Donnerstag, 16. April 2009

So sieht ein Zusammenbruch aus

Um zu sehen wie ein Zusammenbruch in der Zukunft möglicherweise bei uns aussehen könnte, muss man gar nicht so weit in die Vergangenheit gehen, sondern nur die jüngsten Bespiele in Südamerika und Afrika betrachten. Wer wissen will was eine Hyperinflation ist, muss sich nur anschauen was mit der Währung von Simbabwe passiert ist. Und wer wissen will wie der Kollaps einer ganzen Nation aussieht, kann die Wirtschaftskrise von Argentinien studieren. Es ist alles schon wo anders passiert und könnte auch bei uns bald so sein.

Die inoffizielle Inflationsrate in Simbabwe lag am 24. Oktober 2008 bei 10,2 Billiarden Prozent, ja das ist eine Zahl mit 15 Nullen. Das Cato Institute beziffert die Inflation am 31. Oktober 2008 auf 2,79 Trillionen Prozent (18 Nullen) und stieg am 7. November 2008 auf 215 Trillionen Prozent. Sie stieg am 14. November 2008 weiter auf 89,7 Trilliarden Prozent (21 Nullen). Im November 2008 vervielfachten sich die Preise bereits jeden Tag. Die Banknote mit dem höchsten Nominal war die 100-Milliarden-Dollar-Banknote, die Mitte Juli 2008 ausgegeben wurde. Am 16. Januar 2009 gaben staatliche Medien die Ausgabe einer Banknote mit dem Wert von 100 Billionen Simbabwe-Dollar bekannt. Am 21. Januar 2009 erreichte die Inflation nach Forbes Asia angeblich eine Rate von 6,5 Oktodezillionen Prozent (108 Nullen). Damit wäre die Hyperinflation in Simbabwe die höchste jemals erreichte Inflation.

Ein Land welches vor der Machtübernahme durch Mugabe eine blühende Landwirtschaft hatte und sogar Lebensmittel exportierte, wurde durch die völlig korrupte Regierung in den Ruin getrieben, komplette zerstört, kann seine eigene Bevölkerung nicht ernähren und jetzt verhungern die Menschen, leiden unter Epidemien und sind völlig verarmt.

Auf uns übertragen, müssen die ganzen Billionen welche die westlichen Regierungen zur Bankenrettung, Verstaatlichung und Wirtschaftsankurbelung ausgeben haben, früher oder später ebenfalls zu einer Hyperinflation führen. Denn, wenn die Geldmenge bei gleicher Warenmenge drastisch steigt, müssen die Preise explodieren.

Dann haben wir Argentinien, ein Land welches reich an Ressourcen, moderner Infrastruktur und gut ausgebildeten Menschen ist. Jeder der schon mal in Buenos Aires war hat festgestellt, es ist die europäischeste Stadt in Südamerika. Und trotzdem erlebte das Land eine Wirtschaftskollaps im Jahre 2001. Der Hauptgrund für diesen Kollaps waren die korrupten Politiker und die verbrecherischen Banken, welche sich verbündeten um das Land in eine massive Verschuldung zu führen.

Klingt doch alles sehr bekannt, oder?

Ja die beiden Länder sind wirtschaftlich viel schwächer als wir, aber diese Beispiele zeigen wie die gleichen Ursachen zum gleichen Resultat auch bei uns führen können.

Im Folgenden habe ich die Dokumentation aufgeschaltet welche sehr plastisch aufzeigt, wie ein Wirtschaftskollaps aussieht der in Argentinen stattfand. Der Bericht beschreibt die Proteste der Bevölkerung und wie die Menschen auf sich selber gestellt versuchen zu überleben. Die Mittelklasse wurde vernichtet und die Armen machten einen Anteil von 57.5 Prozent der Bevölkerung aus. Und letztes Jahr hat die argentinische Regierung die privaten Pensionskassen einfach verstaatlicht und das Guthaben der Sparer eingesackt, selbstverständlich mit der Ausrede, die Gelder müssen gesichert werden.

Lügende Politiker und die gierige Finanzmafia, eine massive Verschuldung mit gleichzeitigem Niedergang der Wirtschaft und stark steigender Arbeitslosigkeit ist genau was wir auch zurzeit erleben. Argentinien wurde systematisch vom internationalen Bankensystem ausgeplündert und vom IWF zerstört, ein Vorlauf was mit der ganzen Welt jetzt passiert.

Deshalb, so sieht ein Zusammenbruch aus:



Was passierte mit Argentinien?

