ist in Ordnung“, sagte Craddock, als er über die Benutzung von iranischen Territorium für die Versorgung gefragt wurde.

Optionen sind wichtig, eine Auswahl ist wichtig, Flexibilität in militärischen Operationen sind lebenswichtig“, sagte er. „Was die einzelnen Länder machen, ist ihre Sache“, wohl nach dem Motto, jeder ist für sich.

Kirgisien wirft die USA raus

Ein weiterer herber Rückschlag für Amerika und der NATO. Der kirgisische Präsident Kurmanbek Bakijew erklärte am Dienstag bei einem Besuch in Moskau, Kirgistan will den strategisch wichtigen US-Luftwaffenstützpunkt Manas schliessen. Die Regierung habe das Thema immer wieder in Verhandlungen mit den USA um eine Kompensation für die Truppenstationierung zur Sprache gebracht.

"Leider haben wir seitens der USA keinerlei Verständnis gefunden", sagte er im russischen Fernsehen. Kurz vor Bakijews Ankündigung, hatte die russische Regierung verkündet, der verarmten früheren Sowjetrepublik einen Kredit von zwei Milliarden Dollar und Direkthilfen von 150 Millionen Dollar zukommen zu lassen.

Manas ist ein wichtiges Drehkreuz für die US-Streitkräfte, für die Versorgung der Truppen in Afghanistan. US-General David Petraeus, Chef von CENTCOM, zuständig für den Nahen Osten, Ostafrika und Zentralasien, hatte kürzlich bei einem Besuch in der Region erklärt, Manas wäre ein Schlüssel für die geplante Truppenverstärkung. Die USA pumpen derzeit rund 150 Millionen Dollar jährlich in die kirgisische Volkswirtschaft. Darunter sind auch 63 Millionen Dollar an Pachtgebühren für den Luftwaffenstützpunkt.

Ein Sprecher der US-Truppen in Afghanistan beschönigte die Kündigungsmeldung und meinte, "Ich denke, es handelt sich lediglich um eine politische Positionierung."

Die USA hatten den Fliegerhorst Manas, ca. 25 Kilometer von Bischkek der Hauptstadt Kirgisiens entfernt, sowie eine Basis im benachbarten Usbekistan, nach dem 11. September 2001 errichtet, um ihre Militäroperationen in Afghanistan zu unterstützen. Bereits im Jahre 2005 hat die USA ihre Basis in Usbekistan nach einem angeblichen Streit über das Thema Menschenrechte aber dort wieder verloren.

Russland hat die Anwesenheit von US-Truppen in Kirgistan, das es als seinen strategischen Vorhof betrachtet, seit langem mit Argwohn verfolgt. Russland unterhält ebenfalls einen Luftwaffenstützpunkt in Kirgistan und sieht jetzt wie der Gewinner aus.

Die NATO ist von allen Seiten eingeschlossen, oder werden es demnächst sein.

Bericht über den grössten "illegalen" Waffenmarkt der Welt am Khyber-Pass:


Die Aussagen von Christoph Hörstel im Interview werden damit bestätigt.

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