Mittwoch, 4. Juni 2008

Warum Hillary verlor und Obama gewann

Gestern Abend hat sich Barack Obama selber zum Sieger des Vorwahlkampfes bei den Demokraten erklärt. Hillary hat noch nicht ihre Niederlage eingestanden, jetzt wird hinter den Kulissen ihre zukünftige Rolle ausgehandelt, zum Beispiel ob sie das Amt des Vizepräsidenten an der Seite von Obama übernimmt.

Ich will ja nicht Recht haben, aber bereits am 25. Februar 2008 habe ich in meinem Artikel „Wer sagt es Hillary ‚es ist vorbei’“ ihre aussichtslose Kandidatur angekündigt und so ist es auch jetzt geschehen.

Warum hat Hillary verloren und Obama gewonnen?

Vor einem Jahr hatte Hillary Clinton 30 Punkte Vorsprung vor allen Rivalen bei den Vorwahlen der Demokratischen Partei. Sie hatte mehr Wahlkampfspenden eingesammelt als alle anderen bis zu diesen Zeitpunkt, hatte damit doppelt so viel Geld in der Wahlkampfkasse. Sie hatte die Rückendeckung der Mehrheit des Demokratischen Parteiestablishments. Sie hatte die Unterstützung eines beliebten ehemaligen Präsidenten, der zufällig ihr Ehemann ist. Sie ist eine Frau mit politischer Erfahrung ... und sie verlor trotzdem.

Was ist da passiert?

Wie bei jeder Geschichte sind die Gründe und Ursachen nicht so leicht auf einen Satz oder Paragrafen zu reduzieren, denn es gibt mehrere Gründe warum Hillary verloren hat. Ich werde nur einige davon hier aus meiner Sicht aufzählen.

Dies ist ein Rennen welches Hillary Clinton hätte gewinnen können und sie hat es beinahe geschafft. Ihr Geschlecht hat nicht viel mit der Niederlage zu tun.

Im Folgenden versuche ich zu erklären was passiert ist:

1. Ihr Wahlkampf beruhte für viele Monate auf dem Argument, sie hätte mehr Erfahrung als Obama, aber die überwältigende Mehrheit der Wähler wollen eine Erneuerung. Sie hat sehr viel Zeit und Geld damit vergeudet, ihre politische Erfahrung herauszustreichen, nur darum gehst diesmal nicht. Die Parteimitglieder der Demokraten wollen was neues und frisches. Als sie den Fehler realisierte war es zu spät, Obama hatte bereits diesen Platz ausgefüllt.

2. Die politischen Rahmenbedingungen bei diesem Rennen sind völlig anders als in den Jahren 2000 und 2004. Bei den damaligen Wahlen ging es um Stärke, das war was das Land in seiner Führung sehen wollte. Heute will das Land mehr einen Präsidenten der die Wunden heilt, der die Nation wieder zusammenbringt, die durch Bush völlig polarisiert wurde, jemand der mehr mütterliche Eigenschaften hat. Hillary gab sich aber als starke Vaterfigur. Sie demonstrierte Härte und Stärke, aber die Wähler wollen Sensitivität und Geborgenheit.

3. Bei den Wahlkampagnen für das Präsidentenamt geht es immer darum die Ängste der Wähler zu verstehen, um sie dann aufzufordern sich für den Kandidaten zu entscheiden der ihre Hoffnungen erfüllt. Clinton sprach wohl laufend die Ängste der Wähler an, aber sie hat nie die Brücke überquert um ihre Hoffnungen anzusprechen. Sie blieb in der Angstmacherei stecken, aber die Wähler wollten, dass sie irgendwann ihnen auch Hoffnungen macht.

4. Das Wahlkampfteam von Hillary hat ihre Strategie darauf aufgebaut, dies würde ein kurzes Rennen werden und nach dem Gewinn der ersten grossen Bundesstaaten wäre die Entscheidung schnell gefällt. Dieser Vorwahlkampf wurde aber ein langes Rennen und jeder Staat war wichtig und ausschlaggebend. Sie musste dann mitten im Rennen schnell umschalten und einen längere Puste aufbringen.

5. Hillary hat sich nie von ihrem Ehemann Bill während des Wahlkampfes distanziert. Die Wähler wollten aber eine selbstständige Person sehen, die auf eigenen Füssen stehen kann, welche das Amt der Präsidentschaft auch alleine ausüben kann. Jedes mal wenn Bill irgendwo auftauchte und sprach, wurden die Wähler daran erinnert, wenn sie Hillary wählen, dann wählen sie auch ihren Mann. Bill Clinton mag wohl sehr gut in der Selbstdarstellung sein, er ist gewannt und rhetorisch gut drauf, aber er ist nicht geeignet sich für jemand anders einzusetzen und schadete ihr nur.

6. Das Land will was neues und frisches, jemand der nächsten Generation, und das trifft speziell auf die Wähler unter 30 zu. Barack Obama erfüllt diese Vorstellung und Hillary nicht. Obama ist modern und hipp, Hillary ist Oldschool.

Es gibt natürlich noch andere Gründe, wie zum Beispiel die Botschaft die Obama verkündet, der Erneuerung und die Unverbrauchtheit. Oder das Hillary damals für den Irakkrieg gestimmt hat und jetzt anderer Meinung ist. Das nimmt man ihr nicht ab.

Hillary hatte es in der Hand zu gewinnen, egal wer der Gegner ist, aber sie hat es vermasselt und sich nicht den Wünschen und Vorstellungen der Wähler angepasst. Sie repräsentiert nicht die Zukuft die sich die Amerikaner vorstellen. Sie ist selber Schuld.

Bin ja gespannt, ob sie jetzt sich mit dem Amt des Vizepräsident begnügt, und ob es überhaupt aus der Sicht der Demokraten strategisch sinnvoll ist, als Team Obama/Clinton gegen McCain und wen immer anzutreten.

Aber ... wir dürfen nicht vergessen, es spielt ja im Endeffekt keine Rolle wer die US-Präsidentschaft gewinnt, denn alle Kandidaten die am Schluss zur Auswahl stehen, sind von den wirklichen Besitzern des Landes vorbestimmt, gehören ihnen und vertreten dann im Amt ihre Interessen. Wichtig ist wer hinter den Kandidaten steht und ihre Fäden zieht. Das Ganze ist nur eine Show fürs dumme Volk, ... aber das ist wieder ein anderes Thema.

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