Mittwoch, 19. Dezember 2007

Was Maria und Josef heute in Bethlehem sehen würden

Wenn Maria und Josef heute nach Bethlehem wollten, dann kämen sie gar nicht mehr rein, die Geburtsstadt Jesus ist von einer Betonmauer umgeben. Sie müssten an der Mauer warten, eine Barrikade, die so hoch ist wie ein dreistöckiges Haus, mit Stacheldraht oben drüber und Wachtürmen.

Bewaffnete israelische Soldaten überprüfen die Ausweise und durchsuchen die Fahrzeuge. Israelische Staatsbürger dürfen sowieso nicht in die Stadt und nur wenig verbliebene Einwohner von Bethlehem mal raus.

Wenn man meint, die Berliner Mauer war eine unmenschliche Trennung einer Stadt, dann ist dieses monströse, 700 Kilometer lange Gebilde, erst recht eine.

Die offizielle Begründung für diesen „Schutzwall“ ist, damit keine Terroristen nach Jerusalem eindringen können. Dabei geht es in Wirklichkeit darum, das Land den Palästinensern zu stehlen und zu verhindern, dass es einen funktionierenden, zusammenhängenden palästinensischen Staat gibt.

Bethlehem ist nur 10 Kilometer von Jerusalem entfernt, aber in der Realität könnten es auch tausend sein. Die Post benötigt einen Monat von einer Stadt zu anderen. Die 35'000 Einwohner von Bethlehem leben in einer abgeschnittenen Welt, in einer Stadt, die langsam stirbt, deren Lebensgrundlage systematisch zerstört wird.

Wenn man passieren darf, dann öffnet sich ein grosses Stahltor. Für kurze Zeit ist die Mauer durchlässig, danach schliesst sie sich wieder mit Getöse, und man ist drin in Bethlehem, wie in einem Gefängnis. Die Stadt wirkt verfallen, der Geruch von Müll liegt in der Luft. Viele der Souvenirläden und Geschäfte sind geschlossen, erinnern an bessere Zeiten. Der Tourismus, von dem die Stadt lebt, ist stark zurückgegangen, die christlichen Pilger werden von Tourguides schnell rumgeführt und dann weg. Die Hotels sind meistens leer, kaum ein Gast verbringt die Nacht dort. Die Arbeitslosigkeit ist 50% und viele Familien leben von der Hand in den Mund.

Maria und Josef würden eine Stadt vorfinden, die nicht so ist, wie sie eigentlich sein sollte, in der Landschaft seit Tausenden Jahren eingebettet und mit der Umgebung verbunden. Wo die Menschen frei aus und eingehen können und jeder sie besuchen kann, die lebendig ist und für die Einwohner eine Existenz bietet. Sondern eine Stadt von einer gigantischen Mauer umgeben, die alles trennt, in der man laufend daran erinnert wird, sie leben in einem Gefängnis, sind eingesperrt und die eine kalte Friedhofsruhe ausstrahlt.

Mit diesen Zeilen will ich nicht auf die ganzen politischen Gründe eingehen, warum Bethlehem und überhaupt Palästina in so einem traurigen Zustand sind. Warum hier eine schreiende Ungerechtigkeit passiert. Da kommen die stärksten Emotionen hoch und jede Seite wird den Grund darlegen, warum alles so ist, es jeweils anders sehen und mit Argumenten begründen.

Nur egal wie man es sieht, dieser unhaltbare Zustand, und wie die Palästinenser leben müssen, ist einfach unmenschlich, ein Verbrechen und obszön. Das wollte ich mal zum Ausdruck bringen.

Das obige Foto zeigt wie der "Weihnachtsmann" in Bethlehem zusammengeschlagen und verhaftet wird, weil er und 50 andere Friedensaktivisten gegen die Mauer demonstriert haben.

Hier eine Aktion wie man eine eigene Botschaft auf die Mauer draufmalen lassen kann.

... dann, Weihnachten wurde abgesagt... in Bethlehem!


Diese Apartheid-Mauer muss weg!

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