Wie war es möglich, dass in so einem reichen Land die Menschen hungerten? Das Land wurde durch eine neue Form der Aggression geplündert, verübt in einer Zeit des Friedens und der Demokratie. Eine tägliche und stille Gewalt, die eine grosse soziale Verunsicherung verursachte. Mehr Auswanderung und Tod als während der Diktatur und dem Falklandkrieg.

Seit der Unabhängigkeit vor 200 Jahren, war die Auslandsverschuldung von Argentinien ein Grund für Verarmung und Korruption und grössten Skandalen. Seit der ersten Verhandlung durch Rivadavia im Jahre 1824 mit der britischen Baring Brothers Bank, wurden die Staatsschulden benutzt um die argentinischen Financiers zu bereichern, um die Finanzen zu kontrollieren und das Vermögen den Landes zu stehlen. Die Auslandsschulden gingen immer Hand in Hand mit dem Grosskonzernen und mit der Tatbeteiligung fast jeder Regierung, von Miter und Quintana, bis Menem und De La Rua.

Die Politik der Verschuldung half einer ganzen Generation von Technokraten und Bürokraten den Aufstieg, welche Banken und internationalen Konzernen gegenüber ihrem eigenen Land bevorzugten. Ausgebildet in Harvard, Chicago, Oxford oder Buenos Aires, hängen ihre Porträts in den offiziellen Galerien. Dort sieht man die Lobbyisten des 19. Jahrhunderts, die Verwalter der Verschuldung.

Die jetzige Verschuldung ist der uneheliche Abkömmling der Militärdiktatur aus den 70ger Jahren. Obwohl die Gerichte die betrügerische Herkunft der Schulden bestätigten, gewann der Druck des Establishments die Oberhand. Seitdem diktiert es die nationale Politik und stahl das öffentliche Erbe.

Die Allianz zwischen den ausländischen Banken und den Konzernen übernahm die Macht in Argentinien. Nach 7 Jahren neoliberaler Politik, hinterliess die Diktatur ein ausgeblutetes Land, gegenüber dem Ausland mit 45 Milliarden Dollar verschuldet, von dem aber die Hälfte privat war. 23 Milliarden davon schuldeten die multinationalen Konzerne im Lande, wie die Citibank, First Boston, Chase Manhattan, Bank of America, Banco de Italia, Banco, de Londres, Banco Espanol, Banco Frances, Deutsche Bank, Banco Rio, Banco Quimes, Banco Galicia und viele andere, sowie die Konzerne wie Esso, Fiat, IBM, Ford, Mercedes Benz, Swift, Pirelli, oder auch lokale Firmen. Eine überbordende private Verschuldung welche die obersten Bürokraten aus der Diktatur dem Land aufluden, wie Domingo Cavallo, der Superminister der Finanzen in der Regierung von Menem und De la Rua, ist er verantwortlich für die unendlich wachsende Verschuldung und der schlimmsten Plünderung welche die argentinische Bevölkerung erlitt.

Die Muttergesellschaften gaben Kredite an ihre Niederlassungen, also waren diese interne Bewegungen. Diese Kredite wurden der Staatsschuld hinzugefügt, obwohl sie tatsächlich intern zwischen den Gesellschaften waren. Dollars wurden im Land gekauft und auf Konten der USA eingezahlt. Mit dieser Hinterlegung bekam man einen Kredit um mehr Dollars zu kaufen usw. wegen dem Unterschied in den Zinsen. Dies nannte man Fahrrad-Fonds und viele wurden reich dabei. Die Hauptprofiteure waren die grossen Konzerne, wie immer.

Am Ende der Amtszeit von Alfonsin betrug die Auslandsverschuldung 54 Milliarden Dollar. Menem erlaubten den Kreditgebern zu bestimmen was ihnen geschuldet wurde. Der Kongress debattierte nie diese Schulden und ignorierten die Verfassung und die Beschlüsse der Gerichte. Zehn Jahre später erreichte die Verschuldung die Höhe von 120 Milliarden Dollar. Cavallo beschloss, dass die privaten Schulden durch den Staat übernommen werden.

1983 kam die Demokratie wieder ins Land, durch dem Radikalen Raul Alfonsin und seinem sozialdemokratischem Programm. Er versprach er würde die Menschenrechte verteidigen und die Armut bekämpfen, und wollte zeigen, dass in einer Demokratie „jeder eine Ausbildung, Versorgung und Essen bekommt.“ Aber der Staat war Bankrott und musste eine Entscheidung treffen. Der Wirtschaftsminister Grinspun schlug vor die Schulden abzuerkennen und favorisierte ein Wachstum. Aber Alfonsin zog nicht mit und gab der Finanzmacht nach. Er forderte eine Politik der Sparsamkeit, welche grosse Anstrengungen von jedem verlangte.

