Donnerstag, 26. April 2007

Edward Bernays: Die Konsumenten-Demokratie

Hier die Fortsetzung meines Artikels
Edward Bernays: Die Gehirnwäsche einer Nation

Im Jahre 1938 entwickelte Bernays die Vision einer zukünftigen Welt, wo der Konsument König sein würde. Er nannte es die Konsumenten-Demokratie, eine Gesellschaft wo die Bedürfnisse und Begierden der Menschen durch Firmen und den freien Markt erkannt und erfüllt würden. Konzerne wären dann der Mittelpunkt der Gesellschaft, welche auf alle menschlichen Wünsche, Besorgnisse, Ängste und Bedürfnisse reagieren und rein durch ein markwirtschaftliches System gedeckt wären. Es gab damals die Einstellung, dass die Marktwirtschaft nicht durch Ideologien beeinflusst ist, oder durch politische Macht, sondern einfach nur durch den Willen der Menschen. Dies war ein Modell von Demokratie welches auch die Politiker übernahmen um an die Macht zu kommen und eigentlich das Modell unserer heutigen westlichen Gesellschaft. Die Politiker fingen an, dieselben Techniken welche von der Industrie entwickelt wurden um die Begierden der Menschen zu lesen, in ihre Politik zu benutzen und glaubten Bernays Behauptung, dies wäre eine bessere Form der Demokratie.

Insgeheim glaubte Bernays nämlich nicht, dass die wahre Demokratie jemals funktionieren würde. Er war sehr stark durch seines Onkels Theorien über die menschliche Natur beeinflusst. Freud glaubte das Menschen nicht durch den rationalen Geist, sondern nur durch primitive, unbewusste Bedürfnisse und Gefühle gesteuert wären. Bernays meinte deshalb, dies bedeutet es wäre viel zu gefährlich die Massen zu erlauben jemals Kontrolle über ihr eigens Leben zu bekommen. Mit seinem Konsumerismus könnte man den Menschen die Illusion der eigenen Kontrolle gegeben und gleichzeitig der Elite ermöglichen die Gesellschaft tatsächlich zu kontrollieren und zu steuern. Nicht die Menschen hatten die Kontrolle, sondern die Bedürfnisse der Menschen hatten die Kontrolle. Die Menschen haben dabei überhaupt keine Entscheidungsfreiheit in dieser Gesellschaftsform. Die Demokratie wurde von etwas was einen aktiven Bürger voraussetzt, auf etwas reduziert was darauf aufbaut, die Öffentlichkeit besteht nur aus passiven Konsumenten. Tatsächlich gab man den Menschen nur „Hunde-Lekerli“ als Motivation und Belohnung, ein Demokratie-System getrieben durch die unbewussten Gefühle der Massen, die durch Konsum zufrieden gestellt wurden.

Politiker übernahmen diese Idee auf Ansehen hin, welche die Industrie propagierte und benutze, ein System erfunden um die Gedanken der Konsumenten zu lesen. Es war die Basis für deren neue Demokratie. Also machten sie genau das was die Wirtschaft erfolgreich vor ihnen umgesetzt hatte, sie organisierten Fokus-Gruppen, eine ausgewogene und typische Auswahl an Menschen aus der Öffentlichkeit, hörten sich an was die zu sagen hatten und schrieben ihre politischen Programme entsprechend passend dazu.

Dies funktionierte hervorragend um Wahlen zu gewinnen, aber funktionierte überhaupt nicht später beim Regieren. Was ganz fantastische Resultate hervorbrachte um das richtige Produkt zu entwickeln, welches die Leute wollen und kaufen, brachte die Politiker in ein verwirrendes Labyrinth an gegenseitig widersprechenden Programmen. Das Problem welches sich durch eine Fokus-Gruppen-Politik ergibt ist das Menschen irrational und widersprechend sind. Sie wollen niedrigere Steuern zahlen, aber gleichzeitig mehr Leistung vom Staat haben. Man hat als Politiker ein unüberbrückbares Problem wenn man nur auf die individuellen Meinungen der Massen hört, welche sich dauernd ändern und keine Zusammenhänge kennt. Wenn man den Menschen nur mit dem füttert was sie sowieso schon glauben das sie benötigen, endet man mit einer Politik die völlig chaotisch ist oder man hat gar keine Politik. Diese Form der Politik wurde aber immer populärer, weil sie half Wahlen zu gewinnen. Nur das zählt in den Augen der Politiker, wie komme ich an die Macht, was danach passiert interessiert sie nicht mehr.

