Freitag, 4. Juni 2010

Bilderberg-Meeting Spanien - Tag 3

Heute ist es um den Tagungsort ruhig, denn fast alle Teilnehmer sind angekommen und die Konferenz ist in Gange. Deshalb nehmen wir etwas Zeit für uns, holen den Schlafmangel nach, geniessen die spanische Sonne und tauschen Informationen mit Kollegen aus, bevor wir die nächste Aktion starten.

Eine kurze Verschnaufpause liegt auch mal drin:


Bei der Gelegenheit möchte ich mich bei unserem Fotografen "Franz" bedanken, der unermüdlich mit der Kamera für uns unterwegs ist.

Die Sicherheitsvorkehrungen sind enorm und jeder der wie ein Aktivist oder ein Reporter der alternativen Medien aussieht, wird von der Polizei angehalten und nach Kameras durchsucht. Das passierte auch Guardian Journalist Charley Skelton heute, den sie offensichtlich unter Beobachtung haben.

Bei der Demonstration gestern Abend konnte ich beobachten, wie zwei Polizisten in Zivil den Umzug beschatteten. Sie verhielten sich recht auffällig, in dem sie in ihre Hand reinsprachen und ein Knopf im Ohr hatten (lach).

Interessant ist was die Devisenmärkte machen. Der Euro stürzt weiter ab. Der Kurs liegt jetzt unter 1,40 gegenüber dem Franken bei 1,3926. Scheinbar werden grosse Bestände an Euros abgestossen.

Charley Skelton bei der Arbeit:


Ein Teilnehmer mit Bodyguards wird zur Tagung chauffiert:


Matthias Nass von "Die Zeit":

Fotos von infocon.ro

Nach Rücksprache mit Daniel Estulin bestätigt er, 2010 ist das erste Jahr, wo keine Teilnehmerliste vorab zugänglich ist. Die Geheimhaltung ist extrem und die Angst vor der Preisgabe von Namen und Sicherheitsbedenken ist gross. Deshalb sollen auch einige Personen die sonst dabei sind dieses Jahr nicht angereist sein.

TVE berichtet:


Wechselt die Polizei auf unsere Seite?

Es gibt zwei Sorten Polizisten in Sitges. Die welche stur Befehle befolgen und die welche von ihrem Einsatz nicht mehr so überzeugt sind und ein Gewissen haben. Laut lokalen Medien hat sich die catalanische Polizei darüber beschwert, warum sie ein privates Treffen beschützen müssen, auf Kosten der Steuerzahler. Hier ein Video welches die Behinderung zeigt:


Es gibt auf der anderen Seite unbestätigte Meldung, einige Polizisten hätten die Fronten gewechselt. Sie sollen über die Aufklärung der Aktivisten gesagt haben, danke für die Information, wen wir da überhaupt beschützen, das wussten wir gar nicht. Sie gingen auf die Demostraten zu und sagten ihnen das. Ein Beamter soll sogar sich von seinen Kollegen mit der Aussage verabschiedet haben, ich mach das nicht mehr mit.

Am Ende der gestrigen Demonstration wurden die Polizisten von den spanischen Aktivisten mit Spruchchören aufgefordert Menschen zu sein; "Habt ein Herz, wenn die welche ihr schützt weg sind, werden wir immer noch da sein!" oder "Ihr beschützt Kriminelle und Mörder." Vielleicht hat das bei einigen gewirkt.

Weitere Teilnehmer sollen sein:

- Bill Gates, grösster Microsoft Aktionär, Bill & Melinda Gates Foundation
- James B. Steinberg, US-Vizeaussenminister
- Königin Beatrix der Niederlande

Gespräch mit Josef Ackermann in Sitges

Wir wissen Herr Ackermann ist in Sitges. Deshalb beauftragte ich eine Person in Deutschland ihn im Dolce Hotel anzurufern, mit der Bitte um einen Rückruf. Es musste eine deutsche Nummer sein. Selbstverständlich haben wir nicht mit einer Reaktion gerechnet.

Der junge Mann rief um ca. 9:00 Uhr im Hotel an und bat um eine Verbindung mit Herrn Ackermann. Die Reception stellte durch und meldete aber, er sei nicht in seinem Zimmer und fragte ob man eine Nachricht hinterlassen will. Daraufhin wurde die Nummer durchgegeben.

Ob ihr es glaubt oder nicht, Herr Ackermann hat um 19:55 Uhr zurückgerufen und gefragt um was es ginge. Mein Helfer sagte, er wäre von einer Schühlerzeitung und möchte ihn gerne zu Bilderberg Fragen stellen. Herr Ackermann antwortete, er wäre gerade aus einer anstrengenden Sitzung gekommen und könnte deshalb nicht jetzt Auskunft geben. Er solle doch bitte am Montag gegen 15:00 Uhr in seinem Büro in Frankfurt sich melden.