Diese drastische Massnahme nannte man „Plan Austral“. Wieder einmal wurden gigantische Summen öffentliche Gelder zu den Banken und Grosskonzernen überwiesen. Alfonsin sagte zwei Sachen: Er versprach die Schulden zurückzuweisen, gab aber dem Präsidenten der Zentralbank den Befehl sie zu legalisieren. Er zog es vor die Offiziere der Diktatur wegen ihrer Verbrechen zu verfolgen, aber zwei Jahre später, ermöglichten die „Gehorsamsgesetze“ die Befreiung von den verübten Verbrechen, die von den Befehlshabern befohlen wurden, Verbrechen die gegen die argentinischen Bevölkerung verübt wurden. Die Menschen gingen aus Protest auf die Strasse und stellten sich vor die Panzer. Alfonsin amnestierte aber trotzdem die Verbrecher.

1989 beschleunigte der Wahlverlust der Radikalen die Krise. Die Börse stürzte ab und eine Hyperinflation begann, die einen Sturm auf die Supermärkte verursachte. Alfonsin musste zurücktreten, sechs Monate vor seinem Amtsende. Der Peronist Carlos Menem wurde Präsident, nach dem er die Provinz La Roja viele Jahre als Gouverneur regierte, eines der ärmsten des Landes. Sein kometenhafter Aufstieg ereignete sich parallel zum Fall der Berliner Mauer und der Idee des „Konsens aus Washington“. Mit seiner Offenheit und seinen predigerhaften Gesten versprach er eine „Produktive Revolution“ und hohe Löhne. In seinen Ansprachen bat er darum ihm zu vertrauen und zu folgen, denn „ich werde euch nicht verraten.“ Dies war die Ära der Theorie des „Ende der Geschichte“ der Einseitigkeit der Globalisierung und der neoliberalen Demokratien in Südamerika.

Nur wenige Tage nach seinem Amtsantritt verwarf er seine Reformversprechen und verriet seine Wähler. Er übernahm das liberal konservative Programm der Minderheit. Niemand vor Menem hatte es gewagt den Hochverrat so dreist durchzuführen und zynische Aktionen gegen die Nation umzusetzen. Das zweiseitige Gesicht des neuen Führers zerstörte den 50 jährigen populären Widerstand. Er verhängte den Gehorsam zum globalen Modell, amnestierte die Führer der Junta, und hinterging Millionen von Arbeitern, welche die Repression erlebt hatten. Er warf den populären Antiimperialismus und die Bündnisfreiheit seiner Vorgänger über Bord und initiierte ein „physisches Verhältnis“ mit den Vereinigten Staaten. Seine Politik wurde von der Weltbank und dem IWF diktiert.

Aber Menem war nicht der einzige Verräter. Viele andere Politiker und Gewerkschaftsführer warfen ein ganzes Leben des Widerstandes über Bord. Viele von ihnen akzeptierten Arrangements und entschieden sich für Entschädigungen. Andere stiegen auf den Zug der Privatisierung. Wie erklärt man den Verrat von Menem? Das passiert sehr oft in der Politik eines Landes. Es gibt ein kleines französisches Buch „Der Lob des Verrats“ in dem bewiesen wird, dass der Verrat ein integrierter Bestandteil von Politik ist. Um Erfolg zu haben muss man lügen. Wenn man das sagt was man denkt, wir man von niemanden gewählt. Das passierte auch in Argentinien, nur in einem extremen Ausmass. Menem gab sogar zu, dass er seine wirklichen Ziele versteckte, um gewählt zu werden.

Wie erklärt man diese „Mafiokratie“, in der die Wirtschaftsmacht, die Banken, und die Class Politique zusammen sich verbünden? Unbestritten war der Verrat sehr effektiv und hat phänomenale politische Macht ermöglicht, gerade weil es Verrat ist, weil er sich anschleicht aus einer Richtung aus der man es nicht erwartet. Eine Partei die seine historischen Ideen gegenüber dem Feind kapituliert, eine Arbeiterpartie dessen Bewegung durch die Deindustrialisierung erodiert wurde, völlig von Verrätern durchsetzt, Gerichte die das dulden, eine Opposition die keine Manövrierungsraum hat, was dieses Resultat verursachte.

