Samstag, 31. Juli 2010

Wikileaks kontaktierte das Weisse Haus vor der Veröffentlichung

Anlässlich eines Interviews durch Fox News wurde Julian Assange gefragt, warum er sich nicht für zukünftige Todesfälle unter den US- und NATO-Soldaten oder unschuldigen Zivilisten verantwortlich fühlt, welche durch die Veröffentlichung der Afghanistan-Protokolle in Gefahr geraten könnten.

Am Donnerstag hatte nämlich US-Verteidigungsminister Robert Gates und Generalstabschef Mike Mullen an einer Pressekonferenz hervorgehoben, dass die Weitergabe der rund 92'000 als geheim eingestuften Unterlagen "gefährliche Risiken" für die US-Soldaten, ihre Verbündeten und afghanischen Partner bergen würde und sie könnten den Ruf der USA "in dieser entscheidenden Weltregion" beschädigen.

Assange könne sagen was er wolle über die gute Sache, die er und seine Quelle angeblich verfolgen, "aber die Wahrheit ist, dass schon das Blut eines jungen Soldaten oder einer afghanischen Familie an ihren Händen kleben könnte." Damit bezog sich Mullen unter anderem auf die Tatsache, dass in den Dokumenten die Namen von Dutzenden Afghanen genannt werden, die den NATO- und US-Truppen wichtige Informationen zukommen liessen.

Assange widersprach dieser Beschuldigung, denn es wäre nicht so, weil sie über die New York Times das Weisse Haus kontaktiert hätten und die Obama-Regierung darum baten, Ressourcen zur Verfügung zu stellen, um die Dokumente zusammen mit ihnen zu sichten, bevor sie veröffentlicht wurden. Das Weisse Haus ist aber auf diese Möglichkeit einzugreifen, um möglichen Schaden zu verhindern, nicht eingegangen.

Wikileaks gab ihnen über die guten Kontakte der New York Times zum Weissen Haus die Chance, Informationen welche ihrer Meinung nach Menschen in Gefahr bringen zu markieren, damit sie nicht bekannt werden. Deshalb trägt die Obama-Regierung wegen dieses Versäumnis alleine die Schuld, sollte in Zukunft wirklich der Fall eintreten.

Assange hatte nämlich am Tag der Veröffentlichung bereits betont, sein Team hätte 15'000 Dokumente die sie meinten würden Menschen gefährden vorläufig zurückgehalten, wenn man daraus ihre Identität feststellen kann. Aus diesem Grund wurden auch nur die Dokumente ins Web gestellt, welche nicht mehr aktuell sind, die bis Ende 2009, und keine laufenden Operationen betreffen.

Deshalb ist die Beschuldigung Obamas, Gates und Mullen, Wikileaks würde die ISAF-Soldaten und auch afghanische Soldaten und Informanten gefährden, unhaltbar und dient nur zur Verleumdung und Diskredtierung von Wikileaks. Diese Hintergrundinformation bringt einen neuen Einblick in was im Vorfeld hinter den Kullissen ablief.

Hier der Bericht von Fox News:



Das US-Justizministerium prüft mittlerweile, ob Wikileaks aufgrund eines Spionage-Gesetzes von 1971 angeklagt werden kann. Es verbietet die unautorisierte Veröffentlichung von sicherheitsrelevanten Informationen.

Der US-Nachrichtensoldat Bradley Manning wurde derweil von Kuwait in ein Militärgefängnis im Bundesstaat Virginia transferiert. Er soll Wikileaks das brisante Video aus dem Irak zugespielt haben und ist laut US-Medien auch der Hauptverdächtige im Fall der Afghanistan-Papiere.

Die Washington Post berichtet am Sonntag, ein Bekannter von Manning, der in Boston wohnt, wurde vor der Veröffentlichung der Afghanistan-Papiere von Agenten der US-Armee und des US-Aussenministeriums kontaktiert, um die Quelle des Lecks herauszufinden. Sie boten ihm sogar Geld an, um Wikileaks zu unterwandern.

