Dienstag, 23. Juni 2009

Washington hat den zukünftigen König für den Iran bereits bestimmt

... und es ist nicht Moussavi.

Bei einer Rede vor dem Presseclub in Washington gestern tupfte Reza Pahlevi mit einem Seidentuch seine Krokodilstränen aus den Augen. Der frühere persische Kronprinz hatte gerade von Neda erzählt, jenem jungen Mädchen, das auf Teherans Strassen erschossen wurde, obwohl wie er sagte „ihr einziges Verbrechen der Wunsch nach Freiheit war“.

Wie emotional, es fehlte nur noch der Heiligenschein über seinen Kopf.

Hinter Pahlevi waren Plakate aufgestellt: eine blutverschmierte, gen Himmel gereckte Hand; ein Meer aus Demonstranten; zivile Sicherheitskräfte, die einen am Boden liegenden Mann verprügeln. Ein geschickt inszenierte, rührende Staffage, um auf seine Gefühle für das iranische Volk und seinen Führungsanspruch aufmerksam zu machen.

Vergessen zu erwähnen hat er aber, dass sein Vater, Mohamed Reza, der Schah von Persien, mit seinem von der CIA ausgebildeten Geheimpolizei SAVAK damals die Menschen in den Strassen von Teheran zusammenprügeln und erschiessen liess, bevor er durch die islamische Revolution 1979 vom Pfauenthron gestürzt wurde.

Reza Pahlevi 48 plant schon seit langem die Rückkehr in den Iran, um den Platz seines Vaters wieder einzunehmen. Jetzt, glaubt Pahlevi, ist seine Chance gekommen, könnte der islamischen Revolutionsregierung tatsächlich die letzte Stunde schlagen:

"Meine Damen und Herren, eine Bewegung wurde geboren. Diese Bewegung wird nicht ruhen, bis im Iran uneingeschränkte Demokratie herrscht. Selbst wenn die junge Protestbewegung nicht sofort Erfolg haben sollte, liessen sich die Veränderungen in seiner Heimat nicht ungeschehen machen."

"Die Linie im Sand wurde gezogen", sagt Pahlevi. Revolutionsführer Ali Khamenei habe es der Opposition mit seiner Unterstützung für den umstrittenen Wahlsieger Mahmud Ahmadinejad unmöglich gemacht, etwas anderes zu fordern als den Regimewechsel.

Den Begriff „Regimewechsel“ kennen wir ja bereits zur Genüge, damit ist die Installation einer pro-amerikanischen, korrupten Regierung gemeint, die das Land an die westlichen Ölkonzerne ausverkauft, zum Nachteil der Bevölkerung. Dieses dreckige Spiel hatte bereits sein Vater jahrzehntelang praktiziert, nachdem er ebenfalls durch einen „Regime Change“ mit Hilfe der CIA, den demokratisch gewählten Ministerpräsidenten Mossadegh 1953 stürzte, der den „Fehler“ machte die Ölindustrie zu verstaatlichen.

Leider begreifen die jungen Menschen die jetzt im Iran auf die Strasse gehen und einen berechtigte Veränderung fordern nicht wo die Reise hingehen soll, was sie eigentlich mit ihrem Protest möglicherweise mithelfen umzusetzen, eine Rückkehr zu einer Diktatur durch ein Regime, welches von Washington aus gesteuert wird.

Nach dem sie den Weg ebenen, wird ihnen das Heft aus der Hand genommen und die westliche Marionette übernimmt das Sagen. Es ist naiv zu glauben, es wird dann eine wirklich demokratische Regierung an die Macht kommen, die unabhängig ist und im Interesse der Iraner Politik betreibt. Das ist ein unrealistischer Wunschtraum. Das wird Washington nicht zulassen, haben sie noch nie.

Ausserdem, wer meint man kann eine säkulare parlamentarische Demokratie etablieren, oder sogar eine Monarchie, der kennt die Verhältnisse und die Mentalität der Mehrheit der Iraner nicht. Sie wollen keine Trennung zwischen Staat und Islam, das hatten sie ja schon alles, und eine Monarchie mit einer Klasse der Reichen, die in Saus und Braus lebt und sie ausbeutet und unterdrückt, erst recht nicht.

Die Bush-Regierung hat bereits den Sohn des Schah als zukünftigen Führer ausgewählt, genau wie sie Hamid Karzai für Afghanistan, Ahmed Chalabi für den Irak und Micheil Saakaschwili für Georien vorgesehen hatten, alles korrupte Marionetten die nach der Pfeife der USA tanzen.

Hinter Reza Pahlevi stehen Michael Ledeen, Rob Sobhani und Morris Amitay, ehemalige Direktoren der grössten israelischen Lobby-Gruppe der American Israel Public Affairs Committee (AIPAC), die ihre Kräfte mit dem American Enterprise Institute gebündelt hat, welche die Zukunft des Iran bestimmen und einen "Regime Change" wollen. AIPAC hat mehrmals bereits die Unterstützung der Wiederbesteigung des Throns durch Pahlevi angekündigt.