Menems neoliberales Modell war eng mit dem Zerfall der Republik und der Korruption verbunden. Sein politischer Plan benötigte die Mittäterschaft des obersten Gerichtshofes und der Bundesgerichte unter seiner Kontrolle, und spezielle Gesetze welche das Parlament ihm zugestand. In nur einem Monat bekam er sein Gesetz aller Gesetze, die Reform des Staates, um die Tür für eine extreme Privatisierung zu öffnen. Dies wurde die „Produktive Revolution“ genannt.

Die Demokratie wurde durch das Parlament lächerlich gemacht. Menem gab seinen Ministern ganz aussergewöhnliche Vollmachten, die absolute Macht die staatlichen Institutionen zu privatisieren, ohne das eine Inventur oder eine Bilanz erstellt wurde, ohne zu überprüfen ob diese Gesellschaften Gewinn oder Verlust machten. Diese Machtübergabe und Genehmigung durch das Parlament war der Beginn der Plünderung des Volksvermögens.

Diese Reform gab Menem absolute diktatorische Macht, die sogar ein Diktator wie Videla nie hatte. Dieser abscheuliche Akt des Parlaments kam durch die Bestechung von Abgeordneten zustande, welche dann für die Privatisierung der staatliche Ölgesellschaft YPF und der Gasgesellschaft Gas de Estado abstimmten, den beiden grössten Firmen Argentiniens. Das Land verlor Unternehmen, welche seine Infrastruktur finanzierte, und die Arbeiter und Rentner wurden betrogen.

Gegner der Privatisierung wurden bedroht und angegriffen. In Mai 1991 wurde der Autor dieses Film von sechs Kugeln getroffen, weil er Menem wegen der Privatisierung und Ausschlachtung der YPF anzeigte. Er sagte damals, „Die Privatisierung der YPF ist Wahnsinn. Es ist ein ungeheuerlicher Diebstahl.“

Selbstverständlich geht die Privatisierung Hand in Hand mit Korruption einher. Niemals vorher gab es so viele Lobbyisten, so viel Geld im Spiel, so viele Absprachen und Geschäfte hinter verschlossenen Türen ... während die Medien die Vorteile der Privatisierung anpriesen. Nicht nur die Politiker, sondern auch die Journalisten spielten eine grosse Rolle. Das Radio und Fernsehen in der Hand von Landesverrätern.

Der Kongress in dieser mafiosen Dekade verabschiedete so viele skandalöse Gesetze die gegen die Nation waren, dass die Polizei sie gegen die aufgebrachte Menge beschützen musste. Die Menschen waren so empört, dass es jede Woche Proteste durch Rentner, Lehrer, Beamte, Studenten, Arbeiter und die Arbeitslosen aus allen Bereichen gab. Das Staatsbudget musste vorher von Washington genehmigt werden, bevor es überhaupt vor dem Kongress kam. Der Minister bat um Verständnis, da das Land völlig am Boden war.

Das Instrument um das neoliberale Modell anzuwenden war der Konvertierungsplan, der den Import liberalisierte, aber auf einer Lüge basierte, ein Peso ist gleich einem Dollar. Dieser verringerte die Inflation, hatte aber die Industrie des Landes ohne Abwehr gelassen. Bis dahin wurden in Argentinien 95 Prozent der Produkte produziert die konsumiert wurden, es wurden Werkzeugmaschinen, Lokomotiven und Elektrogeräte exportiert. Von da an wurden aber dann Textilien, Fleisch, Milchprodukte, Früchte und Gemüse importiert. Das Land wurde „dollarisiert“, man konnte mit Pesos und Dollars zahlen. Mit einer Inflation von Null haben die Banken und Kreditinstitutionen Geld zu Wucherzinsen von 50% pro Jahr verliehen, während in den USA und Europa man 7 Prozent zahlte. Die Euphorie der Dollar/Peso Parität bewirkte, dass das Handwerk und die Kleinunternehmer nicht mehr konkurrenzfähig waren und die Banken trieben sie in den Bankrott. Hunderte Fabriken und Werkstätten verschwanden, die Textilien, Metallteile, Autoersatzteile, Konsumartikel und vieles andere herstellten.