Das beste Beispiel wie man erfolgreich Wahlen gewinnt, die Menschen total begeistert und dann einen Scherbenhaufen nach dem anderen hinterlässt und im Regieren total versagt ist die Amtszeit von Toni Blair in Grossbritannien. Es ist das Musterbeispiel einer Konsumenten-Demokratie nach Bernays. Blair übernahm diese Idee komplett, erzählte den Menschen und jeder Gruppe was sie hören wollten, präsentierte sich als Retter der Labor-Party (New-Labor), gewann haushoch die Wahlen, wurde als Sonny-Boy bejubelt, verstrickte sich aber in seiner Regierungszeit total in konzeptlose und widersprüchliche Programme die versagten, versuchte mit unglaublichen Propagandatricks (Spin) das Versagen zu kaschieren, führte dann um von seinem Versagen noch mehr abzulenken das Land in Kriege und baute den Popanz „Terrorismus“ auf, basierend auf gigantischen Lügen zur Verbreitung von Angst und Schrecken. Aber alles hat nichts genützt, die Lügen wurden durchschaut und er wurde von eigenen Parteigenossen zum Rücktritt gezwungen, weil er in der Bevölkerung überhaupt kein Ansehen mehr hat und der Labor-Partei mehr schadet als nützt. Genau den gleichen politischen Weg hat sein Busenfreund Bush eingeschlagen und ebenfalls total versagt.

Was aber benötigt wird sind Politiker die eine klare Vision haben, an welche die Menschen glauben können. Politiker müssen das machen was die Masse selber nicht tun kann, ein politisches Programm entwickeln und die entsprechenden Führungsqualitäten haben um sie konsequent umzusetzen. Politiker haben die Aufgabe ein grösseres Bild der Gesellschaft zu formulieren und eine positive Zukunft zu zeigen. Sie müssen die sozialen und wirtschaftlichen Probleme als ganzes lösen und langfristig agieren, auch wenn sie einzelnen Interessengruppen auf die Füsse treten. Um das zu tun müssen sie aber an den Wähler appellieren ausserhalb seiner egoistischen Selbstinteressen zu denken. Dies würde aber bedeuten, die weit akzeptierte Freudsche Menschensicht anzugreifen, die den Menschen als instinktgetriebenes Individuum sieht, was eine Sicht des Menschen ist, wie die Konzerne ihn gerne haben möchten und fördern, weil es den idealen Konsumenten für sie darstellt. Durch die jahrzehntelange Bearbeitung durch die Wirtschaft mit Werbung und Propaganda glauben und meinen wir, dass wir frei sind. Tatsächlich sind wir Sklaven unserer eigenen Begierden geworden. Wir haben vergessen, dass wir mehr sein können, dass es eine andere und bessere Seite der menschlichen Natur gibt.

Hier haben wir also zwei Betrachtungsweisen des Menschen und der Demokratie. Wir haben die Sicht, dass Menschen völlig irrational handeln und nur ein Bündel von unbewussten Emotionen sind. Diese Idee stammt direkt von Freud und Konzerne sind spezialisiert darauf zu antworten, dafür haben sie alle Sinne und Fähigkeiten geschärft und das ist eigentlich um was es beim Marketing geht. Was sind die Symbole, die Bilder, die Wörter auf die das Unterbewusstsein des Konsumenten reagiert? Politik muss aber mehr sein. Bei der politischen Führung muss es darum gehen die Menschen zu Diskussionen und Meinungsäusserung zu motiviere, was ist das Beste für die gesamte Gesellschaft. Wenn es nicht das ist, wenn es nach Freud geht, wenn es nur darum geht, dass die Politik die gleichen unbewussten Gefühle anspricht wie es die Wirtschaft tut, warum lassen wir dann nicht Konzerne die Staaten regieren und die öffentliche Verwaltung führen? Sie können es viel besser, denn die Konzerne sind schliesslich im Geschäft auf Gefühle zu reagieren.

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