Der Vorsitzende des American Enterprise Institutes, Michael Ledeen, hat sich vehement für einen Regimewechsel eingesetzt und hat das Weisse Haus in dieser Sache beraten. Ledeen und Sobhani gründeten die Coalition for Democracy in Iran (CDI) um diesen Wechsel zu forcieren.

Rob Sobhani kennt Reza Pahlevi schon seit seiner Kindheit. Er ist Spezialist für Energiepolitik, hat seine Finger überall in Washington drin und war Berater für den Bau der Ölpipeline durch Afghanistan. Er hat iranische Vorfahren und meint deshalb er wäre ein Experte, der alles über die Gesellschaft, Politik und Wirtschaft des Iran kennt.

Sobhanis Interesse an einem Regimewechsel ist rein wirtschaftlich, was perfekt zu den Motiven der US-Politik passt. Nach dem er von der Georgetown Universität graduierte, wurde er Chef der Caspian Energy Consulting, eine Firma die sich auf den Transport und Verkauf von kaspischen Öl spezialisiert hat. Die Absicht ist, nach dem Sturz der islamischen Revolutionsregierung, den Transport von Erdöl aus dem Kaspischen Meer über iranisches Territorium zu ermöglichen.

AIPAC auf der anderen Seite sieht Vorteile für Israel, wenn die Mullahs nicht mehr am Ruder sind. Schliesslich hatte Israel sehr gute Beziehungen mit dem Iran während der Herrschaft des Schah. Ausserdem würde in ihren Augen ein Regimewechsel die Unterstützung der Hisbollah durch die islamische Regierung beenden.

Ledeen und Sobhani wollen den Putsch abwarten, um dann Reza Pahlevi als Retter des iranischen Volkes zu präsentieren. Wir haben also eine Gruppe bestehend aus konservativen Neocons, Pro-Israel Lobby und Monarchisten welche die iranische Regierung stürzen wollen, um ihren "König" an die Macht zu bringen. Im Pentagon haben einige die Ansicht, die Reformer unter der Führung von Moussavi sind nur Mullahs mit Engelsgesichtern und ein Regimewechsel ist unausweichlich.

Das Paradoxe ist, dass ja die Amerikaner die Hauptkraft hinter der Machtübernahme durch Ayatollah Khomeini und der islamischen Revolution damals waren, um den Schah loszuwerden, der zu alt wurde und nicht mehr spurte. Washington meinte damit die Sowjetunion eingrenzen zu können, in dem sie einen „grünen Gürtel“ gegen den „gottlosen Kommunismus“ rundherum ziehen. Sie wechselten sozusagen die Krone gegen den Turban aus. Das wissen die Iraner und sie wissen auch, dass Amerika immer schon ihre Regierung bestimmt hat.

Sollte die Pahlevi-Dynastie durch Amerika wieder an die Macht gebracht werden, würde es für die Iraner nur eine Fortsetzung der Einflussnahme in den inneren Angelegenheit des Landes, sowie eine andere Form der Unterdrückung bedeuten.

Die Zurückhaltung von Obama betreffend der Ereignisse im Iran und weil er Moussavi nicht erwähnt, kann man das als Zeichen deuten, Washington unterstützt eine dritte Person, die in den Startlöchern bereit steht.

Aber die Iraner haben nicht vergessen, dass Amerika die treibende Kraft hinter den Krieg des Irak gegen den Iran war, um das Land zu schwächen und die Regierung zu stürzen. Die Iraner hätten nämlich den Krieg gewonnen, wenn Saddam Hussein nicht massiv von den USA mit Waffen beliefert worden wäre. Auch das Giftgas welches eingesetzt wurde um Iraner zu töten war „Made in America“. Und der Abschuss der iranischen Passagiermaschine über den Persischen Golf 1988, bei dem 290 Passagiere getötet wurden, stösst ihnen immer noch bitter auf.

Deshalb, jeder Regimewechsel der offensichtlich durch die USA gemacht wird und jede Regierung die den Iranern vor die Nase gesetzt wird, wird abgelehnt. Einen wirklichen positiven Wandel gibt es nur, wenn die Iraner aus sich selber entscheiden, welche Staatsform die beste für sie ist und wer sie in die Zukunft führen soll, ohne ausländische Einmischung.

Die besserwisserische Mentalität und Arroganz, anderen Völklern zu ihrem "Glück" zu zwingen, sowie die Hegemoniebestrebungen sind gescheitert. Das beste was der Westen tun kann wäre, die Sanktionen sofort aufzuheben und sich aus allem rauszuhalten. Damit würde man den Menschen im Iran wirklich helfen, die Not lindern, die Situation beruhigen, um dann ein Klima zu schaffen, damit die Iraner in Selbstbestimmung die von ihnen gewünschte Regierungsform wählen können.

Die seit Jahrzehnten andauernde Einflussnahme, Einmischung und Bestrafung des Iran durch den Westens muss endlich aufhören. Der Iran hatte ja ein funktionierende Demokratie, bis Amerika sie ihnen wegnahm!

Beachtet in diesem Video welche Fahnen die Demonstraten vor dem Weissen Haus schwingen. Es ist nicht die Flagge des Iran, die seit 1980 gültig ist, sondern die des Schah. Ein Zeichen wer hinter dieser Aktion steckt und was die Absicht ist.

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