Ist das nicht unglaublich? Ich möchte betonen, es handelt sich um keine Satire, sondern wir haben es einfach probiert und es hat geklappt.

Was sagt uns das? Erstens, er ist tatsächlich beim Bilderberg-Meeting in Sitges anwesend. Zweitens, Herr Ackermann ist ein höflicher Mensch, er ist der Bitte um Rückruf nachgekommen und hat auf die Frage eines völlig Fremden gelassen reagiert. Übrigens, unsere Angaben stimmen, es handelt sich tatsächlich um einen Redakteur einer Schülerzeitung und wir werden ihn am Montag anrufen.

Erwähnung im Guardian

Im neuesten Artikel von Charley Skelton für die britische Zeitung "Guardian" wird ASR erwähnt und verlinkt. Siehe hier. Das Thema das er anspricht, "Warum die Protestierer deine besten Freunde sind", trifft den Punkt genau. Es stimmt, wir alle hier in Sitges, die der Wahrheit nachgehen, reissen uns den Arsch auf, berichten über was hier hinter verschlossenen Türen abgeht, decken auf und protestieren, unter den schwierigsten Umständen, lassen uns von der Polizei drangsalieren und nötigen, auf eigene Zeit und Kosten ... für euch, um das schlimmste zu verhindern.

Ich bin stolz auf alle die den weiten Weg gemacht haben, die vielen jungen Leuten mit vollem Engagement, die versuchen durch Aufklärung die Welt zu wecken und damit zu verbessern. Sie machen was und schwätzen nicht nur. Wir sind eine grosse Familie hier, jeder hilft jeden, eine tolle Stimmung herrscht, alle tragen etwas bei. Hier wird Geschichte geschrieben, wir haben wenigstens etwas getan, auch wenn mehr Bonzen oben im Hotel residieren und Polizei sie beschützt, als wir hier unten an Anzahl versuchen sie aufzuscheuchen. Das gibt mir Hoffnung für die Zukunft.

Deshalb frage ich: Und wo seid ihr?

Interview mit Charley Skelton



Freeman: Du warst ja in Griechenland beim letzten Bilderberg-Treffen und jetzt hier in Spanien. Der Vergleich zwischen Vouliagmeni und Sitges, was ist deiner Meinung nach gleich oder anders?

Charley: Die Änhlichkeit ist verblüffend. Es sieht sogar gleich aus. Es ist wieder ein Urlaubsort am Meer mit einem Luxushotel auf einem Hügel und einer schmalen Strasse die hin führt. Es ist wie ein Déjà Vu und ich frage mich, wo bin ich, in Vouliagmeni oder Sitges? Wieder die Polizei überall, hunderte davon. So gesehen genau gleich. Aber auf der anderen Seite ist es völlig unterschiedlich, denn letztes Jahr waren zwei von deinen Leuten dort, Paul aus Rumänien, Gerhard Wisnewski, Jim Tucker, einige andere und ich, nicht mehr als ein Dutzend Leute, alle im selben Hotel und am Abend haben wir uns alle an einem Tisch getroffen. Hier ist es völlig anders, viel mehr alternative Medien und auch die etablierten Medien sind da, es finden Interviews statt, viele Medien aus Spanien berichten usw. Auch die britischen Medien berichten. Es gab einen Artikel im "Independent", das ist neu, und ich arbeite hier für die Webseite des "Guardian", ich glaube sie werden meine Artikel in die Printausgabe auch reinnehmen, das ist toll und neu. Vor einigen Tagen habe ich ein Interview mit BBC Radio 4 geführt ... es kommt jetzt im Mainstream an, es wird darüber geredet und nicht mehr unter dem Begriff "Verschwörungstheorie". Sie schreiben, die Bilderberg-Konferenz findet statt, das sind die Leute die teilnehmen, das ist möglicherweise ihre Agenda ... das ist alles völlig neu.

Freeman: Jetzt am dritten Tag, was ist dein wichtigster Eindruck bisher?

Charley: Ich meine, die spanischen Menschen und auch die Polizei sind viel aufgeschlossener für diese Sache als in Griechenland. In Vouliagmeni wurde ich körperlich angegriffen ... hier rollen sie wohl die Augen und es läuft unter dem Motto, "wir machen nur unseren Job", aber ich fühle viel Sympathie und sie haben einen Ort mit Katalonien gewählt, der ja bekannt ist für seine Unabhängigkeit. Es war das Zentrum des Widerstandes unter Franco. So gesehen haben die Bilderberger eine dumme Wahl getroffen, obwohl sie in keiner Weise dumm sind.