Das waren die Jahre der Übertreibung durch illegal erworbenen Reichtum. Das Leben lief hinter hohen Mauern im Privaten ab, in Country Clubs und von Sicherheitsleuten geschützt. Das Land der „reichen und berühmten“. Die Medien taten ihren Teil und die Politik wurde zu einem Spektakel. Sie behaupteten, es wäre eine Lüge, das Wirtschaftsmodell von Menem würde Armut produzieren. Dabei war die Realität eine ganz andere. Der Staat tat nichts für die Armen und lies sie völlig alleine in ihrem Schicksal. Statt Geld für Schulen, Strassen, Kanalisation und anderen Infrastrukturen auszugeben, haben die Politiker wie im Selbstbedienungsladen alles eingesackt. Sie haben den Menschen gezeigt wie man Diebstahl begeht.

Der Konvertierungsplan war Teil des globalen Projekts, verbunden an eine Verschuldung die niemals zurückgezahlt werden kann. Im Jahre 1992 vereinbarte Finanzminister Cavallo mit seinem amerikanischen Gegenpart Nicholas Brady, dass die Schuld mit dem Nationalvermögen zu einem Schnäppchenpreis verrechnet wird. Die staatlichen Unternehmen wurden mit Staatspapieren gekauft, zum fixen Preis von 15% des Nennwertes, abzahlbar aber zum vollen Wert. Diese Vereinbarung bewirkte, dass das Land 30 Milliarden verlor.

Die Privatisierung wurde in allen Bereichen umgesetzt. Das Fernsehen, die Telefonfirmen, die Autobahnen, die Bahn, das Radio und die nationale Fluggesellschaft. Das oberste Gebot von Menem war, „nichts was dem Staat gehört wird in dessen Händen bleiben.“ Nichts wurde ausgelassen. Egal was es war und wie viel es kostete, oder wie und warum es verkauft wurde. Diese Privatisierung war die Fortsetzung der alten kolonialen Zwangsenteignung. Damals wurde Gold und Silber geraubt. Diesmal war es Öl, Wasser und Kommunikation. Die ausländischen Firmen haben das gemacht, was sie in ihren eigenen Ländern niemals machen durften.

Die multinationalen Konzerne machten riesige Gewinne. Die argentinischen Gesellschaften wurden ohne Schulden verkauft. Der Staat musste sich um 150'000 Entlassene kümmern, was die Käufer als Bedingung verlangten. Die Hauptinvestoren kamen aus Spanien und Frankreich. Die profitable ENTEL würde für 1/5 ihres Wertes an die spanische Telefonica und an France Telecom verscherbelt, welche sie dann mit 6 Milliarden Schulden belasteten. Aerolinas Argentinas war pofitabel und besass 37 Flugzeuge. Die spanische Iberia belieh diese um die Gesellschaft kaufen zu können, und verkaufte anschliessend alle Aktiva. Die staatliche Wasserversorgung wurde von europäischen Syndikat Suez und Vivendi übernommen. Nachdem es um das achtfache ihres Wertes beliehen wurde, wurden riesige Gewinne eingefahren, aber dafür wurden die vereinbarten Infrastrukturarbeiten nie ausgeführt. 800'000 Menschen hatten danach kein Trinkwasser und 1 Million keine Kanalisation.

Aber der schlimmste Fall geschah mit der staatlichen Eisenbahn. Die Auflösung von zahlreichen Strecken gab der Wirtschaft vieler Regionen einen Todesstoss. Tausende Familien mussten umsiedeln. Von den 36'000 Kilometer an Schienen blieben nach der Privatisierung nur noch 8'000 Kilometer übrig. Von den 95'000 Angestellten hatten nur noch 15'000 eine Arbeitsstelle. Nach 10 Jahren musste der Staat immer höhere Subventionen zahlen und schuldete nun der Weltbank 700 Millionen Dollar, die für die Abfindung der Entlassenen gezahlt werden musste, und schuldet weitere 700 Millionen an Zinsen, um 80'000 Stellen zu vernichten.

Dabei war ja das Ziel der Privatisierung, die staatlichen Subventionen zu beenden, welche zu einem Staatsdefizit führten. Die Ironie dieser Aktion ist, dass die meisten privatisierten ehemaligen Staatsgesellschaften subventioniert werden. Alleine für das nationale Autobahnnetz beliefen sich die Subventionen auf 1.1 Milliarden Dollar, obwohl der vereinbarte Kaufpreis von 980 Milliarden Dollar gar nie bezahlt wurde. Sie stahlen insgesamt damit 2 Milliarden Dollar.

Genau so passierte es mit Konzessionsgebühren für Sachen die dem Staat gehören. Sie wurden nie gezahlt. Nichts für die Strassen, für die Post, den Flughäfen.