Der Mann, ein Computer-Experte am Massachusetts Institute of Technology, der Bradley Manning im Januar getroffen hatte, sagte den Agenten im Juni, er wisse von keinen Dokumenten. Unter der Voraussetzung der Anonymität sagte er der Zeitung, es sah aus wie wenn die Agenten „geheime Dokumente suchten, die sie im Raum Boston vermuteten.“ Er sagte weiter, „ich hatte das Gefühl, sie versuchten immer noch das Leck zu stopfen.

Nachdem sie ihn im Juni zweimal befragten, offerierten sie dem Computer-Experten daraufhin Bargeld, um, wie er in seinen Worten sagte, Wikileaks zu „infiltrieren“. „Ich habe es abgelehnt,“ sagt er, „ich will nichts mit Geheimdienstzeug zu tun haben.

8 Kommentare:

Christian hat gesagt…

Sehe diese erste Auseinandersetzung auch als ersten wirklich, realen Showdown dieser Zeit.

Warum?

Weil derart präkeres gerade JETZT und HIER geschieht .....

Viele Bausteine machen das Haus - aber diese ganze Aktion ist ein Pfeiler eines Fundamentes!

Robert hat gesagt…

Mal abgesehen davon, ob das Weiße Haus hier versagt hat oder nicht, ist man nicht automatisch für alles verantwortlich, was man im Sinne einer naturwissenschaftlichen Kausalität "verursacht".

Die Gefahr, dass Täter Racheakte erleiden, ist eher den Tätern selbst zuzurechnen als denen, die die Taten aufklären. Deswegen werden auch keine gerichtlichen Strafprozesse "aus Täterschutzgründen" unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführt.

Flo hat gesagt…

...Sie werden sich diesen Julian schnappen und dann wird man lange nix von Ihm gehört haben...

...das wäre dann das vorläufige Ende dieses Herrn und wäre perfekt um die Weltbevölkerung noch weiter zu provozieren, denn daß die Normaldenker provoziert werden sollen und Bürgerkriege und Aufstände erwünscht wären um das durchzusetzen was Sie seit Langem planen dürfte mittlerweile den Unaufmerksamsten klar geworden sein. Keine Abnakenabgabe, Todesvideos und trotzdem weitere Truppen, keine Truppenaufläsung in Afghanistan, keine entschuldigung der WHO, kein sorry von Baxter oder sonst wem, die Lebensversicherer verkaufen auch weiter und versprechen Renditen die wahrscheinlich nicht geahlten werden können (Die vorsorge einer Bekannten ist schon den bach runtergegangen), keine politischen Entscheidungen in Österreich ohne elitäres okay, Mafiaparagraph, Tierschutzskandal in Wien wo man jungen Leuten mit bis zu 13 jahren Haft droht, Versammlungsverbote und und und...

...Ps.: heute hab ich echt schlecht geträumt! Bei Euch auch irgendwer?

Grüße

Shiryuu hat gesagt…

Das ist doch klar welches Kalkül dahinter gesteckt hat, wieso man nicht zusammenarbeiten wollte. Wenn man es ablehnt zusammenzuarbeiten und des möglichst vertuscht und nicht öffentlicht kann man den Schwarzen Peter Wikileaks zuschieben und sie "schuldig" am Tod von menschen machen. Während man ansonsten offensichtlicher Schuldig wäre. Man versucht halt Wikileaks irgendwie zu zerstören. Obwohl es eigentlich unnsinnig ist, denn durch den Einsatz amerikanischer Soldaten sind inzwischen Millionen mal mehr menschen ums Leben gekommen als durch irgendwas von Wikileaks, Obama hätte gar kein recht dazu Wikileaks zu beschimpfen. , außerdem zeigt sein verhalten gegenüber Wikileaks wie sehr er in dem Staatsgebilde gefangen ist und gar keinen neuanfang starten will/kann, weil er eben so stark verwurzelt drin ist. Allein wegen der Intransperenz und dem Nichtbeenden der Krieger und der Bedrohung anderer Länder hätte Obama niemals den Friedensnobelpreis bekommen dürfen, ein weiterer grund wieso dieser Preis zur Farce verkommt.