Freeman: Ja, aber mit dem Hotel selber haben sie die richtige Wahl getroffen, denn es ist abgelegen und sehr schwer zugänglich.

Charley: Ja das stimmt, sehr schwer. Es gibt deswegen Leute die durch das Gebüsch krabbeln und über die Hinterseite und über die Hügel versuchen näher ran zu kommen, um herauszufinden wer teilnimmt, da alles weiträumig abgesprerrt ist. Deshalb stellt sich für mich die Frage, muss man so viel Sicherheit durchziehen? Können sie nicht einfach mit uns darüber reden was sie da machen?

Freeman: Ja richtig. Jetzt wenn ich es so ausdrücken darf, letztes Jahr bist du etwas naiv nach Griechenland zum Treffen gegangen, hast aber sehr schnell deine Meinung geändert, speziell nachdem du sogar misshandelst wurdest. Deiner Meinung nach, was sind die Bilderberger wirklich?

Charley: Das ist eine gute Frage. Die Menschen reden über die Verschwörung der Bilderberger, ich rede lieber über die Bilderberg-Konferenz, eine
sehr ernsthafte viertägige Konferenz ... es handelt sich hier nicht um ein Spiel. Sie reservieren sich dafür vier Tage aus ihrem vollen Terminkalender. Und guck wer alles da ist? Timothy Geithner, der US-Finanzminister, der Chef der Deutschen Bank Josef Ackermann, der Vorstandsvorsitzender der Barclays Bank etc. oberste Politiker, Banker, Konzernchefs etc. ... und sie sind nicht hier um die Sonne zu geniessen. Demnach, das ist meine Theorie, geht es erstens um sehr ernsthafte Themen. Zweitens, ist es ein Treffen der Mächtigen und den nicht so mächtigen. Es gibt zwei Ebenen hier. Die gewählten Leute die nicht so viel Macht haben und die welche wirklich sagen was läuft, also zwischen denen wo man meint sie haben Macht, aber nicht wirklich welche haben, die Staatsführer und Minister, und denen die wirklich die Macht haben, also den Supermächtigen und den weniger mächtigen. Deshalb müssen wir wissen was da vor sich geht, was die gewählten Amtsträger mit den nicht gewählten Wirtschaftsmagnaten besprechen. Deshalb ist das Medieninteresse gestiegen und es ist doch nicht zu viel verlangt zu wissen was da läuft.

Freeman: Was sagst du zu der Tatsache, wir sehen mehr Leute aus der sogenannten Wahrheitsbewegung hier, so viele junge Leute auch, die helfen wollen. Auf der einen Seite um zu protestieren, aber auch um zur Aufdeckung beizutragen. Was meinst du dazu?

Charley: Wir sehen eine neue Art von Personen die entstehen, junge, politisch interessierte, Guerillajournalisten, welche die Geschehnisse festhalten und auf Youtube hochladen oder auf Webseiten veröffentlichen, eine Armee an schnell reagierenden, politsch und medienbewussten Menschen.

Freeman: Das ist ein tolles Zeichen, ein hoffnungsvolles Zeichen, oder nicht?

Charley: Ja, noch nicht wirklich eine Armee, aber eine gute Truppe.

Freeman: Dadurch berichten wir online und live in die Welt hinaus, um zu zeigen was sonst nicht so bekannt wäre.

Charley: Ja und deshalb ist das Internet so wichtig.

Freeman: Danke Charley für das Gespräch.

Hier gehts weiter: Bilderberg-Meeting Spanien - Tag 4

1 Kommentare:

GläsernerBürger hat gesagt…

Ja die Bilderberg Konferenz und die Frage wo wart ihr?
Ich kann jeden der einmal vor Ort war nur zu gut verstehen, wenn die Frage aufkommt. Ich stehe hier und nehme das alles auf mich und die Masse geht ihrem täglichen Leben nach, völlig ungestört und unbeeidruckt. Aber jeder der an einer Aktion teilnimmt hat auch das Gefühl der Verbundenheit mit den Anderen, welche ebenfalls etwas "ungewöhnliches" machen. Mir hat dieser Umsand immer sehr geholfen und schnell war der Anflug von "Verachtung" für die "Untätigen" weg. Jeder ist an seinem Platz Freeman, dein Platz war dort, als Vorbild. Jemand der nicht nur schwätzt und schreibt, sondern vollen Einsatz und auch Mut zeigt. Dein Einsatz hat sich schon gelohnt. Es gibt Fortschritte, trotz all der Milliarden und der schier unglaublichen Macht gegen die wir vorgehen. Meinen Respekt hast du, auch wenn dir nix dafür kaufen kannst.

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