Montag, 23. März 2009

Interview live aus Kabul

Christoph Hörstel ist nach Afghanistan gereist und hat mir einen ersten Eindruck in einem Interview live aus Kabul geschildert. Er traf am Montag dort den ex-Aussenminister Wakil Ahmad Mutawakil und ex-Botschafter (Islamabad) Mullah Abdulzalam Zaeef der Taliban. Wie Herr Hörstel erzählt, haben die beiden Herren dieser Tage richtig Stress. Vorbei ist das gemütliche Leben abseits des politischen Rampenlichts: Jetzt strömen die Botschafter der westlichen Besatzer in Scharen zu ihnen, sind aber peinlich darauf bedacht, sich nicht dabei beobachten zu lassen. Auch unsere amerikanischen "Freunde" waren schon da.

Wie auf dem aktuellen Foto zu sehen, sitzen beide bärtigen Herren mit Christoph Hörstel (mitte) und empfangen Besucher gern zum Tee.



Interview mit Christoph Hörstel aus Kabul - Teil 1:


Teil 2:


Wir freuen uns Christop Hörstel am 17. und 18. April an unserem Treffen als einer der Hauptredner begrüssen zu können und seinen spannenden Augenzeugenbericht aus Afghanistan und andere interessante Themen zu hören.

Karzai soll entmachtet werden

Wie der Guardian berichtet, bereiten sich die USA und seine europäischen Alliierten darauf vor, eine neue Spitzenpersönlichkeit in die Regierung von Kabul zu platzieren, als direkte Herausforderung gegen den amtierenden afghanischen Präsidenten Hamid Karzai.

Durch die Schaffung des neuen Amtes eines Premierministers, will man Karzai umgehen.

Da Karzai die Korruption und Inkompetenz seiner Regierung aus Sicht der Amerikaner nicht ausmerzen konnte, hat Präsident Obama diese neue Politik angeordnet. Sie wird anlässlich einer speziellen Konferenz über Afghanistan in Den Haag am 31. März verkündet.

Andere Massnahmen lauten: Die Anzahl afghanischer Truppen von 65’000 auf 230’000 zu erhöhen, sowie die Polizeitruppe auf 80’000 zu erweitern. Ausserdem sollen US und europäische Zivilisten ins Land geschickt werden, um die afghanische Infrastruktur aufzubauen und mehr Hilfszahlungen an Pakistan zu leisten, als Teil der Politik um sie zu einem Vorgehen gegen die Al-Kaida und Taliban zu motivieren.

Geld und Macht sollen weniger an die Ministerien in Kabul gehen, dafür mehr an die welche Afghanistan ausserhalb der Hauptstadt führen, den 34 Provinzgouverneuren und den 396 Distriktgouverneuren.

Es sind noch keine Namen für den neuen Posten genannt worden, aber die USA hält den Innenminister Mohammed Hanif Atmar der im Oktober ernannt wurde als geeignet.

Das Risiko welches die USA mit der Platzierung eines Technokraten neben Karzai eingeht, würde als Kolonialismus angesehen werden, auch wenn die Person ein Afghane ist. Karzai verkündete letzte Woche seine Absicht Widerstand gegen seine Entmachtung zu leisten. Er beschuldigte eine ungenannte ausländische Regierungen, sie würde versuchen die Zentralregierung in Kabul zu schwächen.

Das ist nicht ihre Aufgabe”, sagte der afghanische Präsident. “Afghanistan wird nie ein Marionettenstaat sein.”

Aber Richard Holbrooke, der amerikanische Beauftragte für Afghanistan und Pakistan, der die neue Politik von Obama umsetzen soll sagte, es würde eine “grosse restrukturierende Bemühung” bedeuten. Am letzten Wochenende in Brüssel kritisierte er scharf die Politik der Bush-Regierung gegenüber den Aufständischen. “Das Versagen auf der zivilen Seite … ist so enorm, wir können wenigstens hoffen, wenn wir uns am Riemen reissen, dass wir es viel besser machen”, sagte er.

Kommentar: Was man bei dieser Geschichte nicht vergessen darf, Hamid Karzai wurde von den Amerikanern als „ihr Junge“ zum Präsidenten von Afghanistan gemacht. Er war früher als Berater beim Unocal Ölkonzern tätig und soll Kontakte zum amerikanischen Geheimdienst CIA gehabt haben. Am 4. Dezember 2001 wurde er auf der Afghanistan-Konferenz auf dem Petersberg bei Bonn auf Betreiben des Westens und der Vereinten Nationen zum Präsidenten der Übergangsregierung ernannt. Jetzt nach sieben Jahren Chaos fällt den Amis und den NATO-Schosshunden ein, dass er unfähig und korrupt ist. Aber war das nicht so gewollt?

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