Die Gerichte und das Justizsystem waren immer auf der Seite der Grosskonzerne und vertraten überhaupt nicht die Interessen der Bevölkerung. Das Grosskapital erhielt völlige Straffreiheit. Die Privatisierung wurde nur im Interesse der Konzerne geplant. Um das zu erreichen, finanzierten sie alle Wahlkampagnen aller Regierungen, alle Staatsstreiche, alle wichtigen öffentlichen Bauarbeiten. Kein anderer Sektor profitierte so stark von solchen Privilegien, geschützte Märkte, astronomische Subventionen, Steuererleichterungen und Gebührenabzocke, das Absehen von Strafen bei Nichterfüllung der versprochenen Leistung, die Verlängerung von Konzessionen, und der Umtausch von Schulden in Pesos zu Dollar. Sie hielten sich nicht an Verträge mit dem Staat, bescheissten wo sie nur konnten und hatten die Frechheit noch auf Schadenersatz zu klagen.

Die Arbeitslosigkeit verbreitete sich wie einen Plage und untergrub die ganze Gesellschaft. Die Schlangen um ein Almosen zu bekommen wurden überall immer länger. Die Arbeitslosigkeit stieg von 11 Prozent auf über 20 Prozent. In dieser Situation verloren die Arbeiter alles, ihr Einkommen, die Sozialleistungen, die Arbeitslosenversicherung, ihre Unfall- und Krankenversicherung. Die meisten Betroffenen haben kein Dach über dem Kopf, und trotzdem trauten sie sich nicht Widerstand zu leisten, weil sie Angst hatten entlassen zu werden. Diese Angst und Terror führt zu Bereitschaft Lohnkürzungen zu akzeptieren. Denn wer in die Arbeitslosigkeit kommt, fällt ins bodenlose, in der man sich der Armee an Arbeitslosen anschliesst, was zu Depressionen führt.

In dem südamerikanischen Land, in dem das soziale Netz als das fortschrittlichste galt, sind jetzt Tausende bettelarm.

Argentinien ist ein Ausnahmefall in der Welt und in Lateinamerika. Kein anderes Land hat sein Öl und Gas freiwillig ohne einen Krieg aufgegeben. Das Land wurde wahrhaftig durch die regierende Clique verraten. Mexiko, Brasilen und Venezuela würden niemals ihre Ölgesellschaften verkaufen. Die stattliche Ölgesellschaft YPF spielte ein wichtige Rolle in Lande und auf den Ölmärkten der Welt. Das man Öl als einen strategischen Wert darstellte wissen wir schon lange, und dass der Verkauf von Treibstoff von nationalem Interesse sei. Wenn der internationale Marktpreis stieg, dann hat die YPF den Preis niedrig gehalten, nicht so wie der Marktpreis ist, sondern wie die Förderkosten sind.

Um den staatlichen Energiebereich zu privatisieren, mussten sie viele Regelwidrigkeiten begehn. Wenn mann die Gesetze laut Wortlaut angewendet hätte, dann wären alle Konzessionsverträge ungültig. Die strategischen Reserven, wo die grössten Summen investiert wurden, sind für 25 Jahre zu einem Preis verpachtet worden, der in 9 Monaten Förderung zurückbezahlt werden konnte. Die Gesellschaften wurden so billig verschleudert, dass Menem persönlich eingreifen musste. Sie zahlten $19 für Aktien die $38 wert waren, 390 Millionen Aktien zu $19 das Stück ist ein gigantischer Schwindel. Sie haben sogar McKinsey angeheuert um die Reserven sehr niedrig zu schätzen. Nach einem Jahr erschienen die Reserven wieder in der Buchhaltung nach ihrem echten Wert. Sie haben also für Reserven als Beispiel 100 bezahlt, obwohl sie bis zu 140 wert waren.

Argentinien wurde über Jahrzehnte von der internationalen Finanz- und Konzernmafia bis aufs letzte Hemd ausgeraubt und ausgeplündert, und dies mit Hilfe der ganzen politischen Führung des Landes, die korrupter nicht sein kann. Ein Hochverrat wurde begangen auf Kosten des argentinischen Volkes. Übrig blieb ein total verschuldetes Land mit dem Verlust aller Ersparnisse der Bevölkerung, Massenarbeitslosigkeit und totaler Verarmung. Genau diese Vorgehensweise mit Argentininen, erleben wir heute in der gleichen Weise in Amerika und Europa, und wir können uns auf das gleiche Schiksal gefasst machen.

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