Obama hat ja seine Drohnungen wahrgemacht und Jacob Appelbaum, der Assange vertreten hat festgehalten und befragt. Wikileaks geht im moment anscheinend von einem harten Kampf aus, eine mysteriöse Datei soll aufgetaucht sein, 1,4GB groß und verschlüsselt. Angeblich eine Absicherungsdatei.

eichelt hat gesagt…

'Dehalb trägt die Obama-Regierung wegen dieses Versäumnis alleine die Schuld, sollte in Zukunft wirklich der Fall eintreten.'

Aha, klingt mal wieder wie ne typische 'Ich bin nicht Schuld, sondern der andere da!'-Aussage.
Nichts für ungut, ich find es toll das die Dokumente veröffentlicht wurden und Menschen werden so oder so (sinnlos) sterben, wer daran Schuld ist dabei doch völlig egal.
Dieses ständige gegenseitige Schuld zuweisen ist für nucg so ungaublich nervig.
'Die Killerspiele sind Schuld, die Ausländer sind Schuld, die andere Partei ist Schuld, mein Nachbar ist Schuld, aber ich/wir auf jedenfall nicht!'.
Wenn man mal das ständige 'Schuld-von-sich-wegschieben' sein lässt und hinnimmt das schlicht alle ausnahmslos Schuld sind am Debakel der Menschheit, dann hätte man dreimal so viel Zeit sich endlich Gedanken über Lösungen zu machen... aber mei, man kann ja mal träumen.

El. hat gesagt…

Die schöne Welt der WIKIbums

"Aus diesem Grund wurden auch nur die Dokumente ins Web gestellt, welche nicht mehr aktuell sind, die bis Ende 2009."

Das nennt man auf Deutsch "alte Kamelle".

Wikileaks " über die New York Times das Weisse Haus kontaktiert hätten"

also Wikileaks in Teamarbeit mit der NYT.

Es ist natürlich angenehm zu wissen, dass die Wikileaks ein Kontakt mit dem Weisen Haus sichergestellt hat und hat. Das öffnet auch dem Weissen Haus die Möglichkeit die Veröffentlichungen bei Wikileaks direkt oder indirekt über NYT zu bestimmen. Die Geschichte, die Hr. Assange uns erzählt, würde ich als rührend bezeichnen. Ist damit die Frage "Wer eigentlich ?" schon wirklich beantwortet ?

Wenn wir die o.g. Frage schon beantwortet haben, da stellt sich die nächste Frage:

Wer bestimmt, was aus den Wikileaks Veröffentlichungen in die Massenmedien getragen wird ?

Es wird schliesslich nicht jede wichtige Veröffentlichung bei Wikileaks dem gesamten Publikum bekannt, aber Wikileaks bekommt ihre Anerkennung sogar von dem wichtigsten Systemmedium überhaupt, dem Time Magazin :

"WikiLeaks ... could become as important a journalistic tool as the Freedom of Information Act. — Time Magazine
Meistens bin ich vorsichtig, wenn Time Magazine versucht mir etwas einzureden, aber nach dieser Offenbarung von Time.

Ja, die alle die Wikis öffnen ganz neue Dimensionen der Wahrheit und der Freiheit.


Die schöne Welt der WIKIbums

Wir sollen uns nicht beschwerten, dass nur Wikileaks mit NYT, Guardian und Spiegel kooperieren, der Speigel ist sogar bei Wikis doppelt dabei:

"da Wikipedia Kooperationspartner von SPIEGEL WISSEN ist"

Hr. Assange macht ausserdem eine sehr nette Eindruck, kann man ihm überhaupt nicht glauben ?.

Signed El.

Bernman hat gesagt…

Wie schnell sich doch die Dinge ändern.

Als Obama gewählt wurde habe ich befürchtet man würde ihn umbringen, jetzt habe ich Angst davor, er lässt seine Kritiker umbringen.....

Dank an Freeman

wheezzl hat gesagt…

Danke für den Artikel! Sehr interessant zu erfahren... das lässt das ganze schon wieder anders aussehen :) Wundert mich natürlich nicht, dass die Regierung dies bstreitet. Da wollten sie noch hilfreich sein und wurden abgewiesen. Und jetzt werden sie beschuldigt Blut an den Händen zu haben. Das ist doch wirklich nur noch schwachsinnig... wer hat den hier Blut an den Händen? Wohl diejenigen welche seit 10 Jahren in Afghanistan und Irak rumballern.

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